GitHub-Archiv auf Spitzbergen Microsoft sperrt MS-DOS in den Bunker

Tief unter Eis und Fels lagern auf Spitzbergen nun 21 Terabyte an Software. Programme wie MS-DOS und Wordpress sollen bis zu 1000 Jahre aufbewahrt werden - wenn nicht der Klimawandel dazwischenkommt.
Softwarelager: In einem Container in 250 Meter Tiefe wird der Code für die Nachwelt aufbewahrt

Softwarelager: In einem Container in 250 Meter Tiefe wird der Code für die Nachwelt aufbewahrt

Foto: GitHub

Es soll die sicherste aller Sicherungskopien sein: Die Entwicklerplattform GitHub hat am Donnerstag verkündet, dass Programmierprojekte im Umfang von 21 Terabyte in einem Bunker in Norwegen eingelagert worden sind. Die Open-Source-Dateien der Microsoft-Plattform liegen nun 250 Meter tief in einem stillgelegten Kohlebergwerk auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen. Unter dem Eis sollen die Ideen der Entwickler für die Nachwelt aufbewahrt werden.

Software wie Microsofts erstes Betriebssystem MS-DOS und der Website-Baukasten Wordpress waren bereits am Mittwoch vergangener Woche für die Nachwelt unter die Erde gebracht worden, wie es in einem GitHub-Blogbeitrag  heißt. Das Projekt hatte sich aufgrund der Corona-Pandemie verzögert. Man habe auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, damit es sicher für die Mitarbeiter sei, nach Svalbard zu reisen.

"Heutzutage basiert fast jedes Software-Projekt auf Open-Source", teilt Projektleiter Thomas Dohmke dem SPIEGEL auf Anfrage mit. "Es ist die Lebensenergie des Internets, der Mobiltelefone und der Apps", sagt Dohmke. Man wolle ein Testament hinterlassen und späteren Generationen klarmachen, wie wichtig Open-Source-Software sei. "Es besteht sogar die Möglichkeit, dass Computer in der Zukunft mit Hilfe der Technologie von heute nachgebaut werden."

Am 2. Februar hatte das Team alle auf GitHub öffentlich einsehbaren Programmierprojekte kopiert und auf 186 Mikrofilm-Rollen gespeichert. Das Ziel: Der Code soll nicht vergessen oder etwa durch eine globale Katastrophe zerstört werden.

Mikrofilme sollen bis zu 1000 Jahre überdauern

Spätere Generationen sollen vom Open-Source-Wissen in "Grube 3"  profitieren wie die Menschen heutzutage von den überlieferten Baukünsten der Römer, begründet GitHub das Projekt. Allerdings geben die Verantwortlichen zu, dass derzeitige Software in der Zukunft durchaus als altmodisch und irrelevant eingestuft werden könnte. "Wie jedes andere Back-up ist das GitHub-Archivprogramm auch für eine derzeit unvorhergesehene Zukunft gedacht."

Die Mikrofilme lagern in einer versiegelten Kammer in einem stahlummantelten Container. Für die zunächst antiquiert wirkende Speichermethode habe man sich entschieden, weil Mikrofilme deutlich länger halten als Festplatten und CDs. Während die eine Lebensdauer von bis zu 30 Jahren haben und bei zu viel Feuchtigkeit rosten können, sollen die Mikrofilme rund 1000 Jahre überdauern. "Eine besorgniserregende Menge des Weltwissens ist derzeit auf kurzlebigen Medien gespeichert", heißt es bei GitHub.

Der Code ist auf Mikrofilmen gespeichert, die 1000 Jahre halten sollen.

Der Code ist auf Mikrofilmen gespeichert, die 1000 Jahre halten sollen.

Foto: GitHub

Jede Filmrolle enthält eine Anleitung in fünf Sprachen. Außerdem ist eine Rolle mit einer für Menschen lesbaren Dokumentation eingelagert, die von Grund auf erläutert, wie Elektrotechnik funktioniert, was Netzwerke sind und wie Halbleiter arbeiten. Außerdem wird erklärt, wie Softwareentwicklung im 21. Jahrhundert abläuft und was Open Source bedeutet. Die Anleitung soll im Laufe der Zeit immer wieder ergänzt werden.

Der Klimawandel könnte dem Projekt allerdings einen Strich durch die Rechnung machen. Auch wenn die Projektverantwortlichen beteuern, dass lediglich die äußeren Schichten des Permafrosts betroffen seien, könnte Tauwasser dem Archiv auf Dauer gefährlich werden. Denn die Arktis erwärmt sich deutlich stärker als andere Weltregionen. Das war bereits im benachbarten internationalen Saatgutlager zu spüren. Dort mussten die Norweger nachbessern, nachdem immer wieder Schmelzwasser eingedrungen war.

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