Corona-App Europäisches Warnsystem soll in wenigen Wochen verfügbar sein

Die Corona-Warn-App erhält eine zusätzliche Funktion: Künftig kann sie Nutzer bei Risikokontakten auch in zehn weiteren europäischen Ländern alarmieren.
Telekom-Chef Tim Höttges bei einer Präsentation der deutschen Warn-App im Juni 2020

Telekom-Chef Tim Höttges bei einer Präsentation der deutschen Warn-App im Juni 2020

Foto: CLEMENS BILAN/POOL/EPA-EFE/Shutterstock

Die Corona-Warn-App wird um eine wichtige Funktion erweitert: Ab Oktober sollen über ein neues europaweites System Warnungen über Risikokontakte von App-Nutzern aus insgesamt elf europäischen Ländern ausgetauscht werden. Dazu entwickeln die Deutsche Telekom und SAP ein sogenanntes europäisches Gateway, über das die Apps der Länder zusammengeschaltet werden. Das gaben die Chefs der beiden Firmen am Mittwoch auf einer Pressekonferenz bekannt.

Bisher mussten deutsche Nutzerinnen und Nutzer die Apps der jeweiligen Reiseländer installieren, um mit Personen vor Ort Kontaktinformationen austauschen zu können. Das wird mit der europäischen Lösung künftig überflüssig.

Die deutsche Warn-App wird durch Telekom und SAP an das europäische System angebunden und kann darüber mit den Warn-Apps Österreichs, Tschechiens, Dänemarks, Estlands, Irlands, Litauens, Polens, Spaniens, Italiens und der Niederlande kommunizieren. Diese Länder könnten Teil des Systems sein, weil ihre Warn-Apps nach einem dezentralen Verfahren arbeiten, der Abgleich von Kontakten also auf dem Handy stattfindet.

Frankreich kann nicht an das System angeschlossen werden, weil die dortige App die Corona-Kontaktverfolgung über ein zentrales Verfahren abwickelt, die Verarbeitung der Daten also auf zentralen Servern abgewickelt wird. In Frankreich steigen die Infektionszahlen in den vergangenen Wochen besonders stark.

Die Meldungen über Risikobegegnungen werden über Server der europäischen Kommission in Luxemburg ausgetauscht, wie Telekom-Chef Tim Höttges sagte. Die Erfassung und der Austausch von Corona-Kontakten erfolgt über dasselbe datenschutzfreundliche, dezentrale Verfahren wie bei der deutschen Corona-Warn-App. Die Übermittlung eines Risikokontaktes ist auch hier freiwillig und es werden keine persönlichen Daten, sondern nur pseudonymisierte Kennnummern ausgetauscht. (In diesem Video erklären wir ausführlich, wie die Risikoermittlung der Corona-Warn-App funktioniert.)

Das EU-Problem der Schweiz

Die Schweiz wird zunächst nicht an das europäische System angeschlossen. Das Land hat zwar eine App, die nach einem dezentralen Verfahren arbeitet, ist aber nicht Teil der Europäischen Union. Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sagte am Mittwoch, dass er im Austausch mit der Europäischen Kommission über ein Abkommen sei, damit auch das Nicht-EU-Land Schweiz an das europäische App-System angebunden werden kann. In Richtung von Kommissionspräsidentin von der Leyen sagte er: "In der Krise muss man handeln und nicht verhandeln."

Den genauen Startzeitpunkt des neuen Systems gaben Telekom und SAP am Mittwoch nicht bekannt. Es werde aber "bis zum Oktober ausgerollt", sagte Höttges. Ob das System tatsächlich bis zu den Herbstferien für Nutzerinnen und Nutzer zur Verfügung stehen werde, wollte man am Mittwoch noch nicht sagen. Das europäische Datentauschsystem wurde von Gesundheitsministerium, Telekom und SAP entwickelt und bereits beim Start der Corona-Warn-App vor drei Monaten in Aussicht gestellt.

Ab Oktober soll die deutsche Corona-Warn-App um eine freiwillige Symptomabfrage erweitert werden. Damit soll besser eingeschätzt werden können, wie kritisch eine Risikobegegnung war. Die abgefragten Symptome würden nur lokal auf dem Gerät gespeichert und nicht geteilt, hieß es von SAP-Technikchef Jürgen Müller am Mittwoch.

hpp
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