Neues Transparenz-Tool Facebook zeigt jetzt, woher es Informationen über Sie bekommt

Facebook-Chef Zuckerberg: Das Netzwerk kündigt an, im neuen Jahrzehnt mehr auf Privatsphäre zu setzen
Foto: Mark Lennihan/ APFacebook hat eine neue Funktion namens "Aktivitäten außerhalb von Facebook" jetzt auch in Deutschland freigeschaltet. Sie gibt Nutzern des sozialen Netzwerks einen Überblick darüber, welche von ihnen genutzten Apps und Websites wie häufig Daten mit Facebook teilen. Viele Nutzer dürften die angezeigten Angaben überraschen : Oftmals werden es Dutzende oder gar Hunderte Dienste sein, die Facebook mit Informationen versorgen, welche das Unternehmen dann zum Beispiel zum Personalisieren von Werbeanzeigen verwendet. Angezeigt werden Aktivitäten der letzten 180 Tage.
Unabhängig von diesem Feature sollen Nutzer beim Öffnen der Facebook-App in den nächsten Wochen ermutigt werden, ihre Privatsphäre-Einstellungen zu überprüfen, kündigte Mark Zuckerberg am Dienstag an . Dafür wurde Facebooks Gründer und Chef zufolge der sogenannte "Privatsphäre-Check" überarbeitet. In seinem Blogpost stellte Zuckerberg auch noch eine dritte Funktion namens "Login Notifications" vor, die für mehr Transparenz beim Einsatz von Facebook-Log-ins für Drittdienste sorgen soll.

Wird Nutzern gerade in den Feeds angepriesen: Der überarbeitete Privatsphäre-Check
Foto: Facebook"Aktivitäten außerhalb von Facebook" ist allerdings die mit Abstand interessanteste Ankündigung. Die Möglichkeit, dass Nutzer sich ein Bild davon machen können, wie viele Informationen andere Webdienste an Facebook übermitteln, hatte das Netzwerk im August zunächst nur für einige wenige Länder wie Irland, Spanien und Südkorea eingeführt.
Viele Websites nutzen Facebook-Tools
Facebook erhält von Firmen und Organisationen verschiedene Informationen zur Nutzeraktivität. Zu solchen Datenweitergaben kommt es etwa, wenn Drittdienste ein Einloggen mit Facebook anbieten oder wenn sie sogenannte Facebook-Pixel oder Facebooks Software Development Kit (SDK) einsetzen. Letztere sind Werkzeuge, die viele App-Entwickler zu Analysezwecken nutzen.
Facebook selbst spricht von sogenannten "Interaktionen" des Nutzers, die Drittdienste teilen. Zu diesen "Interaktionen" zählen dem Unternehmen zufolge unter anderem das Öffnen einer App, das Besuchen einer Website, das Einloggen in eine App via Facebook, das Ansehen von Inhalten, durchgeführte Suchen oder auch der Kauf eines Artikels.
Ein Beispiel, das Facebook liefert:
"Tanja kauft bei einem Bekleidungs-Store online ein Paar Schuhe."
"Der Store verwendet unsere Business-Tools und sendet so die Infos über Tanjas Aktivitäten an uns."
"Wir erhalten die Informationen zu Tanjas Aktivitäten außerhalb von Facebook und speichern diese in ihrem Facebook-Konto. Die Aktivitäten werden gespeichert als 'hat die Bekleidungs-Website besucht' und 'hat einen Kauf getätigt'."
"Tanja sieht auf Facebook eine Werbeanzeige mit einem 10-Prozent-Rabattgutschein auf ihren nächsten Einkauf in dem Online-Store."
Früher gesammelte Daten vom Profil entkoppeln
Facebook geht offenbar davon aus, dass sich Nutzer beim Blick auf die für sie aufbereitete Statistik wundern könnten, wer alles Daten über sie weitergibt. "Wenn du einige deiner Aktivitäten nicht wieder erkennst, kann das daran liegen, dass wir sie von Daten-Dienstleistern oder Werbeagenturen erhalten haben", heißt es. "Unternehmen und Organisationen nutzen möglicherweise Drittanbieter von Daten oder Werbeagenturen, um die Kundeninteraktionen in ihren Apps und auf ihren Websites zu analysieren."

In dieser Ansicht sieht man, wie viele Interaktionen ein bestimmter Dienst übermittelt hat.
Foto: FacebookDabei sind die Angaben nicht einmal vollständig, wie Facebook erklärt: "Aus technischen Gründen und aus Gründen der Zuverlässigkeit zeigen wir nicht alle Aktivitäten, über die wir informiert wurden", so Netzwerk. Dies betreffe "unter anderem Informationen, die wir erhalten haben, während du nicht bei Facebook angemeldet warst oder Situationen, in denen wir nicht überprüfen können, ob du auf einem bestimmten Gerät zuvor Facebook verwendet hast." Anderen Anbietern sei es zudem untersagt, vertrauliche Informationen mit Facebook zu teilen, schreibt das Netzwerk.
So nutzen Sie die Funktion
Aufrufen lässt sich die neue Funktion über diesen Link oder über den Facebook-Reiter "Einstellungen". Von dort klickt man auf "Deine Facebook-Informationen", dann auf "Aktivitäten außerhalb von Facebook". Anschließend geht man auf "Deine Aktivität außerhalb von Facebook verwalten".
Auf der Übersichtsseite werden die Apps und Websites genannt, die Facebook Informationen liefern. Nach einem Klick auf einen Menüpunkt wird im Fall einer Angabe von "20+" die genaue Zahl von Interaktionen gezeigt.
Wer einen Tick mehr zu all den Interaktionen erfahren will, kann auf der Übersichtsseite noch auf "Deine Informationen herunterladen" klicken. Im Anschluss kann man sich dann eine Datei mit Informationen zum Punkt "Werbeanzeigen und Unternehmen" zusammenstellen lassen. Diese Datei, die zu den einzelnen Interaktionen auch Uhrzeiten enthält, kann man anschließend herunterladen und durchforsten.

Auszug aus heruntergeladenen Daten: Ein wenig detailreicher
Foto: FacebookMit dem neuen Kontrollwerkzeug können Nutzer dafür sorgen, dass von bestimmten Anbietern gelieferte Informationen künftig nicht mehr mit ihrem Facebook-Profil verknüpft werden. Dafür klickt man auf eines der gezeigten Logos und dann jeweils auf "Nutzung künftiger, durch ... erfasster Aktivitäten deaktivieren".
Letztere Einstellung lässt sich auch für alle Apps und Websites auf einmal vornehmen, dafür klickt man auf "Künftige Aktivitäten verwalten". Einen Screen später lässt sich dann das "Speichern deiner künftigen Aktivitäten" gesammelt deaktivieren. Informationen zu eigenen Aktivitäten, die Facebook von Unternehmen und Organisationen erhält, werden fortan nicht mehr mit dem eigenen Konto verknüpft.
Auch frühere gesammelte Daten lassen sich auf Wunsch vom eigenen Facebook-Profil entkoppeln, wenn auch nicht löschen. Gesammelt geht das über den Button "Verlauf entfernen" auf der Hauptseite zur Funktion.
"Eine neue Form von Transparenz"
Facebook neues Tool biete "eine neue Form von Transparenz und Kontrolle", behauptet Mark Zuckerberg, dessen Blogpost den Titel "Mit mehr Kontrolle über die eigene Privatsphäre ins neue Jahrzehnt" trägt.
Zuckerberg hatte ursprünglich im Frühjahr 2018 ein Kontrollwerkzeug mit dem Namen "Clear History" angekündigt, mit dem man außerhalb des Online-Netzwerks gesammelte Daten "bereinigen" oder auch "wegspülen" können sollte.
Die Frage, warum Facebook überhaupt so viele Daten sammelt, wird auf den Erklärseiten zum neuen Tool durchaus beantwortet, wenn auch knapp. Dazu heißt es, Facebook verwende die Informationen zur Aktivität außerhalb des Netzwerks unter anderem dafür, um Nutzern "relevante Anzeigen" oder zu den eigenen Interessen passende Gruppen und Veranstaltungen vorschlagen zu können.
Anmerkung der Redaktion: DER SPIEGEL setzt derzeit Facebook-Pixel bei einigen Log-in-Seiten sowie bei Beiträgen von SPIEGEL+ ein, um Nutzerinnen und Nutzern interessante Inhalte zu empfehlen und Marketingmaßnahmen zu steuern.