Was kostet die Welt? Santiago, großartig und gefährlich
Einen Kulturschock zu bekommen - diese Gefahr hält sich in Santiago de Chile in Grenzen. Denn die Hauptstadt von Chile erinnert ein wenig an Europa, sie ist sozusagen ein Südamerika für Einsteiger. Mit dem Charme der Latino-Metropolen Rio und Buenos Aires kann sie zwar nicht ganz mithalten. Dafür ist die Stadt mit ihren rund 4,7 Millionen Einwohnern aber vergleichsweise überschaubar und sicher. Und sie beherbergt einige der besten Unis des Kontinents.
Obwohl Santiago zu den teuersten lateinamerikanischen Städten zählt, ist das Studentenleben verglichen mit Europa relativ günstig.
Wellblech und Wolkenkratzer
Die Mietpreise sind die höchsten im Land, Studentenwohnheime sucht man vergeblich. Aber man kann in zahlreichen WGs unterkommen. Zimmer kosten je nach Komfort und Lage zwischen 120 und 250 Euro im Monat. Wer ein Wintersemester in Chile verbringt, sollte unbedingt darauf achten, dass es eine Heizung gibt. Das ist längst nicht immer der Fall - und in den schlecht isolierten Häusern kann es sehr kalt werden.
Sonst gilt bei der Wohnungssuche: auf das Viertel achten. Nicht überall fühlt man sich sicher. Ein guter Kompromiss zwischen den Luxus- und Armenvierteln sind die Bezirke Providencia und Ñuñoa in der Nähe des Stadtzentrums. Wesentlich teurer wird's in den Edelvierteln Las Condes oder Vitacura.
Micro, Metro, Colectivo
Das brandneue Nahverkehrssystem Transantiago zählt trotz einiger Kinderkrankheiten zu den besten und modernsten in Lateinamerika. Mit einer aufladbaren Magnetkarte bezahlt man in Bus und Metro bargeldlos Fahrpreise zwischen 50 und 70 Cent je nach Tageszeit, mit Studentenausweis sogar nur ein Drittel.
In den Stoßzeiten ist die Metro hoffnungslos überfüllt. Sie durchzieht die Stadt auf fünf Linien und verkehrt zwischen 6.30 Uhr und 22.45 Uhr. Die Busse, dieMicros, fahren rund um die Uhr, feste Fahrpläne gibt es aber nicht. An den Haltestellen hält man den Arm raus, um dem Fahrer ein Zeichen zu geben, dass man mit will. Eine Alternative, vor allem nachts, sind Sammeltaxis. Die Fahrer dieser Colectivos berechnen einen Grundpreis von 200 Pesos pro Fahrt und danach etwa 80 Pesos (10 Cent) pro Minute.
Wer seine Auslandskrankenversicherung nicht so gern in Anspruch nehmen möchte, sollte das Fahrrad lieber stehen lassen. In unsicheren Gegenden allein zu Fuß unterwegs zu sein - das ist ebenfalls keine gute Idee.
Prost Mahlzeit - Essen, Ausgehen und Ausfliegen
Completo & Co. - Fastfood auf chilenisch
Das Mensa-Essen ist nicht zu empfehlen, es schmeckt nicht besonders, die Portionen sind klein. Außerdem bekommt man in Uni-Nähe für den gleichen Preis jedes erdenkliche Gericht. Chilenisches Fastfood zum Beispiel:Completos (Hotdogs in allen Variationen zum Preis von 80 Cent bis zwei Euro), Panes (belegte Brötchen mit Rindfleisch, Avocados und Tomaten) und Empanadas (gefüllte Teigtaschen mit Käse oder Hack) sind unglaublich lecker. Bei Sehnsucht nach heimischem Essen sollte man sich bei der Fastfoodkette El Alemán Eisbein mit Sauerkraut genehmigen.
Chinesische Restaurants sind in Santiago besonders günstig. Ein Menü für drei Personen kostet nicht mal zehn Euro. Freunde von Meeresfrüchten sollten die Marisquerías am Mercado Central besuchen. Ebenso populär und günstig sind die Parilladas- Lokale, in denen Fleisch auf kleinen Grills für mehrere Personen an den Tisch serviert wird.
Obst und Gemüse kauft man am besten auf den großen Wochenmärkte, den Persas. Dort gibt es auch Kleidung und Haushaltsgeräte, sogar lebende Tiere. Meiden sollte man die kleinen und überteuerten Supermärkte im Zentrum.
Kino und Kultur
Die Santiaguinos gehen gern ins Kino. Die vielen kleinen Arthousekinos zeigen ein abwechslungsreiches Programm (www.cinearte.cl) an einheimischen und internationalen Filmen. Studenten zahlen um die 2,50 Euro.
Im Museo de Historia Nacional kann man die gesamte Geschichte Chiles ab der vorkolonialen Zeit bewundern. Freunde der frühen Kultur kommen im Museo Precolombino auf ihre Kosten. Der Eintritt ist für Studenten in den meisten Museen gratis. Besonders empfehlenswert ist zweimal jährlich die Nacht der Museen, ebenfalls kostenlos.
Klassik-, Folklore- und Jazzkonzerte, aber auch Opern kann man sich im Teatro Municipal anhören, dem größten und bekanntesten Theater der Stadt. Zu empfehlen sind vor allem die Funciones del mediodía, die Mittagsvorstellungen, bei denen man um 12 und um 15 Uhr für etwa zwei Euro Vorstellungen sehen kann, die abends zur Hauptspielzeit dreimal so viel und mehr kosten.
Ausgehen und Ausfliegen
Weggehen und feiern (Carrete), dafür bevorzugen Studenten in den klassischen AusgehviertelnBellavista und Brazil . Das Bier wird dort nicht selten in Literflaschen für umgerechnet zwei Euro serviert. Das chilenische Nationalgetränk heißt Pisco, ein Traubenschnaps, der bevorzugt mit Cola gemischt (Piscola) getrunken wird. Achtung: Alkoholkonsum auf Straßen und öffentlichen Plätzen ist verboten und wird von den Carabineros streng geahndet.
Der angesagteste Club Santiagos ist momentan das Kmazú im Viertel Ñuñoa, wo besonders viele Promis anzutreffen sind. Der Eintritt ist vergleichsweise günstig - zwischen acht und elf Euro. Freunde der alternativen Musik gehen ins Blondie in der Hauptverkehrsstraße Santiagos, der Alameda. Eintritt: drei bis sechs Euro.
Wer in Santiago studiert, sollte Zeit zum Reisen mitbringen. Sehenswert sind zum Beispiel die Atacama-Wüste im Norden, das Seengebiet der "Chilenischen Schweiz" und die Eisberge an der Südspitze des Kontinents. Preiswerte Inlandsflüge und ein hervorragendes überregionales Busnetz machen das Reisen einfach und erschwinglich. In Santiago selbst kann man im Winter auf den Anden Skifahren, im Sommer geht's an die Sandstrände der Pazifikküste - die liegen nur anderthalb Autostunden entfernt.
"Qué onda, hueón?"- Chilenisch für Anfänger
- ¿Qué onda, hueón? - Was geht ab, Alter? (Hueón ist ein chilenisches Allzweckwort, das von "Kumpel" bis "Vollidiot" je nach Kontext alles Mögliche bedeuten kann)
- ¿Cachay? - Inflationär gebrauchte Floskel, Übersetzung etwa "Kapiert?" oder "Verstanden?"
- Pituco und Flaite - Bonze und Proll
- ¡Viva Chile, mierda!- Schlachtruf der Chilenen (wörtlich: Es lebe Chile, Scheiße nochmal!)
- ¡Los pacos! Arranquemos, compadre!- Die Bullen! Lass uns die Kurve kratzen, Kumpel! (diesen Satz hört man oft auf Demos, die eskalieren. Man sollte ihn angesichts "schlagfertiger" Carabineros unbedingt beherzigen)
- ¿Podría hablar un poco más despacio, por favor? - Könnten Sie vielleicht etwas langsamer sprechen? (diese Frage stellen selbst versierte Sprecher bei ihrem ersten Kontakt mit dem chilenischen Spanisch. Die Chilenen sind in Südamerika für ihre schnelle und oft undeutliche Sprechweise berüchtigt)