Datenschutzampel Was die neuen Infos im App Store bedeuten

Datenschutzlabel des Facebook-Messenger im App Store
Foto: Matthias Kremp/ / DER SPIEGELUnter den Bewertungen einer App findet man in Apples App Stores für iPhones, iPads und Macs seit dem 14. Dezember ein neues Infofeld. Unter der Bezeichnung App-Datenschutz wird dort beispielsweise aufgeführt, welche Daten die jeweilige App über den Nutzer sammelt und mit welchen anderen Datenquellen diese verknüpft werden, um den Anwender auch über andere Apps und Websites hinweg zu verfolgen.
Apple hatte diese Neuerung zusammen mit etlichen anderen Änderungen bei Datenschutz und Privatsphäre im Juni 2020 auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC angekündigt. Eigentlich sollte sie mit iOS 14, iPadOS 14 und macOS Big Sur kommen. Praktisch aber verpflichtete Apple Entwickler erst ab dem 8. Dezember , die Datenschutzinfos einzureichen. Für die Nutzer sichtbar wurden die Angaben eine Woche später, mit der Veröffentlichung von iOS 14.3 – allerdings zunächst nur für wenige Apps.
Denn verpflichtend werden die Angaben nur, wenn eine Entwicklerin oder ein Entwickler eine neue App oder ein App-Update bei Apple einreicht. Das hatten manche Nutzer und Journalisten argwöhnen lassen, dass Unternehmen versuchen könnten, irgendwie um die neuen Labels herumzukommen oder sie doch wenigstens möglichst lange herauszuzögern.
Wollte Google sich drücken?
So war beispielsweise »Fast Company « aufgefallen, dass Google zuletzt am 7. Dezember Updates bei Apple eingereicht hatte. Seither sei es um Gmail, YouTube, Google Drive und so weiter ruhig geworden. Lag das womöglich an den neuen Datenschutzvorgaben? Auf eine Anfrage von »Fast Company« antwortete der Internetkonzern nicht. Das sorgte im Netz für Unruhe.
Dem Portal »Techcrunch « hingegen erklärte Google wenig später, dass noch in dieser, spätestens nächster Woche Updates im App Store erscheinen werden – und die eigenen Apps dann auch mit den entsprechenden Datenschutzhinweisen versehen werden. Dass es so lange keine Google-Updates für iPhones gegeben hat, lag demnach an anderen Dingen.
Zum einen veröffentliche Google während der Feiertage ungern Updates, weil es aufgrund der vielen Urlauber schwierig wäre, eventuell mit den neuen Versionen auftretende Probleme zu beheben, hieß es. Zum anderen unterbricht Apple selbst den Prozess zur Genehmigung von Updates für den App Store vom 23. bis zum 27. Dezember.
Dass zwei Updates von Google-Apps nach dem Stichtag am 14. Dezember erschienen sind – die Lern-App Socrates und Google Präsentationen –, aber keine Datenschutzinfos anzeigen, könnte daran liegen, dass diese Updates womöglich noch vor Inkrafttreten der neuen Regelung eingereicht und erst dann freigegeben wurden.
Auch die App des SPIEGEL zeigt im App Store bislang noch keine Datenschutzinformationen an. Das liegt freilich schlicht daran, dass derzeit kein Update geplant ist. Mit der nächsten App-Version werden die nötigen Informationen aber nachgereicht, ganz so, wie es die App-Store-Regeln vorsehen.
Eine nicht freiwillige Selbstauskunft
Die im App Store gezeigten Angaben basieren ausschließlich auf den Angaben der Entwickler selbst. Diese werden auf Apples Entwickler-Website durch einen Fragenkatalog geleitet . Im besten Fall endet der schon nach der ersten Frage, die lautet: »Erfassen Sie oder Ihre Drittpartner Daten aus dieser App?« Wer hier auf »Nein« klickt, ist schon fertig, aber das dürfte vergleichsweise wenige App-Anbieter betreffen.
Alle anderen müssen im Folgenden eine lange Liste möglicher Datentypen durchgehen und zu jedem davon angeben, ob sie oder ihre Partner die fraglichen Daten verwenden. Wie lang eine solche Liste werden kann, zeigt sich beim Facebook Messenger. Dessen Aufzählung ist selbst auf dem großen Bildschirm eines iPhone 12 Pro Max sechs Seiten lang.

Die Datenschutzliste des Facebook-Messenger auf einem iPad: Die ist nur die erste Seite
Foto: Matthias Kremp/ / DER SPIEGELDie Messenger-Alternative Signal hingegen hat nur einen Eintrag: Die Telefonnummer des Nutzers werde zum Funktionieren der App gebraucht, aber nicht mit dessen Identität verknüpft, heißt es da schlicht.

Datenschutzauskunft von Signal
Foto: Matthias Kremp/ / DER SPIEGELKeine Sonderbehandlung für Apple-Apps
Dieses Prozedere gilt übrigens auch für Apples eigene Apps. Zu jenen Programmen, die im App Store aufgeführt sind, wie etwa zur Aktien-App, sind dort die entsprechenden Informationen hinterlegt. Zu Apple-Apps, die es nicht im App Store gibt, wie etwa den App Store , die Kamera-App und die Nachrichten-App , sind die Datenschutzinfos im Web abrufbar. Eine komplette Liste findet man auf dieser Support-Seite .
Auf der Seite wird unter anderem auch erklärt, was Apple mit »Mit dir verknüpfte Daten« und »Für Tracking verwendete Daten« meint. Vor allem aber gibt es dort eine FAQ-Sektion, in der Datenschutzfragen zu Apple-Apps beantwortet werden. Etwa die, weshalb die Karten-App auch Gesundheits- und Fitnessdaten erfasst.
Eine schnelle Übersicht
Eine etwas schneller zu überblickende Übersicht dessen, was die verschiedenen Angaben zum Datenschutz bedeuten, findet man auf dieser Übersichtsseite . Der »Genaue Standort« wird dort etwa als »Informationen, die deinen Standort mit derselben oder einer höheren Auflösung als ein Breiten- und Längengrad mit drei oder mehr Dezimalstellen beschreiben« erklärt.
Mit diesen Infos ist man schon recht gut gerüstet, um Apples neue Datenschutzkacheln zu verstehen. Und oft reicht auch schon ein flüchtiger Blick, um zu erkennen, ob eine App viele oder wenige Nutzerdaten sammelt.
Dabei sollte man aber nicht den Fehler machen, anzunehmen, dass die dort gemachten Angaben auch für die gleichnamigen Android-Apps gelten. Eine App, die sich auf dem iPhone ganz brav und datenenthaltsam gibt, könnte auf einem Android-Handy eifrig Daten sammeln.