Audio-App für iPhones Staatsministerin Bär verteidigt Clubhouse gegen Kritik

Die Verbraucherzentrale sieht »gravierende Mängel« bei der Social-Media-Plattform Clubhouse. Doch Deutschlands Digital-Staatsministerin Bär warnt davor, Innovation »mit der Datenschutzkeule zu zerschlagen«.
Clubhouse-App auf einem iPhone: Eine der beliebtesten Anwendungen im App-Store von Apple

Clubhouse-App auf einem iPhone: Eine der beliebtesten Anwendungen im App-Store von Apple

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Political-Moments / imago images

Die Kritik an Clubhouse ist riesig. Nicht genug, dass gestandene Politiker wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow dort die Fasson verlieren . Sicherheitsexperten warnen davor, dass Nutzer ausgelesen werden und Daten gekapert werden können. Deutsche Verbraucherschützer mahnten die neue Audio-App wegen »gravierender Mängel« zuletzt ab.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, Dorothee Bär, sieht die ganze Sache jedoch offenbar gelassener. »Natürlich muss auch Clubhouse im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen handeln, sei es beim Datenschutz oder hinsichtlich Hass und Hetze im Netz«, sagte die Staatsministerin im Bundeskanzleramt und CSU-Politikerin dem »Handelsblatt«. »Ich fände es aber falsch, jede digitale Innovation gleich von Anfang an mit der Datenschutzkeule zu zerschlagen – gerade wenn auch unter Juristinnen und Juristen noch keine Einigkeit besteht, wie die App datenschutzrechtlich abschließend zu bewerten ist.«

Nutzer könnten Zugriff auf Daten verweigern

Clubhouse ist eine Social-Media-App aus den USA, in der sich die Nutzer an Talkrunden beteiligen können. An Clubhouse wurde zuletzt insbesondere kritisiert, dass die App nach Zugriff auf die Kontakte der Nutzer fragt. So sollen die Nutzer schneller Bekannte bei der App finden können. Man kann den Zugang zum Adressbuch bei der Anmeldung allerdings auch verweigern.

Bär sagte: »Wie bei allen Innovationen birgt ein solches neues Format nicht nur Chancen, sondern auch Risiken.« Jedoch könne sich jede Nutzerin und jeder Nutzer »natürlich auch dafür entscheiden, den Zugriff auf seine Kontakte zu verwehren und auf die Einladungsmöglichkeit weiterer Personen zu verzichten«.

Bereits am Mittwoch hatte sich Bär zusammen mit Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) auf Clubhouse Fragen zur neuen Digitalstrategie der Bundesregierung gestellt. Bär verteidigte die Nutzung der App für diese Zwecke und forderte mehr Mut beim Ausprobieren neuer Kommunikationswege: »Mir fällt auf, dass wir Innovationen selten eine Chance geben.«

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Im »Handelsblatt« lobte Bär an der Audio-App nun die »Mitmachfunktion«, mit der man sich in Zeiten des Lockdowns zwar virtuell, aber dennoch »in geselliger Runde« austauschen könne. Clubhouse biete zudem der Politik eine Chance, mit Menschen zusammenzukommen und »spontane ungezwungene Debatten« von überall aus und jederzeit zu führen. »Solche Gespräche sind besonders spannend, wenn Menschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen und Hintergründen zusammenfinden«, sagte die Staatsministerin.

apr
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