Was kostet die Welt? Lissabon, sonnig und süffig

Portugiesen bestellen schon mal Schweineohrensalat oder Rinderzunge. Aber sonst ist Lissabon eine bezaubernde Metropole, der Blick auf den azurblauen Tejo hebt gleich die Laune. Tilo Wagner weiß, wo es für Gaststudenten besonders entspannt oder spannend zugeht.

Die geschützte Mündung des Flusses Tejo, an der Lissabon liegt, wurde schon vor über 2500 Jahren von phönizischen Händlern als idealer Ankerplatz entdeckt. Auch das angenehme Klima und die reichen Fischgründe mögen dazu beigetragen haben, dass in Lisboa nacheinander die Römer, Westgoten und Mauren siedelten, bevor 1147 die Christen die Kontrolle über die Stadt gewannen und die Gründung Portugals vorantrieben.

Das Land verteidigte sich erfolgreich gegen Machtansprüche Kastiliens. Doch Spanien wurde zu einer schwer zu überwindenden Barriere nach Europa, weshalb Portugal seine Beziehungen mehr mit der Welt knüpfte als mit dem Kontinent. Erst nach der Nelkenrevolution 1974, die der fast 50 Jahre lang regierenden klerikal-faschistischen Diktatur Salazars ein Ende setzte, begann die europäische Integration. Und eine Zeit enormer sozialer Umbrüche, die heute noch deutlich zu spüren ist.

Der Großraum Lissabon zählt zu den am schnellsten wachsenden Metropolen Europas. Heute leben über 3,5 Millionen Menschen zwischen dem Atlantik und der Tejo-Mündung. Die Bevölkerung in den historischen Stadtgrenzen schrumpft allerdings; viele leerstehende, verfallene Häuser in der Altstadt zeigen schonungslos das Missverhältnis von Zentrum und Vorstadtsiedlungen. Lokalpolitiker bemühen sich mittlerweile, die historischen Gebäude vor dem Verfall zu bewahren, denn die prägen den Charme der Stadt entscheidend.

Unterwegs: Gut zu Fuß und mit der S-Bahn an den Strand

Im Reisegepäck Lissabonner Erasmus-Studenten dürfen nicht fehlen: bequeme, feste Schuhe. Über die Hügel bewegt man sich am besten auf zwei Beinen, und wer auf dem abgewetzten, landestypisch weißen Kopfsteinpflaster nicht bei jeder Biegung ausrutschen möchte, achtet lieber auf Gummisohle und griffiges Profil.

Die gelbe Straßenbahn prangt zwar als Wahrzeichen der Stadt auf jeder Reisebroschüre, doch der kleine Kastenwagen eignet sich nur dazu, gemütlich durch die Altstadt zu schaukeln. Das effizienteste öffentliche Verkehrsmittel ist die U-Bahn. Das Netz ist zwar nicht sehr groß, aber man erreicht viele strategisch wichtige Orte.

Wer in U-Bahn-Nähe wohnt, kann getrost die einfache Monatskarte für 18,50 Euro kaufen und auf die Erweiterung um Bus- und Straßenbahn (28,10 Euro monatlich) verzichten, die im zähen Stadtverkehr nicht wirklich schnell vorankommen und keine exakten Abfahrtszeiten kennen.

Taxifahrten sind noch immer erfreulich billig, für Kleingruppen kann die bequeme Fahrt bis direkt vor die Haustür sogar preiswerter sein als der Bus. Am Wochenende locken die umliegenden Strände: Am einfachsten sind die Badebuchten von Cascais und Estoril zu erreichen, Hin- und Rückfahrt mit der S-Bahn für 3,40 Euro.

Das Herz der Altstadt ist der Rossio, ein von vierstöckigen Altbauten und dem Nationaltheater eingefasster Platz. Wer beim Obelisken zwischen den beiden großen Brunnen steht und nach Süden Richtung Tejo blickt, sieht auf der linken Seite die Burg mit ihren großen Pinienbäumen über der Stadt thronen. Rechts geht es über unzählige Treppenstufen hinauf auf einen der sieben Hügel, wo die schicken Boutiquen des Chiados an das Bar- und Kneipenviertel Bairro Alto grenzen. Das Univiertel ist rund fünf Kilometer von der Stadtmitte entfernt und liegt an der gelben U-Bahn-Linie.

Speis und Trank: How much is the Dörrfisch?

Portugiesen essen eigentlich alles. Schweineohrensalat, Schnecken und Rinderzunge schmücken die Karten vieler preiswerter Restaurants: Für sechs Euro bekommt man ein Glas guten Rotwein, frisch gegrillten Fisch und die berühmte "Bica", einen ausgezeichneten portugiesischen Espresso.

Schummrige Kaschemmen sollten den Hungrigen nicht schrecken. Das Essen überrascht auch dort mit seiner Qualität, selbst wenn trübes Neonlicht, fensterlose Räume und starker Schnapsgeruch eher an eine Bahnhofskneipe als an ein Speiselokal erinnern.

Hütten und Paläste: Zehn Zimmer, zentral gelegen

Einzimmerwohnungen in Lissabon zu finden, die deutschen Ansprüchen an Sauberkeit, Bausubstanz und Preis entsprechen, ist schwierig. Kleine Apartments gibt es nur sehr wenige und zu Monatsmieten ab 450 Euro. Dafür sind preiswertere Zimmer für 250 bis 300 Euro in Studenten-WGs relativ einfach zu finden, entweder über www.bquarto.pt, das Anzeigenblättchen "Ocasião" (heißt ja schon "Gelegenheit") oder über die Erasmus-Seite www.erasmuslisboa.pt.

Hier gibt es auch Tipps und Freizeitangebote. Gerade für Studenten, die noch mit Portugiesisch hadern, ist die Seite eine nützliche Kontaktplattform. Erasmus-Studenten sollten darauf achten, dass in den WGs auch Portugiesen leben, das erleichtert den Zugang zur Sprache. Viele portugiesische Studenten leben entweder noch bei den Eltern oder wohnen in Zimmern bei schrulligen Herbergsmamas - was auch für Austauschstudenten eine spannende Abwechslung sein kann.

Man kann sich auch mit ein paar Freunden zusammenschließen und eine der alten, großbürgerlichen Stadtwohnungen entlang der Avenidas anmieten. Wer Glück hat und dem Vermieter Seriosität vorspielt, findet stattliche, wenn auch leicht heruntergekommene Sieben- bis Zehn-Zimmer-Wohnungen schon ab 800 Euro.

Day- and Nightlife: Drüben auf dem Hügel möchte ich sein

Freie Tage, lange Nächte

An Lissabon kann man sich kaum satt sehen. Der Blick auf die verwinkelten Gassen und das Azurblaue der Tejomündung reicht schon, um aus einem Bier für 1,50 Euro in einem schlichten Terrassencafé unterhalb der Burg einen perfekten Nachmittag zu machen. Noch billiger: Man kauft Getränke im Supermarkt und setzt sich an den Aussichtsplatz "Miradouro Santa Catarina" westlich vom Chiado-Viertel, wo Kiffer, Straßenmusiker und Kunststudenten für entspanntes Flair sorgen.

Gute Aussicht: Blick auf die Tejo-Mündung

Gute Aussicht: Blick auf die Tejo-Mündung

Foto: Tilo Wagner

Von hier aus muss man nur den Hügel 300 Meter in nördliche Richtung hinaufsteigen und steht schon im Bairro Alto, Lissabons lebhaftem Ausgehviertel. Die Straßen und unzählige günstige Kneipen mit Bier im Plastikbecher ab einem Euro und Carpirinha schon für 2,50 Euro füllen sich aber erst ab 23 Uhr. Viele Bars müssen seit kurzem schon um zwei Uhr schließen, aber für Nachtschwärmer fährt nun ein Shuttlebus zwischen der Altstadt und dem Discoviertel "Docas" am Fluss hin und her.

Kulturell ist Lissabon eine der spannendsten Metropolen Europas - internationale Popstars schauen ebenso vorbei wie brasilianische Musikerlegenden, eine neue Initiative versucht die Stadt auch als kulturelles Zentrum zwischen Afrika und Europa zu positionieren.

Abseits des Mainstream können Studenten richtig günstig hervorragende Kulturevents besuchen, etwa für fünf Euro die Konzerte renommierter Jazzgrößen in der Stiftung "Culturgest". Fast alle Museen und das Kulturzentrum CCB im Stadtteil Belém gewähren Rabatte für Studenten mit Ausweis.

Das wird teuer: Kostenfalle Körperpflege

Vor dem Ausgehen: Waschen nicht vergessen - auch wenn's teuer wird! Insgesamt ist das Preisniveau in Lissabon im Vergleich zu anderen Metropolen zwar erträglich. Aber der Kauf von Kosmetika und elektronischen Artikeln ist teuer. Deshalb sollte in der Reisetasche des Erasmus-Studenten neben den festen Schuhen vor allem Platz für zwei weitere Produkte sein: Shampoo und Duschgel für die Dauer des Aufenthalts.

Que grande golo! Portugiesisch für Anfänger

  • Obrigado! - Danke!
  • Até logo! - Bis später!
  • Sim. - Ja.
  • Não. - Nein.
  • Olá, tudo bem?! - Hallo, wie geht's.
  • Tudo! E contigo/consigo? - Alles fit! Und wie geht's dir/ Ihnen?
  • Está muito calor hoje. Vamos a praia? - Heute ist es richtig heiß. Gehen wir an den Strand?
  • Não falo português muito bem. Podes/Pode falar mais devagar? -Ich spreche Portugiesisch nicht so gut. Kannst du/können Sie etwas langsamer sprechen?
  • Que grande golo! - Was für ein Supertor! (Fußball ist ideal für einen Gesprächseinstieg)
  • Queria uma salada de orelha de porco, se faz favor. - Ich hätte gerne einen Schweineohrensalat.
  • E duas imperiais. - Und zwei frisch Gezapfte.
  • Uma bica e um pastel de nata, se faz favor. - Bitte einen Espresso und ein Sahnetörtchen. (= portugiesisches Frühstück)
  • A conta, se faz favor. - Die Rechnung, bitte.
  • Este governo é uma merda. - Diese Regierung bringt überhaupt nix. (bester Einstieg für ein Gespräch mit dem Taxifahrer und unabhängig von jeder Regierung und ihrer Arbeit zeitlos einsetzbar]
  • Esta música é bué de fiche! - Das ist ein richtig cooler Song!
  • Desculpe! - Verzeihung. (Portugiesen sind sehr höfliche Menschen, wenn man etwa jemanden in der vollen U-Bahn leicht mit dem Arm streift, entschuldigt man sich gleich)
  • [Antwort] Não faz mal. - Das macht nichts. (obligatorische Antwort, wenn sich jemand bei einem entschuldigt.)

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren