Android-Smartphones Facebook sammelt emsig Telefondaten - Nutzer sind empört

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Foto: imago/ Rene TrautFacebook-Gründer Mark Zuckerberg sieht sein soziales Netzwerk mit neuen Vorwürfen konfrontiert: Nachdem in der vergangenen Woche ein Datenskandal um die Firma Cambridge Analytica Facebook erschütterte, sorgen nun weitere Anschuldigungen eines Nutzers für zusätzliche Unruhe.
Der Neuseeländer Dylan McKay wirft dem Unternehmen vor, auf seinem Android-Smartphone mit der Facebook-App auch Telefonverbindungsdaten gesammelt zu haben - ohne sein Wissen.
Auf Twitter veröffentlichte McKay Screenshots aus seinem Facebook-Archiv, um seine Vorwürfe zu belegen. Mit der Archivfunktion können Nutzer ihre bei Facebook gespeicherten Daten herunterladen. McKay tat das und fand im Archiv zu seiner Überraschung auch Smartphone-Daten, die mit Facebook nichts zu tun haben. Konkret geht es um seine Anrufhistorie und seine SMS über einen Zeitraum von zwei Jahren.
Die sogenannten Metadaten eines Anrufs geben keinen Aufschluss über den Inhalt einer Unterhaltung. Aber sie verraten trotzdem viel. Zum Beispiel zu welcher Uhrzeit man welche Nummer für wie lange angerufen hat. Wer sich sein persönliches Archiv auf Facebook herunterladen will, kann dies hier tun.
Facebook will Nutzer gefragt haben
Facebook wies McKays viel beachtete Vorwürfe mittlerweile in einem Blogeintrag als falsch zurück. Man schneide derartige Informationen nicht ohne die Erlaubnis des Nutzers mit. Vielmehr spricht Facebook von einer Speicherfunktion, die Nutzer freiwillig anwählen könnten. Android-Nutzern des Facebook Messengers und von Facebook Lite, einer abgespeckten App-Version fürs Smartphone, werde angeboten, die Historie der Anrufe und Textnachrichten zu speichern.
Ein Bericht auf der US-Seite "Ars Technica" zog diese Darstellung aber in Zweifel und erläuterte, dass Nutzer in älteren Android-Versionen womöglich aufgrund eines anderen Umgangs mit App-Berechtigungen nie direkt um Zustimmung gefragt worden sein könnten.
In vielen Fällen sei Nutzern nicht ersichtlich gewesen, welcher Datensammlung sie eigentlich zustimmten. Zudem sei die Zustimmung der Nutzer zu dem Vorgehen standardmäßig aktiviert, also keine bewusste Wahl gewesen.
Facebook betonte, dass die so gespeicherten Daten nicht verkauft würden. Außerdem könnten Nutzer die Funktion jederzeit wieder in den Einstellungen deaktivieren.
Ganzseitige Entschuldigungsanzeigen von Zuckerberg
Das Unternehmen steht seit der vergangenen Woche verstärkt in der Kritik. Grund sind Vorwürfe, die Analysefirma Cambridge Analytica habe unrechtmäßig Daten von rund 50 Millionen Facebook-Nutzern verwendet.
Um den Imageschaden für seine Firma abzumildern, schaltete Facebook am Wochenende in etlichen britischen und amerikanischen Medien ganzseitige Anzeigen mit einer persönlichen Entschuldigung Mark Zuckerbergs. "Wir sind verantwortlich dafür, Ihre Daten zu schützen. Wenn wir das nicht können, haben wir sie nicht verdient", heißt es darin.