
Android-Schreibhilfen: Apps für mehr Tempo beim Tippen
Android-Schreibhilfen Fünf Apps für mehr Tempo beim Touchscreen-Tippen
Über effizientes Tippen, über gute und weniger gute Tastenanordnungen wird schon lange diskutiert. Der SPIEGEL beschrieb QWERTZ mal als "ungenießbaren, doch in der westlichen Welt allgemein akzeptierten Tasten-Salat". "Versuche, eine pfiffigere Buchstabenanordnung einzuführen, sind bislang gescheitert", hieß es in der Texteinleitung aus dem Jahr 1972 .
Vier Jahrzehnte später stöhnen Menschen noch immer, wie mühsam die Texteingabe ist - auf Smartphones, denn die haben dieselbe Tastaturbelegung wie Schreibmaschinen seinerzeit. Manche Nutzer frustriert das mobile Schreiben derart, dass sie Apps wie "WiFi Keyboard" installieren , um zum Beispiel bei längeren WhatsApp-Chats den Text am Rechner eingeben zu können.
Doch so schlimm, dass nur Ausweichen auf externe Tastaturen hilft, steht es ums Texten am Smartphone nicht. Wer ein Android-Gerät besitzt, findet mittlerweile viele Apps, die das Schreiben erleichtern. Bei iPhones lässt sich die Standardtastatur-Software bislang nicht austauschen.
Wischen statt tippen
Deutlich schneller tippt man auf virtuellen Tastaturen mit der Swipe-Technik. Swipen bedeutet, nicht mehr jeden Buchstaben einzeln einzugeben, sondern mit dem Finger ohne Absetzen von Buchstabe zu Buchstabe zu fahren - die Wortbestandteile werden eingesammelt.

"Swype"-Tastatur: Wischen statt tippen
Foto: Markus BöhmLange war diese Technik das Alleinstellungsmerkmal der App "Swype" (2,91 Euro bei Google Play, Testversion kostenlos), inzwischen bietet auch der Konkurrent "Swiftkey" (3,99 Euro, Testversion kostenlos) sie an. Seit Android 4.2 bietet selbst Googles Standardtastatur eine Swipe-Funktion . Mehr als 40 Wörter sollen sich pro Minute wischen lassen, heißt es bei "Swype" - eine nicht völlig unrealistische Angabe, wenn man eine gewisse Fingerfertigkeit voraussetzt.
Ein Hinweis allerdings: Die Anbieter der Apps haben theoretisch Zugriff auf die eingegebenen Texte. Man sollte also vor dem Installieren überlegen, ob man dem Anbieter vertraut - bei einem renommierten Anbieter wie Nuance (Swype) dürfte das eher der Falls sein als bei gänzlich unbekannten Firmen.
Wenn die Tastatur das nächste Wort kennt
Noch bequemer schreibt es sich, wenn die Tastatur ahnt, welches Wort der Nutzer als nächstes eingeben will - und dieses vorab anbietet. Eine lernfähige Wortvorhersage bieten sowohl "Swype" als auch "Swiftkey": Bei beiden Programmen funktionieren die Prognosen zumindest so gut, dass sie beim Tippen pro Satz ein, zwei Wörter abnehmen.

"Swiftkey"-Screenshot: Die Tastatur-App macht Vorschläge fürs nächste Wort
Foto: Markus BöhmWie präzise die Vorhersagen sind, hängt davon ab, wie viel Textmaterial des Nutzers die Apps bekommen. Außerdem fließen regelmäßig neue Begriffe in die App-Wörterbücher ein, etwa Twitters Trending Topics. "Swiftkey" lässt sich auf Wunsch sogar mit Facebook und Gmail verbinden, damit die Software auch dort Geschriebenes analysiert. Man sollte allerdings bedenken, dass auf diesem Weg private Daten auf den "Swiftkey"-Servern landen, im Fall von E-Mails wohl nicht nur die eigenen.
Anonymisierte Nutzungsstatistiken gibt "Swiftkey" übrigens immer weiter. Auf dieser Basis konnten die Macher zum Beispiel herausfinden, dass griechische Nutzer im Schnitt am nachlässigsten tippen - ein Fall für die automatische Fehlerkorrektur.
Danebentippen als Prinzip
Zum Konzept gehört das Danebentippen bei "Minuum" (0,99 Euro), "der kleinen Tastatur für große Finger" . Diese Tastatur verabschiedet sich von der klassischen QWERTZ-Anordnung. Alle Buchstaben sind nebeneinander aufgereiht. Das sorgt für angenehm viel Platz fürs Textfeld, macht genaues Tippen aber fast unmöglich.

"Minuum"-Tastatur: Wer schnell schreibt, vertippt sich hier häufig
Foto: Markus BöhmDoch Präzision ist bei "Minuum" weniger wichtig: Die Entwickler setzen voll auf die appeigene Autokorrektur, die zumindest im Englischen recht zuverlässig erkennt, welches Wort gemeint ist. So verwandelt sich das getippte "lugerexfxd" selbständig ins gewünschte "interested". Eine ungewohnte Art zu schreiben, aber nicht die langsamste.
Hässlich, aber effizient
Auf hohes Tipptempo setzt "MessagEase" . Diese kostenlose und optisch dröge App kehrt QWERTZ den Rücken und gönnt neun häufigen Buchstaben wie A und E extragroße Tastenfelder. Alle anderen Zeichen lassen sich per Wischbewegung wählen.

Tastenanordnung von "MessagEase": Neun Buchstaben haben große Tastenfelder
Foto: Markus BöhmTatsächlich ist dieses Schreibprinzip eingängig, schon nach kurzer Zeit erreicht man eine hohe Geschwindigkeit. Die Korrektur- und die Wortvorhersage-Funktion muss bei "MessagEase" händisch aktiviert werden.
Buchstaben von den Achsen angeln
Erinnert "MessagEase" noch ans Tippen auf Handytastaturen, bietet "8pen" (0,99 Euro) eine gänzlich andere Schreiberfahrung. Bei dieser experimentellen Tastatur angelt man sich Buchstaben von vier Achsen , das Tippen wird durch durchgängige, kreisartige Bewegungen ersetzt. An der Zahl der überfahrenen Achsen erkennt die Software, welche Buchstaben verwendet werden sollen - ein wenig erinnert dieses System an Wählscheiben.

"8pen"-Buchstabenübersicht: Eine ungewöhnliche Art zu schreiben
Foto: Markus BöhmDas "8pen"-System braucht Eingewöhnung: Es dauert, bis man sein erstes Wort ohne Zwischenstopp schreibt. Eingängiger ist da die Gestenerkennung. "8pen" bietet die Möglichkeit, selbstgewählten Wischgesten ganze Sätze zuzuordnen. Ein Dreieck etwa könnte heißen "Komme später nach Hause". Oder: "Auf Dauer ist dieses Kreisen ganz schön anstrengend."