Fragen und Antworten Werde ich getestet, wenn meine Corona-Warn-App Rot zeigt?

Damit die Corona-Warn-App helfen kann, müssen Nutzerinnen und Nutzer verstehen, was die Warnungen oder auch manche Fehlermeldungen bedeuten. Wir beantworten häufige Fragen dazu.
»Erhöhtes Risiko«: Darf ich jetzt zu Hause bleiben?

»Erhöhtes Risiko«: Darf ich jetzt zu Hause bleiben?

Foto: Florian Gaertner/photothek.net / imago images/photothek

Mit der Wahl der Ampelfarben Grün und Rot greifen die Entwickler der Corona-Warn-App auf gewohnte, scheinbar unmissverständliche Signale zurück. Allerdings sorgen die damit verbundenen Botschaften in der App seit deren Start für Verwirrung bei vielen Nutzerinnen und Nutzern. Die ist mit dem Beginn der zweiten Welle noch gestiegen, denn seither wächst auch die Zahl der Risikokontakte. Die Antworten auf Fragen, die immer wieder gestellt werden:

Was ist der Unterschied zwischen einer roten und einer grünen Anzeige in der Corona-Warn-App? 

Eine grüne Anzeige gibt es, wenn es überhaupt keine Begegnungen mit positiv getesteten anderen App-Nutzern gab. Oder wenn es zwar Aufeinandertreffen gab, aber das Ansteckungsrisiko vom Robert Koch-Institut (RKI) als gering eingeschätzt wird. Bei allen grünen Anzeigen ist eines gleich: Sie erfordern von den Nutzerinnen und Nutzern keinerlei Aktion.

Handlungsbedarf entsteht bei einer roten Anzeige von Kontakten mit erhöhtem Risiko. Laut den Empfehlungen des RKI sollen Betroffene ihre persönlichen Kontakte reduzieren und sich, wenn sich Symptome bemerkbar machen, beim Gesundheitsamt oder dem Hausarzt oder der Hausärztin melden – diese entscheiden über das weitere Vorgehen.

Nach welchen Kriterien entscheidet die App, ob das Ansteckungsrisiko bei einer Begegnung niedrig (grün) oder erhöht (rot) ist?    

Die App berechnet nach Angaben des RKI  das individuelle Infektionsrisiko in vier Schritten. In ihren sogenannten Risiko-Score fließen Werte wie die Dauer der Begegnung, die seit der Begegnung vergangene Zeit, das Übertragungsrisiko (»transmission risk«) und der Dämpfungswert ein. Anhand der Dämpfung des Bluetooth-Signals, das die App zur Abstandsermittlung nutzt, schätzt sie, ob die Geräte zwei Meter oder weniger voneinander entfernt waren – dies ist nach Einschätzung des RKI der kritische Wert. Die App bewertet für ihre Risikoberechnung dabei den gesamten Verlauf eines Treffens, wertet es also nicht automatisch als erhöhtes Risiko, wenn man sich einmal zur Begrüßung kurz näher kommt, aber die Begegnung dann in sicherem Abstand verläuft. Verrechnet werden alle Faktoren in einem mathematischen Verfahren, das die App-Entwickler hier im Detail erklären , das aber auch immer wieder an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst wird.

Kann ich mit der App herausfinden, wann und wo eine Risikobegegnung stattgefunden hat? 

Nein, diese Informationen können so genau nicht aus der App abgelesen werden. Die App ist technisch bewusst so aufgebaut, dass sie aus Gründen des Grundrechtsschutzes nicht verrät, wenn eine Person mit Corona infiziert ist.

Lediglich im Falle eines erhöhten Risikos gibt die Warn-App einen groben Anhaltspunkt dafür, wann die Risikobegegnung stattgefunden hat: Die App zeigt an, wie viele Tage die letzte Risikobegegnung zurückliegt. Das kann helfen, mögliche Risikokontakte einzugrenzen und das Infektionsrisiko besser abzuschätzen. Die Anzeige gilt aber nie länger als für die letzten 14 Tage.

Bei grüner Anzeige in der App, also einem niedrigen Risiko, werden Nutzerinnen und Nutzern keinerlei Informationen über den Zeitpunkt der Risikobegegnung angezeigt.

Über den Ort von Risikokontakten kann die Warn-App in keinem Fall Informationen geben, weil Standortdaten nicht aufgezeichnet werden.

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Was bedeutet es, wenn mehrere Risikobegegnungen angezeigt werden, aber die App grün bleibt?

Entscheidend dafür, ob die Corona-Warn-App eine grüne oder eine rote Warnung zeigt, ist nicht die Zahl der Risikobegegnungen. Die ist ohnehin begrenzt aussagekräftig. Wer zum Beispiel »3 Begegnungen mit niedrigem Risiko« angezeigt bekommt, ist entweder drei Personen begegnet, die später positiv getestet wurden und das in ihrer App vermerkt haben. Es könnte aber auch dreimal dieselbe Person an drei verschiedenen Tagen gewesen sein.

Für eine rote Warnung braucht es mindestens eine Begegnung, bei der ein erhöhtes Ansteckungsrisiko errechnet wurde.

Manche Nutzerinnen und Nutzer fragen sich auch, wieso ihre App ihnen plötzlich mehr Risikobegegnungen anzeigt, obwohl sie seit dem letzten Blick auf die App niemanden oder zumindest keine weitere Person mehr getroffen und daher keine neue Risikobegegnung gehabt haben können.

Dazu muss man wissen: Die App zeigt solche Aufeinandertreffen nicht in Echtzeit an. Eine Risikobegegnung kann sie erst feststellen, wenn jemand positiv auf das Coronavirus getestet wurde und das in seiner App auch hinterlegt hat. Eine neue Risikobegegnung in der App besagt daher nicht, wann der Kontakt stattgefunden hat, sondern dass er irgendwann in den vergangenen 14 Tagen stattgefunden hat und die betreffende Person danach positiv getestet wurde und dieses Ergebnis mit der App geteilt hat. Wenn zwischen zwei Blicken auf die App ein neuer Datenabgleich stattgefunden hat, könnte in der Zwischenzeit also eine weitere Person hinterlegt haben, dass sie positiv getestet worden ist.

Es gibt aber auch eine simplere Erklärung: Begegnungen mit derselben positiv getesteten Person – zum Beispiel aus dem persönlichen Umfeld oder aus der Wohnung nebenan (die Bluetooth-Signale zur Abstandsermittlung können Wände durchdringen und auch ein errechneter Abstand von bis zu acht Metern ist für die Risikoberechnung relevant) – an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.

Soll ich zur Arbeit gehen, wenn die Corona-Warn-App ein erhöhtes Risiko (rot) anzeigt? 

Nein. Jedenfalls nicht, wenn Sie problemlos auch von zu Hause arbeiten können.

Eine »rote Warnung« heißt aber nicht, dass Sie automatisch krankgeschrieben sind und gar nicht arbeiten müssen.

Mit der Warnung geht ein Hinweis in der App einher, sich – wenn möglich – nach Hause zu begeben beziehungsweise zu Hause zu bleiben sowie mit der Hausärztin oder dem Hausarzt, dem ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117 oder mit dem zuständigen Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen. Dabei ist dann abzustimmen, ob man sich testen lassen oder in Quarantäne begeben soll.

»Wenn möglich« bedeutet aber auch: Eine Pflicht, zu Hause zu bleiben, gibt es nicht.

Da die App nicht allein dem Selbstschutz dient, sondern auch dem der anderen Bürgerinnen und Bürger, wäre es jedoch schlicht eine verantwortungsbewusste Reaktion und eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme, zunächst zu Hause zu bleiben.

Bekomme ich einen kostenlosen Test, wenn meine Warn-App Rot zeigt?

Laut der aktuell geltenden Coronavirus-Testverordnung  hat man eigentlich Anspruch auf einen kostenlosen Test, wenn die Warn-App ein erhöhtes Risiko anzeigt. Das gilt für zehn Tage und auch, wenn man keine Symptome hat. Allerdings hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zuletzt eingeschränkt : »Das geht nur im Rahmen vorhandener Kapazitäten. Im Moment sind die Kapazitäten so stark ausgelastet, dass wir sagen müssen: Wer keine Symptome hat – zu Hause bleiben, idealerweise in Quarantäne, aber testen geht nur, wenn Kapazitäten entsprechend frei sind.«

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums bestätigte, dass grundsätzlich bei einem roten Hinweis »weiterhin der Anspruch auf einen kostenfreien Test besteht.« Die Entscheidung, ob eine Testung auf SARS-CoV-2 erforderlich sei, treffe aber der behandelnde Arzt, so der Ministeriumssprecher.

Wie kann es passieren, dass das eigene positive Testergebnis nicht in der App angezeigt wird? 

Für viele Nutzerinnen und Nutzer scheinen ausbleibende Laborergebnisse eines der größten Ärgernisse mit der App zu sein. Das legen auch viele Bewertungskommentare im Google Play Store  nahe. Der Frust ist nachvollziehbar: Man hat die App heruntergeladen, einen Coronatest gemacht und wartet nervös auf dessen Ergebnis. Doch das kann vielfach nicht über die App abgerufen werden, sondern nur auf herkömmlichen Wegen, also telefonisch oder per Mail. Das ist ärgerlich und unverständlich, denn die schnelle Übermittlung von Testergebnissen war seit ihrem Start Mitte Juni ein zentrales Produktversprechen der App.

Dass das noch immer nicht zuverlässig klappt, kann mehrere Ursachen haben. So müssen Ärztinnen und Ärzte oder das Testpersonal auf dem testbegleitenden Formular (10C) einen Haken setzen, um so den Labors zu erlauben, die Ergebnisse via App zu übermitteln. Fehlt diese Einwilligung, gibt es auch kein Ergebnis in der App. Weil das häufig vorgekommen ist, sind inzwischen Informationsschreiben an Praxen und Testzentren herausgegangen, die auf das Problem hinweisen.

Eine weitere mögliche Ursache besteht darin, dass noch immer nicht alle Labors an das digitale System angeschlossen sind. Bei den niedergelassenen Labors machen nach jüngsten Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums mittlerweile mehr als 90 Prozent mit; viele Krankenhauslabors allerdings sind nicht dabei. Auch hier bleiben dann nur herkömmliche Kontaktwege – und das führt zum nächsten Problem. Denn wenn der Test positiv ausgefallen ist, können sich die Anwender nicht einfach über die App als infiziert melden. Stattdessen müssen sie eine Verifikationshotline anrufen (+49 800 7540002 ), dort glaubhaft machen, dass sie über ein positives Testergebnis verfügen, und ihre Telefonnummer angeben. Darüber bekommen sie dann bei einem Rückruf eine individuelle TeleTan, mit der sie sich in der App als infiziert melden können.  

Mein Handy zeigt an, dass die »Risiko-Ermittlung gestoppt« wurde. Was heißt das? Was muss ich tun?

Diese Meldung taucht seit Monaten bei manchen Nutzerinnen und Nutzern auf, selbst wenn gleichzeitig darüber steht »Risiko-Ermittlung aktiv«. Sie bedeutet, dass die App gerade nicht überprüfen kann, ob weitere Risikokontakte stattgefunden haben.

Auf der Entwicklerplattform GitHub werden seit September die möglichen Auslöser diskutiert . Dazu gehören zum Beispiel Verbindungsprobleme in manchen Firmen-WLANs.

Wer »Risiko-Ermittlung gestoppt« angezeigt bekommt, kann die folgenden Maßnahmen probieren:

  • In der Corona-Warn-App auf »Risiko-Ermittlung einschalten« tippen

  • WLAN kurzfristig deaktivieren und per Mobilfunk ins Netz gehen

  • Das Smartphone neu starten

  • In den Smartphone-Einstellungen die Hintergrundaktualisierung aus- und wieder einschalten

  • In den Smartphone-Einstellungen unter Begegnungsmitteilungen prüfen, ob diese Mitteilungen aktiv sind und ob »Corona-Warn-App Deutschland« als aktive Region festgelegt ist

  • WLAN ausschalten, dann unter »Aktive Region« auf »Corona-Warn-App« tippen und dort »Begegnungsinformationen teilen« aus- und wieder einschalten, danach WLAN wieder anschalten

  • Ein Update der App durchführen, falls eines verfügbar ist

  • Wenn alles nicht hilft: In der Corona-Warn-App ganz unten auf »Einstellungen« tippen und dort »Anwendung zurücksetzen« wählen

  • Oder die Corona-Warn-App komplett löschen und neu installieren

Die Entwickler arbeiten nach eigenen Angaben  an einer Lösung des Problems.

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