Gesamtkosten von 223 Millionen Euro Corona-Warn-App wird in den »Schlafmodus« versetzt

Corona-Warn-App: Bei Bedarf kann sie zeitnah aus dem Schlafmodus »geweckt« werden
Foto: Kira Hofmann / dpaDie einst millionenfach genutzte Corona-Warn-App des Bundes soll Anfang Juni in einen »Schlafmodus« gehen. Bis zum 30. April soll die Warnfunktion für andere Nutzerinnen und Nutzer der App nach einem positiven Test noch verwendet werden können, wie das Bundesgesundheitsministerium am Freitag auf Anfrage mitteilte. Im Monat Mai sollen die Systeme dann dafür vorbereitet werden, bestimmte Funktionen zum 1. Juni in einen »Schlafmodus« zu versetzen.
Auf regelmäßige Aktualisierungen der App soll erst einmal verzichtet werden. Man kann die App aber auf dem Handy behalten, um damit zum Beispiel weiter elektronische Impfzertifikate zu nutzen.
Kritik von Gesundheitsämtern, Lob von IT-Experten
Die Anwendung war anfangs auf ein geteiltes Echo gestoßen. Die Hoffnung mancher, sie würde eine effektive digitale Pandemiebekämpfung ermöglichen, erfüllte sich nicht. Es gab teils harte Kritik aus Gesundheitsämtern, aber auch von Nutzerinnen und Nutzern und der Politik. IT-Spezialistinnen und -Spezialisten hingegen lobten den Open-Source-Ansatz als vorbildlich. Und letztlich überzeugte sie mit Zahlen: Laut Ministerium wurde die App mehr als 48 Millionen Mal auf Endgeräten installiert, knapp neun Millionen Menschen teilten positive Testergebnisse, um andere Nutzer zu warnen. Seit einem Update vom Februar genügt ein positiver Selbsttest, um eine Warnmeldung zu verschicken, ein offizieller Schnell- oder PCR-Test ist nicht mehr nötig.
Doch mittlerweile nutzen nur noch vergleichsweise wenige Menschen die zentrale Funktion der App. Im Februar waren es nur rund 2500 offiziell positiv Getestete pro Tag, zu Hochzeiten hingegen mehr als 90.000 Menschen. Dementsprechend sagte schon vor mehreren Wochen etwa der SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Mieves: »Die Corona-Warn-App hat ihre Mission erfüllt«.
Das Robert Koch-Institut (RKI) wies die Zahl der gemeldeten Covid-19-Fälle binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner zuletzt mit rund 40 aus. Sollte sich die nach Ansicht des Ministeriums vergleichsweise entspannte Pandemielage wieder ändern, könne die App zeitnah aus dem Schlafmodus »geweckt« und angepasst werden, sagte ein Sprecher.
Der Saarbrücker Pharmazieprofessor Thorsten Lehr geht allerdings davon aus, dass die tatsächliche Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland derzeit zwischen 1000 und 2000 liegt.
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 223 Millionen Euro. Allein für Entwicklung, Updates, Betrieb und die Ende Januar eingestellte Hotline sind in den ersten fünf Monaten dieses Jahres insgesamt 23 Millionen Euro eingeplant. Die laufenden Verträge mit den Dienstleistern SAP und T-Systems enden zum 31. Mai.