Schlamperei in der Anatomie
Wo sind die Gehirne hin?
An der University of Texas sind an die hundert menschliche Gehirne aus einer anatomischen Sammlung verschwunden. Ein böser Verdacht: Studenten könnten sie zum Spaß entwendet haben.
Gehirne (Archiv): Die Universität Texas sucht Teile ihrer Sammlung
Foto: Corbis
Die staatliche University of Texas at Austin vermisst rund hundert Gehirne, darunter vermutlich auch das Gehirn des Amokläufers Charles Whitman. "Wir glauben, jemand könnte sich die Gehirne genommen haben, aber wir wissen es nicht genau", sagte Tim Schallert, Psychologie-Professor und Co-Kurator der Sammlung, dem "Austin American-Statesman". Vielleicht für eine Halloween-Party?, mutmaßt sein Kollege.
Die Sammlung stammt ursprünglich aus dem Austin State Hospital, schreibt die Uni auf ihrer Webseite. Das Krankenhaus habe vor Jahrzehnten die Gehirne seiner Patienten in Formaldehyd eingelegt, einige waren zurückdatiert auf die Fünfzigerjahre und beschriftet mit "Downsyndrom" oder "Wasserkopf". 1985 hätten die Ärzte dann realisiert, dass sie gegen nationale Konservierungsrichtlinien verstoßen hatten. Also mussten die Hirne weg.
Die Universität Texas wollte sie gern aufnehmen, heißt es in dem Artikel, genauso wie einige andere Hochschulen, Harvard zum Beispiel. Jahrelang verstauten die Wissenschaftler die Sammlung in einem Schrank im Keller. Weitgehend unbeachtet. Jetzt sind sie verschwunden.
Offenbar haben der oder die Diebe aber nicht alle Teile der Sammlung erwischt. Die verbliebenen Gehirne würden als Lehrmittel eingesetzt und von den Fakultätsmitgliedern sehr sorgsam behandelt, teilte die Universität in einem Statement mit. Die Umstände des Verschwindens würden nun untersucht, heißt es weiter. Und: Die Uni werde die Gehirne mit Respekt behandeln.