Lebenslauf Studium abgebrochen? So klappt's trotzdem mit der Bewerbung

Kein Abschluss, kein Job? Das muss nicht sein: Ein Studienabbruch lässt sich im Lebenslauf auch positiv verkaufen - wenn man ein paar Tipps beherzigt.
Äh ja, ich habe ja studiert, aber, äh...

Äh ja, ich habe ja studiert, aber, äh...

Foto: Corbis

Oh je, wie erkläre ich das nur später meinem Chef? An den Universitäten wirft fast ein Drittel aller Bachelorstudenten hin - und viele grübeln, wie sie mit dem Abbruch umgehen sollen. Droht ohne Abschluss der Abstieg, die Arbeitslosigkeit bis ans Ende der Tage?

Die Zahlen der Forscher vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Hannover können Abbrechern durchaus Mut machen : Ein halbes Jahr nach dem vorzeitigen Uni-Aus sind nur 15 Prozent arbeitslos geblieben. Die Mitbewerber mit Hochschulgrad sind dagegen nur etwas erfolgreicher bei der Stellensuche: Sechs Monate nach dem Abschluss sind auch bei ihnen noch zehn Prozent ohne Job.

Ein großer Teil der Studienabbrecher, die das DZHW 2008 befragt hatte, konnte eine Lehrstelle finden: 22 Prozent gingen nach dem Abbruch in die Berufsausbildung. Einen befristeten oder festen Job fanden 35 Prozent der Abbrecher innerhalb des ersten halben Jahres.

Ein Abbruch des Studiums lässt sich bei einer Bewerbung trotz allem positiv verkaufen, erklärt Karriereberater Walter Feichtner aus München. Das Wichtigste: Bewerber sollten dazu stehen und ihr außerplanmäßiges Studienende nicht verheimlichen. Sie sollten es aber auch nicht an prominenter Stelle "herausposaunen", empfiehlt der Experte.

Im Lebenslauf und Anschreiben:

  • Den Abbruch nicht vertuschen, aber auch nicht herausstellen: "Ein bisschen frech kann man im Lebenslauf schon sein", sagt Feichtner. Sein Rat: Das Studium sollte aufgeführt sein; dass ihm kein Abschluss folgte, lässt sich dagegen dezent verschweigen - indem man einfach auf die sonst übliche Angabe der Abschlussnote verzichtet. Grundsätzlich gilt: Man bleibt im Anschreiben und Lebenslauf bei der Wahrheit, stellt seine Schwachpunkte aber nicht prominenter heraus als nötig.

  • Natürlich gibt es Ausnahmen: "Wenn in der Stellenausschreibung explizit ein Studienabschluss verlangt wurde, sollte man in der Bewerbung natürlich auf den Abbruch eingehen", sagt Feichtner. Dafür sollte man eine galante Formulierung finden, zum Beispiel: "Obwohl ich den Studienabschluss nicht mitbringe, verfüge ich über viele Fähigkeiten und Qualifikationen für diese Stelle."

  • Hervorheben, was man im Studium gelernt hat: Wer studiert hat, hat natürlich etwas gelernt - auch ohne Abschluss. "Man kann ruhig schon im Anschreiben offensiv darstellen, welche Kenntnisse man sich im Rahmen des Studiums angeeignet hat", sagt Karriereberater Feichtner. So sollten Bewerber - wenn möglich - gezielt den Nutzen hervorheben, den diese Kenntnisse für den jeweiligen Job haben. Wer sich beispielsweise im Bereich Buchhaltung bewirbt, der kann ruhig darauf hinweisen, wenn er an der Uni etwas zu Bilanzen gelernt hat.

  • Den fehlenden Abschluss durch andere Qualifikationen aufwiegen: "Deutschland ist ein Land der Urkunden und Zertifikate", sagt Feichtner. Wer keinen Uni-Abschluss in die Bewerbungsmappe legen kann, wird daher sicherlich bei dem ein oder anderen potenziellen Arbeitgeber gar nicht erst zum Gespräch eingeladen werden. Gut macht es sich daher immer, wenn Studienabbrecher andere Zeugnisse beilegen können, etwa von Weiterbildungen und Praktika.

Im Bewerbungsgespräch:

  • Offensiv mit dem Abbruch umgehen: Den Studienabbruch sollte ein Bewerber von sich aus nennen - und somit provokative Nachfragen vermeiden, empfiehlt Feichtner. Damit zeigt man dem potenziellen Arbeitgeber: Ich habe hier nichts zu verbergen.

  • Eine gute Begründung liefern: Für den Abbruch sollte man sich bereits eine gute Erklärung überlegt haben und diese selbstbewusst vortragen: "Wer danach eine Ausbildung gemacht hat, kann beispielsweise sagen: 'Ich habe gemerkt, dass ich doch eher der Praktiker bin und dass eine Ausbildung besser zu mir passt'", schlägt Feichtner vor.

Er meint: Passt der Bewerber aufgrund seines fachlichen und persönlichen Könnens auf die Stelle und sind die Bewerbungsunterlagen gut, ist ein Studienabbruch in der Regel kein entscheidendes Problem.

Studienabbruch - ja oder nein? So entscheiden Sie richtig

Mehr als jeder vierte Bachelorstudent schmeißt sein Studium hin - häufig aus den falschen Gründen. Wann aber sollte man dabeibleiben? Wann ist es Zeit abzubrechen? Tipps für die richtige Entscheidung. 

mit Material von dpa
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