Rassistische Diskriminierung Amazon verbietet US-Polizei vorerst Nutzung von Gesichtserkennungssoftware

Bisher hatte Amazon den Einsatz seines Programms zur Erkennung von Gesichtern durch die Polizei stets verteidigt. Nun ändert der Konzern nach den Protesten gegen Rassismus den Kurs.
Gesichtserkennung (Symbolbild): Mehr Fehler bei Gesichtern mit einer anderen Hautfarbe als weiß

Gesichtserkennung (Symbolbild): Mehr Fehler bei Gesichtern mit einer anderen Hautfarbe als weiß

Foto: John M Lund Photography Inc/ Getty Images

Die Probleme waren seit Längerem bekannt, doch scheinbar brauchte es erst die Erschütterung durch den Fall George Floyd, um bei Amazon ein Umdenken beim Umgang mit Gesichtserkennungssoftware auszulösen.

Der Konzern hat nun erklärt, dass er sein Programm ein Jahr lang nicht der Polizei zur Verfügung stellen wird. Der Konzern hoffe, dass der US-Kongress sich in dieser Zeit auf einen regulierenden Rechtsrahmen für die Technologie einigen könne, erklärte Amazon in der Nacht zum Donnerstag. Man werde die Software mit dem Namen Rekognition aber weiterhin zum Beispiel für Organisationen verfügbar machen, die nach vermissten Kindern suchen, die Opfer von Menschenhändlern geworden sein könnten.

Erst Anfang der Woche hatte IBM angekündigt, sich aus dem Geschäft mit Gesichtserkennungssoftware komplett zurückzuziehen. Der Computerkonzern erklärte, er wolle nicht zulassen, dass Technologie für Massenüberwachung, rassistische Diskriminierung oder Menschenrechtsverletzungen verwendet wird, hieß es in einem Brief an US-Abgeordnete.

Amazon-Chef sprach sich bereits für Regulierung der Software aus

Amazon habe sich für stärkere Regulierung seitens der Regierung für eine ethische Nutzung von Gesichtserkennungs-Technologien eingesetzt, hieß es von dem Onlinehändler. Die Rekognition-Software wird bei Amazons Cloud-Tochter AWS entwickelt.

Amazon hatte Rekognition im Jahr 2018 vor allem als technisches Wunderwerk dargestellt. Zu den einfacheren Funktionen der Software zählt, dass sie Personen und Objekte in Fotos und Videos erkennt. Sie kann aber auch einzelne Personen in einer Gruppe von Menschen verfolgen und soll sogar Stimmungen anhand einer Gesichtsanalyse bestimmen können.

Bisher verteidigte Amazon den Einsatz bei der Polizei, auch nachdem Forscher nach einer Testreihe kritisiert hatten, dass das Programm mehr Fehler bei Gesichtern mit einer anderen Hautfarbe als weiß mache. Amazon-Chef Jeff Bezos hatte sich bereits im Herbst für eine Regulierung der Technologie ausgesprochen.

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Manche Städte verbieten den Einsatz der umstrittenen Programme

Microsoft fordert das schon seit 2018 - und ist zugleich auch ein relevanter Lieferant von Gesichtserkennungs-Software. Die amerikanischen Polizeibehörden haben aber auch andere Alternativen. So sorgte Anfang des Jahres die Firma Clearview für Aufsehen, die einfach eine Datenbank aus Millionen öffentlich zugänglichen Fotos von Onlinediensten zusammentrug und unter anderem Polizeibehörden darauf zugreifen lässt.

Google scheut unterdessen schon seit Jahren davor zurück, Technologie für Gesichtserkennung anzubieten oder öffentlich zugänglich zu machen. Einige US-Städte wie etwa San Francisco untersagten den Einsatz von Gesichtserkennung.

jok/dpa
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