Millionen Abrufe für Sportvideos
Diese 81-Jährige ist ein TikTok-Star
Eine Seniorin aus dem rheinischen Langenfeld hält sich im Lockdown fit – und Millionen Menschen begleiten sie dabei auf TikTok. Sogar ins US-Fernsehen hat es Erika Rischko schon geschafft.
Erika Rischko wird gefilmt: Sie ist wohl eine der ältesten TikTok-Nutzerinnen
Foto: Ralph Matzerath / dpa
Eine Influencerin sei sie auf keinen Fall, dann schon eher ein »Fitness-Junkie«, sagt Erika Rischko über sich selbst. Die 81-Jährige aus dem rheinischen Langenfeld hat in den vergangenen Tagen eine atemberaubende Netzkarriere hingelegt. Ihr meist abgerufenes Video in der üblicherweise bei jüngeren Nutzerinnen und Nutzern beliebten App TikTok ist kurz davor, die Schallmauer von zehn Millionen Abrufen zu durchbrechen.
Sogar in den USA war Rischko in der TV-Sendung »Good Morning America« schon Thema. Derzeit melden sich vor allem deutsche Medien bei ihr. »Das ist irre. So ein Echo habe ich mir absolut nicht träumen lassen«, sagt die Sportlerin.
Rischko wird im Netz als Mutmacherin gefeiert, mit Kommentaren wie »Meinen größten Respekt« und »Spektakulär!«. Dabei beteuert sie selbst, sie mache das alles »nur aus Spaß und Dollerei«. Ihr rheinisches Motto: »Je öller, je döller« (Je älter, desto verrückter). Auf TikTok hat Rischko mittlerweile 118.000 Follower, Tendenz stark steigend – und auch diese positive Resonanz ist es, was sie antreibt. (Den TikTok-Kanal von Erika Rischko finden Sie hier.)
Ihr Mann macht mit
Rischko stellt Fitness- und Tanz-Clips ins Netz – teils an der Seite ihres Ehemanns, der ebenfalls 81 Jahre alt ist. Ihr Alter betonen die beiden offensiv schon im Vorschaubild der Clips, auf Englisch. Ein typischer Clip sammelt einige Zehntausende Abrufe, immer mal wieder landet ein Video aber auch im Millionenbereich.
Rischko setzt bei ihren Übungen mal auf Hanteln oder Faszienrollen, mal trainiert sie ganz ohne Hilfsmittel. »Jeder hat ein Stück Boden in seiner Wohnung, jeder kann irgendwelche Übungen machen«, sagt sie. »Man kann sich immer etwas ausdenken und im Internet gibt es so viele Ideen. Die Trizeps kann man zum Beispiel prima mit Stühlen trainieren.«
Daheim habe sie praktisch keine Geräte, sagt Rischko, zum Einsatz kommen vor allem ihre Drei-Kilo-Hanteln. »Im Studio kann ich einiges mehr stemmen«, sagt sie. »Ich hatte nach dem ersten Lockdown gerade wieder die Gewichte von vorher drauf und mein altes Niveau erreicht, da kam der zweite Lockdown.«
Doch Langeweile macht erfinderisch. »Ich habe mich halt zu Hause ausgebreitet und hin und wieder fahre ich zu meiner Tochter rüber«, sagt Rischko. Die Tochter hatte die Idee, Rischkos Training ins Netz zu stellen. Sie hält auch die Kamera, wenn Rischko und ihr Mann gemeinsam zu aktuellen Pop-Hits tanzen: »Die Choreografie dafür muss in 15 bis 20 Minuten sitzen, sonst machen wir etwas anderes.«
»Jeder hat ein Stück Boden in seiner Wohnung, jeder kann irgendwelche Übungen machen«, sagt Erika Rischko
Foto: Ralph Matzerath / dpa
Nächstes Ziel: zehn Millionen Abrufe
Die Zehn-Millionen-Marke würde sie mit einem ihrer Clips schon gern noch knacken, meint Rischko, aber nicht um jeden Preis: »Diese Eisbaden-Challenge, die gerade überall läuft: Nein, danke – muss ich nicht haben.« Dann lieber Power-Fitness, Pilates und Yoga: »Je nachdem, wie doll der Muskelkater vom Vortag ist.«
So fit, wie sich die 81-Jährige präsentiert, ist sie übrigens trotz zweier künstlicher Kniegelenke, die sie 2003 bekam. »Deswegen kann ich nicht mehr so gut joggen und hüpfen, aber dafür funktionieren andere Sachen.«
Rischko hofft, mit ihren Übungen ein Vorbild zu sein, »damit wir alle gut durch die Pandemie kommen«. Trotz allem treibt sie derzeit eher etwas weniger Sport als früher, als sie 14 bis 15 Stunden die Woche im Fitnessstudio verbracht hat. »Ich hoffe, dass ich bald wieder ins Studio gehen kann«, sagt sie. Denn dort warten die echten Herausforderungen, die Geräte und die großen Gewichte: »50 Kilo hatte ich schon auf dem Rücken, 70 Kilo auf dem Schoß.«