Neues Geschäftsmodell Luca-App soll Personalausweise speichern und Bezahlen ermöglichen

QR-Code für Luca: Digitalisierung von Gastronomie und Kultur »nicht wieder US-Anbietern überlassen«
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Die Luca-App soll neu ausgerichtet werden. »Eine Kontaktverfolgung durch die Gesundheitsämter findet aktuell gar nicht mehr statt«, sagte der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Culture4Life, Patrick Hennig, am Mittwoch in Berlin. Daher richte man sich mit der Weiterentwicklung der App vor allem an die Luca-Partner in der Gastronomie und Kultur. Über die Pläne hatte die »Bild« zuerst berichtet.
So sollen Restaurantbesitzer und Veranstalter künftig auf einen Blick den kompletten Impfnachweis und die Identität ihrer Gäste überprüfen können. In einer neuen Version der App, die Ende der Woche erscheinen soll, werde man zu diesem Zweck auch den Personalausweis lokal auf dem Smartphone speichern können. Dies werde in Form eines sogenannten Tokens geschehen, der wiederum über eine Partner-App verifiziert bereitgestellt werde. Auf Fragen des SPIEGEL nach Details dazu hat Culture4Life noch nicht geantwortet.
Außerdem soll das Luca-System zu einem kompletten Zahlungssystem für Restaurants ausgebaut werden. Die Macher der App suchen ein neues Geschäftsmodell, weil die meisten Bundesländer ihre Verträge mit Culture4Life gekündigt haben oder auslaufen lassen. Darunter sind Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, das Saarland, Bayern, Berlin und Bremen.
Aber nicht überall ist schon endgültig klar, was aus der Anbindung ans Luca-System wird. Hamburg, wo Luca vergleichsweise häufig genutzt wurde, schrieb dem SPIEGEL auf Anfrage: »Aktuell erfolgt die Prüfung einer Vertragsanpassung, mit der eine weitere technische Anschlussfähigkeit der Stadt und die entsprechende Infrastruktur vorsorglich vorgehalten werden kann. Nach jetziger Planung wird es weiterhin eine Vertragsbeziehung zwischen der FHH und der Culture4Life GmbH geben.«
Viele der vom SPIEGEL befragten Gesundheitsämter hatten zuletzt mitgeteilt, dass ihnen das Luca-System kaum bei der Nachverfolgung von Infektionsketten geholfen habe.
Bezahlen mit günstigeren Konditionen pro Transaktion
Die Luca-App war im Jahr 2020 an den Start gegangen, um die in den meisten Infektionsschutzverordnungen vorgeschriebene Erfassung der Kontaktdaten von Restaurantgästen und Eventbesuchern möglichst effizient zu erledigen. An dem System entzündete sich allerdings immer wieder Kritik. Luca-Skeptiker stören sich vor allem am Konzept einer zentralen Datenspeicherung. Kritiker, etwa aus dem Chaos Computer Club, warnten vor einem Missbrauch der Datenbestände, die über das Luca-System eingesammelt werden. Tatsächlich konnten die Luca-Macher nicht verhindern, dass in einem Fall die Polizei in Mainz die Daten von Gästen unrechtmäßig über das Gesundheitsamt abfragen ließ, um eine mögliche Straftat aufzuklären.
Beim neuen Digitalisierungsangebot für Restaurants, Bars und Cafés will Luca unter anderem mit geringeren Gebühren für Kartenzahlungen punkten. Luca sei in der Lage, im Vergleich zu »großen Payment-Unternehmen« deutlich günstigere Konditionen pro Transaktion anzubieten. »Wir sehen in unserem Angebot eine echte Chance für Deutschland und Europa, die Digitalisierung von Gastronomie und Kultur nicht wieder US-Anbietern überlassen zu müssen, sondern eine eigene Lösung an den Start zu bringen«, heißt es in Lucas Pressemitteilung.
Die neuen Funktionen für Gastronomie und Kultur hätten aber keine Auswirkungen auf die bereits angekündigte Strategie für die Gesundheitsämter, betonte Hennig. Das neue Modell, Luca nicht dauerhaft abonnieren zu müssen, sondern nur noch bei Bedarf einzusetzen, ermögliche es den Gesundheitsämtern, auch mit Blick nach vorn in einer endemischen Lage gezielt auf lokale Ausbrüche reagieren zu können. Die Daten der Anwender seien zweckgebunden und würden nur für die Kontaktnachverfolgung verwendet. »Luca hat dafür keine andere Verwendung und auch gar keinen Zugriff.«