Penis-Streit Google entschuldigt sich bei »Titanic« – per Karikatur

Nach Streit über ein religionskritisches Titelbild verschwand die »Titanic« aus Googles Play Store. Nun ist die App zurück – und das Unternehmen bittet das Magazin originell um Verzeihung.
»Titanic«-Chefredakteur Moritz Hürtgen: »Vermuten, dass sich Google eine längere Sperre für Titanic schlicht nicht mehr leisten konnte«

»Titanic«-Chefredakteur Moritz Hürtgen: »Vermuten, dass sich Google eine längere Sperre für Titanic schlicht nicht mehr leisten konnte«

Foto: Frank Rumpenhorst/ A

Die »Titanic« ist nach einem kurzen und schlagzeilenträchtigen Penis-Streit wieder über den Play Store verfügbar. »Wir möchten uns sowohl bei der Titanic als auch bei ihren Leser:innen aufrichtig dafür entschuldigen, dass die App zwischenzeitlich nicht verfügbar war«, sagte Google-Sprecher Alexander Bressel dem SPIEGEL. »Auch wir finden: Humor und Satire dürfen nicht untergehen – schon gar nicht in Deutschland.« Neben seiner schriftlichen Entschuldigung gab der Suchkonzern außerdem eine »Sorrykarikatur« in Auftrag, um sich für sein Fehlverhalten zu entschuldigen.

Mit dieser Karikatur will Google »Sorry« sagen

Mit dieser Karikatur will Google »Sorry« sagen

Foto: Bulo / Google LLC

Der Techkonzern hatte die App des Magazins im Januar aus dem Play Store für Android-Smartphones entfernt. Als Begründung führte Google das Dezember-Cover von »Titanic« an, das die Anstandsregeln verletzt habe. Das Titelbild der Ausgabe zeigt eine Zeichnung von Papst Franziskus mit einem Kruzifix im entblößten Hintern und Jesus mit freiliegendem Penis . Google habe sich an der »profanity in der sakralen Darstellung« gestört, kommentierte die »Titanic« dazu auf ihrer Website.

Die beanstandeten Motive sind wieder zu sehen

Nachdem die App zwischenzeitlich wieder mit entschärftem Cover freigeschaltet wurde, forderte Google die Löschung weiterer Titelmotive mit nackter Haut. »Titanic«-Chefredakteur Moritz Hürtgen drohte daraufhin Mitte Februar, die Plattform zu verlassen: »Titanic wird sich nicht selbst zensieren, um dem verkniffenen Humor von Monopolwichsern in San Fernando Valley, äh: Silicon Valley gerecht zu werden.« Sollte Google die »Titanic«-App nicht mitsamt aller Motive wieder freischalten, werde das Magazin den Store dauerhaft verlassen, »auch wenn dies den Verlust digitaler Abonnements bedeutet«.

Nach dem Comeback der App werde man Googles Aktivitäten »weiterhin genau und kritisch beobachten«, sagte Hürtgen  jetzt: »Alle Titelbilder und Inhalte werden wie von uns verlangt wieder unzensiert angezeigt – wir vermuten, dass sich Google eine längere Sperre für Titanic schlicht nicht mehr leisten konnte.«

mbö/rai

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