In-App-Käufe Apple und Google schmeißen "Fortnite" aus App-Stores - Spielehersteller reicht Klage ein

Streit um die Abgabe, die Apple und Google bei In-App-Käufen einbehalten, gab es schon länger. Jetzt starten die "Fortnite"-Entwickler ein Kräftemessen mit den beiden Konzernen.
Epic-Auftritt auf der Games-Convention in Los Angeles

Epic-Auftritt auf der Games-Convention in Los Angeles

Foto: Frederic J. BROWN / AFP

Die Macher des populären Onlinespiels "Fortnite" legen sich in einer bisher einmaligen Kraftprobe mit Apple und Google an. Mit mehreren Hundert Millionen Fans im Rücken wollen sie die App-Store-Regeln der Smartphone-Plattformen aufbrechen.

Die "Fortnite"-Entwicklerfirma Epic Games führte auf Apples iPhone und iPad sowie auf Geräten mit dem Google-System Android die Möglichkeit ein, Inhalte unter Umgehung von Apples Abrechnungssystem zu erwerben. Damit forderte Epic die Plattformen heraus. Die Reaktion kam prompt: "Fortnite" verschwand erst aus dem App-Store für Apples Mobilgeräte und wenige Stunden später auch aus Googles Play Store. Epic reichte umgehend Klage gegen Apple und Google ein.

Bei dem Streit geht es im Kern um die 30 Prozent Provision, die Apple und Google bei In-App-Käufen einbehalten. Schon seit einiger Zeit gibt es Kritik an der Höhe der Abgabe - und im Fall von Apple auch daran, dass die Entwickler bei In-App-Käufen keine alternativen Bezahlwege anbieten können. Der Musikdienst Spotify reichte deswegen Beschwerde bei den Wettbewerbshütern der EU-Kommission ein.

Epic will sich mit dem Vorstoß von Donnerstag zum Wortführer einer regelrechten Rebellion gegen das System stilisieren. Die Firma ließ ihre Nutzer, die auf iPhones und iPads spielen, wissen, dass ihnen, selbst wenn sie schon die App auf ihren Geräten haben, neue Inhalte der nächsten "Season" von "Fortnite" verwehrt bleiben werden. Und Epic rief die Kunden auf, sich bei Apple mit dem Hashtag #FreeFortnite zu beschweren. "Fortnite" wird nach Angaben von Epic von mehr als 350 Millionen Usern gespielt.

Für Nutzer von Android-Geräten ist die Situation etwas anders: Google lässt Apps nicht nur aus dem hauseigenen Play Store, sondern auch aus anderen Quellen laden. Apple lehnt diesen Ansatz unter Verweis auf potenzielle Risiken für Nutzer durch präparierte Apps ab.

Apple verwies darauf, dass Epic gegen die App-Store-Regeln verstoßen habe. "Sie gelten gleichermaßen für jeden Entwickler und dienen dazu, den Store sicher für unsere Nutzer zu halten." Epic habe die neue Funktion mit der Absicht eingeführt, die Richtlinien zu verletzen.

Google betonte jedenfalls, Entwickler müssten sich an die Regeln halten, um im Play Store zu bleiben. In den vergangenen Jahren hatte Epic "Fortnite" auf Android-Geräten bereits zeitweise am Play Store vorbei vertrieben.

Apple erklärt stets, dass man mit der Vorgabe, die In-App-Käufe über das System der Plattform abwickeln zu müssen, die Kunden vor Betrug schützen wolle. Zugleich ist es einigen Abo-Diensten wie etwa Netflix erlaubt, Verträge mit Nutzern auf ihren eigenen Websites abzuschließen. Die Nutzer können sich dann auf ihren iPhones und iPads einloggen - und für die Anbieter wird keine Abgabe an Apple fällig.

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Epic hatte sich gut auf den Konflikt vorbereitet. Die Firma hatte nicht nur sofort eine gut 60-seitige Klage parat, sondern auch ein aufwendig produziertes Video, das einen legendären Apple-Werbeclip parodierte, mit dem das Unternehmen 1984 den ersten Macintosh-Computer angekündigt hatte.

In dem "1984"genannten Clip hatte Apple in Anlehnung an George Orwells gleichnamiges Buch das Aufbegehren gegen eine totalitäre Welt dargestellt. Das kurze Video sollte den Eintritt von Apple in den von IBM dominierten PC-Markt einleiten. Epic stellte das Video jetzt als Computeranimation nach , die Rolle des Diktators spielt eine Figur mit einem Kopf in Form eines Apple-Logos.

mik/dpa-AFX
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