Auswirkungen neuer EU-Vorschriften Apple bereitet sich offenbar auf alternative App Stores in iOS 17 vor

Das nächste große Update des iPhone-Betriebssystems könnte eine drastische Veränderung mit sich bringen, die Apple nie wollte: Apps aus anderen Quellen als dem App Store, zumindest für die Kundschaft in der EU.
iPhone 14: Kommen 2023 alternative App Stores und »side loading«?

iPhone 14: Kommen 2023 alternative App Stores und »side loading«?

Foto: JOHN G. MABANGLO / EPA

Jahrelang hatte sich Apple mit Händen und Füßen dagegen gewehrt und den Schritt als Sicherheitsrisiko für Nutzerinnen und Nutzer bezeichnet, doch nun scheint die Zeit für einen signifikanten Umbau des Betriebssystems iOS gekommen: Das Unternehmen bereitet sich einem Medienbericht zufolge darauf vor, auf iPhones und iPads in der Europäischen Union (EU) auch alternative App Stores sowie den Direktbezug von Apps ganz ohne Store zuzulassen. Mit iOS 17, das im kommenden Herbst erwartet wird, soll es demnach losgehen.

Als Teil der Änderungen könnten Kundinnen und Kunden Software von Drittanbietern auf ihre Geräte herunterladen, ohne Apples App Store zu nutzen, meldete die Agentur Bloomberg  unter Berufung auf Insider. Hintergrund seien neue EU-Vorschriften im Rahmen des Gesetzes über digitale Märkte (DMA), die im Jahr 2024 in Kraft treten dürften. Deshalb könne es sein, dass die Änderungen nur in der EU sichtbar würden.

Unklar bleibt in dem Bericht, ob Apple auch andere Vorgaben umsetzen will, etwa die Zulassung alternativer Zahlungsmethoden. Eine Stellungnahme des Unternehmens lag zunächst nicht vor.

Bislang lassen sich nur aus dem App Store geladene Apps auf iPhones und iPads installieren. Apple argumentiert, durch die Sicherheitsüberprüfung des Unternehmens sei sichergestellt, dass keine Schadsoftware auf den Geräten landet. Laut Bloomberg erwägt der Konzern daher, dass auch Apps, die nicht über Apples eigenen App Store auf die Geräte gelangen, zuvor vom Unternehmen selbst »verifiziert«, also überprüft werden müssten.

Experten erwarten minimale Auswirkungen auf Apples Geschäft

Apple erhebt bei kostenpflichtigen Apps eine Provision von bis zu 30 Prozent auf die Käufe. Der Branchendienst Sensor Tower schätzt, dass die entsprechenden Geschäfte im vergangenen Jahr ein Volumen von etwa zehn Milliarden Dollar hatten.

Theoretisch könnten die DMA-Regeln die Einnahmen in Apples Dienstleistungssparte gefährden, wenn etwa Konzerne wie Microsoft, Meta oder Amazon mit eigenen App-Stores hinzustoßen sollten. Dafür müssten sie der Kundschaft allerdings attraktive Angebote machen, also die gleichen Apps für weniger Geld verkaufen, oder aber Apps erlauben, die es im App Store nicht gibt. Weil sich dieses Geschäft aber auch für die eigentlichen Entwickler der Apps lohnen muss, ist kaum absehbar, wie stark die Konkurrenzangebote letztlich werden.

Der Aktienanalyst Angelo Zino von CFRA geht – ähnlich wie andere Branchenexperten  – davon aus, dass nur ein kleiner Teil von Apples Gesamtumsatz von direkter Konkurrenz durch App-Stores in Europa betroffen sein dürften. »Am Ende werden die Auswirkungen minimal sein, denn die meisten Verbraucher sind Gewohnheitstiere und mit der Plattform sehr zufrieden«, sagte er. »Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit der Verbraucher den Status quo beibehalten und den bestehenden App Store nutzen wird.«

Googles Betriebssystem Android ermöglicht seit Jahren das sogenannte »side loading«, bei dem Apps aus alternativen App-Stores oder direkt von den Anbietern installiert werden können. Im Rahmen einer Klage gegen Apple hatte der »Fortnite«-Hersteller Epic Games jedoch dazu erklärt, 90 Prozent aller Downloads liefen weiter über den offiziellen Google-App-Store.

pbe/Reuters
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