"Sicher, dass du das posten möchtest?" Instagram kündigt neue Maßnahmen gegen Onlinemobbing an

"Bist du sicher, dass du das posten möchtest?": So soll der neue Instagram-Hinweis aussehen
Foto: Instagram"Wir wissen, dass viele Menschen Bullying ausgesetzt sind - besonders unsere jungen Nutzer." Das konstatiert Instagram-Chef Adam Mosseri gleich zu Beginn eines aktuellen Blogposts des Foto- und Videodienstes. Der Facebook-Tochter liege es "am Herzen, den Kampf der Branche gegen Online-Bullying anzuführen", heißt es weiter. Nutzer sollten sich beim Posten auf Instagram "sicher und wohl fühlen". Das sind große und nicht wirklich neue Worte, die der Dienst nun mit zwei Neuerungen zu untermauern versucht.
So will Instagram-Nutzern, die etwas möglicherweise Beleidigendes veröffentlichen wollen, mit einer auf künstlicher Intelligenz basierenden Funktion noch einmal ins Gewissen reden. Jemand, der einen in dieser Hinsicht verdächtigen Kommentar abschickt, bekommt dafür während des Postens den Hinweis "Bist du sicher, dass du das posten möchtest?" eingeblendet und damit laut Instagram "die Chance, seinen Kommentar zu überdenken und zurückzuziehen".
Konkret lässt sich das Posten einer Nachricht wie "Du bist hässlich und dumm" dann über einen "Rückgängig"-Button abbrechen. Die neue Funktion wird zunächst für englischsprachige Kommentare freigeschaltet, weitere Sprachen sollen voraussichtlich im Laufe des Jahres folgen.
Bald lassen sich Konten "einschränken"
Zweitens will Instagram demnächst Tests starten, bei denen sich Accounts anderer zum Selbstschutz und zum Schutz des eigenen Online-Images "einschränken" lassen. "Wird ein Nutzer eingeschränkt, sind Kommentare dieser Person in Beiträgen nur für die Person selbst und den Account-Inhaber, der den Kommentar erhält, sichtbar", erklärt der Dienst dazu. So kann man zum Beispiel verhindern, dass ein beleidigender Kommentar unter einem Foto sofort für alle Nutzer sichtbar ist. Harmlose Kommentare eines derart vom Nutzer eingeschränkten Accounts, lassen sich hingegen freischalten, so dass sie auch von Dritten gesehen werden.
Ein weiterer Vorteil der neuen Funktion: Nutzer, deren Accounts man eingeschränkt hat, sollen nicht mehr sehen können, wann man auf Instagram aktiv ist und ob man Direktnachrichten jenes Nutzers gelesen hat. Per Einschränkung lassen sich Personen also auf gewisse Art isolieren, ohne dass man sie entfolgt oder blockiert.

Ein Beispielbild von Instagram zu den "Eingeschränkten Konten"
Foto: Instagram"Zwei Schritte eines längeren Wegs"
Die beiden von Instagram geplanten Anpassungen haben das Potenzial, die Nutzung des Dienstes ein Stück weit zu verändern. Wenn Anwender das Gefühl haben, dass der Dienst ihre Eingaben schon vor der Veröffentlichung auf mögliche Grenzüberschreitungen scannt, könnte das beeinflussen, in welchem Stil auf der Plattform miteinander diskutiert wird. Die "Einschränken"-Funktion dagegen könnte vor allem verändern, wie öffentlich oder privat hitzige Diskussionen ausgetragen werden.
Adam Mosseri schreibt, die Werkzeuge würden "auf fundierten Kenntnissen" darüber basieren, "wie Menschen Bullying gegeneinander einsetzen und wie sie auf Bullying auf Instagram reagieren": Sie würden aber nur "zwei Schritte eines längeren Wegs in die richtige Richtung" darstellen. Tatsächlich hat sich Instagram den Kampf gegen Onlinemobbing schon lange auf die Fahnen geschrieben. Spezielle Werkzeuge dafür wurden schon 2017 und 2018 vorgestellt. Standardmäßig läuft in der App beispielsweise der Filter "Beleidigende Kommentare verbergen".
Wie gut funktioniert das?
Wie gut das Erkennen möglicher Beleidigungen im Alltag funktioniert, wird sich zeigen. Auf einem Beispiel-Screenshot des Dienstes ist folgende Erklärung dazu zu lesen, wie Instagram entscheidet, ob die Warnung auftaucht oder nicht: "Wenn Kommentare solchen ähneln, die uns bereits gemeldet wurden, bitten wir die Verfasser darum, diese noch einmal zu überdenken. Sollten wir einen Fehler gemacht haben, teile uns das bitte mit."
Adam Mosseri zeigt sich optimistisch, dass das Feature seinen Zweck erfüllt. "Bei den ersten Tests dieser Funktionen haben wir herausgefunden, dass manche Personen ihren Kommentar zurückziehen und einen weniger verletzenden posten, wenn sie die Chance hatten, darüber nachzudenken", schreibt er im Blogpost. Welchem Anteil von Nutzern "manche" entspricht, bleibt unklar.
Zur "Einschränken"-Funktion heißt es von Mosseri, junge Menschen hätten Instagram mitgeteilt, "dass sie sich davor scheuen, ihren Bully zu blockieren, ihm nicht mehr zu folgen oder ihn zu melden, aus Angst davor, dass sich die Situation dadurch verschärfen könnte". Das gelte besonders dann, wenn sie mit der Person, die ihnen Probleme macht, im echten Leben zu tun haben.