
Fotostrecke: So funktioniert die Tagebuch-App Fabric
Manch verhinderter Literat wünscht sich ein Tagebuch, das sich automatisch füllt - sei es aus Faulheit oder aus Zeitmangel. Die App Fabric soll diese Aufgabe übernehmen. Doch das hat seinen Preis.
Der ehemalige Facebook-Mitarbeiter Arun Vijayvergiya wollte mehr wissen über seinen verstorbenen Vater. Darum durchstöberte er die Facebook-Pinnwand des Toten. Doch mit dem Ergebnis war er unzufrieden. Er habe nur wenig erfahren, weil kaum Statusmeldungen auf der Pinnwand gepostet wurden, schreibt er in einem Blogbeitrag .
Diese ernüchternde Erfahrung habe Vijayvergiya und seinen Teamkollegen Nikolay Valtchanov dazu bewegt, die App Fabric für das iPhone zu entwickeln. Mit der kostenlosen Anwendung soll es nun viel bequemer werden, ein Online-Tagebuch zu schreiben. "Was, wenn wir komplett bis zum Anfang zurückscrollen könnten?", schreiben die Entwickler.
Besuchte Länder, Wanderwege und Schnappschüsse
Tatsächlich lässt die App keinen Moment im Leben aus, sobald die Anwendung auf dem iPhone installiert ist. Fabric zeigt auf einer Weltkarte an, was der Nutzer so alles erlebt. Vor allem kleine Bildchen illustrieren, wo man überall schon Fotos mit dem Smartphone geschossen hat und welche Freunde auf der Reise dabei waren. Zurückgelegte Wege durchziehen die Karte und zeigen, welche Wanderwege man mit der App abgelaufen ist oder auf welchem Parkplatz man ein paar Stunden zuvor sein Auto abgestellt hat.
Auf einer Navigationsleiste am rechten Rand kann der Anwender in der Zeit zurückreisen und sich auflisten lassen, welche Länder er besucht und welche Sehenswürdigkeiten er dort geknipst hat. Leider sind die Balken der Zeitleiste ziemlich klein geraten, und mit einer sanften Wischbewegung rast man meist gleich viele Jahre auf einmal zurück. Einfacher klappt die Navigation, wenn man auf bestimmte Tage im Kalender tippt, die Erlebnisse nach Orten sortiert oder nach Momenten, die man zusammen mit Freunden erlebt hat.
Das Design ist sehr übersichtlich gestaltet und die Weltkarten-Zeitreise gut gelöst. Wer sich gerne mit Schnappschüssen an den letzten Sommer erinnert und eben mal nachschauen will, welche Kneipe er mit seinen Urlaubsbekanntschaften besucht hat, der lädt sich mit Fabric ein praktisches Onlinetagebuch herunter.
Ein Albtraum für Datenschützer
Doch dieses detaillierte Protokoll hat seinen Preis: Die App will fast alles wissen, was das Smartphone über den Besitzer aufzeichnet. Die App speichert alle Bewegungen, liest Fotos aus der privaten Sammlung aus und verknüpft bei Bedarf auch die Profile bei Facebook und Instagram. Aus all diesen Daten bastelt Fabric die Tagebuch-Karte.
Dieser Datenhunger zehrt ganz schön am Akku, da die App immer im Hintergrund mitläuft. Doch vor allem ist die Anwendung ein Albtraum für Datenschützer. Denn sobald man der App erlaubt hat, auf die Smartphone-Daten zuzugreifen, saugt Fabric alles auf: Jeder Schritt, jede Fahrt mit dem Auto und jeder Besuch im Supermarkt wird an die Fabric-Server übermittelt. Und die Entwickler behalten sich vor, die Daten auch mit Dritten zu teilen.
Der Nutzer muss einschreiten, um nicht alles von sich preiszugeben. In den iPhone-Einstellungen kann man auswählen, ob man etwa auf die GPS-Aufzeichnung verzichten möchte oder den Zugriff auf die Fotos unterbindet. Das Problem: Dann macht die Tagebuch-Anwendung nur noch halb so viel Spaß.
Eine App für enge Freunde
Auch die Entwickler wissen, dass die App mit ziemlich sensiblen Daten gefüttert wird. "Wir sind uns bewusst, dass Menschen ihre Geschichten nicht unbedingt mit jedem teilen wollen", heißt es in dem Blogbeitrag. Deswegen sei Fabric kein klassisches soziales Netzwerk, bei dem die Nutzer ihre Statusmeldungen posten. Es gehe nicht darum, in einen großen Raum gestellt zu werden mit einem Megafon in der Hand. Man wolle, dass die Nutzer sich mit Fabric "so sicher fühlen wie mit E-Mails und Kurznachrichten". Deswegen sollen die Inhalte auch nur mit engen Freunden geteilt werden.
Wem das immer noch zu unsicher ist: Die App funktioniert auch ohne einen Fabric-Account. Das heißt, man muss nicht unbedingt seinen Namen mit den persönlichen Daten auf dem Smartphone verknüpfen. Sobald die Anwendung jedoch, ohne dass ein Profil eingerichtet wurde, vom iPhone gelöscht wird, muss man sich bei der nächsten Installation ein neues Tagebuch erstellen.