Fünf Fakten über Linda Yaccarino Das ist die neue Twitter-Chefin

Linda Yaccarino
Foto: James Atoa / UPI Photo / IMAGOLinda Yaccarino soll künftig Twitter führen, das hat Besitzer Elon Musk stilecht via Tweet bekannt gegeben. Damit begrüßt der Multimilliardär eine erfahrene Werbefachfrau an der Spitze des Kurznachrichtendienstes, den der Tesla-Chef seit seinem Kauf im vergangenen Oktober selbst geleitet hat.
Aber wer ist Linda Yaccarino eigentlich? Fünf Fakten über die neue Chefin.
Die Werbe-Expertin
Yaccarino ist seit Jahrzehnten in der Werbebranche tätig. Zu Twitter kommt die 60-Jährige vom Medienriesen NBCUniversal, zu dem einige der größten US-Fernsehsender, der Streamingdienst Peacock und das Hollywood-Filmstudio Universal gehören. Dort war sie für das globale Werbegeschäft verantwortlich.
Es gilt als ihr Verdienst, den Anzeigenverkauf des Senders in die digitale Zukunft geführt und dabei die gesamte Werbeindustrie zu Veränderungen gedrängt zu haben. Zuvor arbeitete die Absolventin der Pennsylvania State University (1985) in unterschiedlichen Führungspositionen, zuletzt von 1996 bis 2011 für Turner Broadcasting.
Yaccarino gilt als eine der Mächtigsten in der Branche, als bestens vernetzt in den umsatzstärksten Unternehmen der USA. Jene Fortune 500 also, die Musk mit seinem erratischen Führungsstil und seinen umstrittenen Aussagen zu Hassbotschaften und Desinformationen verschreckt hat. Dabei sind die Werbeeinnahmen die zentrale Geldquelle von Twitter. Zahlreiche Anzeigenkunden befürchten jedoch ein negatives Umfeld für ihre Produkte und meiden Twitter deswegen. Deren Vertrauen gilt es zurückzugewinnen.
Bei NBCU leitete Yaccarino ihrem Firmenprofil zufolge ein Team von 2000 Mitarbeitenden, das seit Yaccarinos Eintritt im Jahr 2011 »mehr als 100 Milliarden US-Dollar an Werbeumsätzen generiert hat«. Am Freitag gab NBCUniversal bekannt, dass die Spitzenmanagerin den Konzern nach zwölf Jahren »mit sofortiger Wirkung« verlässt.
Die Präsidentenberaterin
Yaccarino, verheiratete Mutter von zwei Kindern, war während ihrer Zeit bei NBCU auch als Expertin im Weißen Haus gefragt. Und zwar sowohl von Präsident Joe Biden als auch von dessen Vorgänger Donald Trump. Letzteren hat sie als Teil des sogenannten »Rat des Präsidenten für Sport, Fitness und Ernährung« ab 2018 zwei Jahre beraten.
Drei Jahre später brachte sie als Vorsitzende der gemeinnützigen Werbegruppe Ad Council, der sie seit 2014 angehört, Geschäftswelt, Behörden und NGOs für eine Covid-19-Impfkampagne zusammen, in der auch Papst Franziskus auftrat.
Die WEF-Vorständin
Yaccarino ist laut ihrem Profil auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn zudem eine der Vorstandsvorsitzenden des Weltwirtschaftsforums.
Beim WEF hat sie demnach den Vorsitz der »Taskforce zur Zukunft der Arbeit« inne und ist Mitglied des Lenkungsausschusses der Medien-, Unterhaltungs- und Kulturindustrie. »Außerdem engagiert sie sich stark für die Initiative Value in Media«, heißt es dort weiter.
Das WEF ist vor allem bekannt für das alljährliche Treffen von globalen Spitzenpolitikern und Topmanagerinnen im schweizerischen Davos.
Die Musk-Bewunderin
Musk und Yaccarino kennen sich bereits seit Längerem. Schon als mit Musk 2022 Chaos und Krisen bei Twitter einzogen, stellte sie sich auf seine Seite: Man müsse ihm eine Chance geben, sagte Yaccarino damals. Sie jedenfalls würde nicht gegen Musk wetten.
Im April interviewte sie dann Musk auf der Bühne eines Werbekongresses in Miami Beach, zeigte dabei Sympathie für seine Spinnereien.
Geschäftlich fanden beide ebenfalls zusammen: Erst kürzlich verkündete NBCUniversal, einen Deal mit Twitter für die Olympischen Spielen in Paris 2024 zu erweitern.

Yaccarino hatte Musk erst vor einigen Wochen auf der Bühne eines Werbekongresses interviewt und schmeichelte ihm danach per Tweet.
Foto: Rebecca Blackwell / dpaEine Risiko-Frau?
Angesichts der vielen Kontroversen rund um den milliardenschweren Twitter-Kauf und dessen hemmungslosen Besitzer fragt man sich schon: Will Yaccarino sich das wirklich antun? Außerdem bleibt die Frage offen: Wie viel Handlungsfreiheit wird Musk ihr lassen?
Offiziell teilte Musk mit: Yaccarino werde sich auf die Führung der Geschäftsabläufe konzentrieren, er selbst wolle sich künftig als Technikchef um Produktdesign und neue Technologien kümmern. Doch wer den sprunghaften Multimilliardär allein in den vergangenen Monaten beobachtet hat, weiß: Mit Loyalität ist es bei Musk nicht allzu weit her. Im Zuge eines chaotischen Umbaus der Plattform entließ Musk das Twitter-Spitzenmanagement und mehr als zwei Drittel der 7500 Mitarbeitenden. Besitzer bleibt er weiterhin, dass er sich komplett aus dem operativen Geschäft heraushält, scheint schwer vorstellbar.
So bleibt bei aller fachlichen Eignung auch bei Marketingexperten ein Rest Skepsis ob der ungewöhnlichen Spitzenpaarung. »Sie weiß besser als jeder andere, was jetzt nötig ist«, sagte Dave Campanelli von Horizon Media der Nachrichtenagentur AP. »Für Werbetreibende und Einkäufer stellt sich die Frage, ob sie freie Hand haben wird, um all das zu tun, oder ob es nur das Gleiche sein wird wie immer.«
Yaccarino selbst äußerte sich bisher nicht zu dem neuen Job. Ihr eigenes Twitterprofil – sie hat rund 150.000 Follower – weist die Topmanagerin noch nicht als neue Chefin aus. Was in ihrer Twitter-Bio aber steht: »inspiriert durch provokative Führung«.
Das ist für ihren neuen Job vielleicht erst einmal Information genug.