Bindung ans Heimnetzwerk So könnte Netflix das Teilen von Konten eindämmen

Lange Zeit war es Netflix egal, ob jemand sein Passwort für den Dienst weitergab. Am Dienstag präsentierte der Streamingdienst in seinem Hilfebereich nun neue Regeln – die nun wieder verschwunden sind.
Fernbedienung mit Netflix-Logo: Die Hilfeseite verkündeten zwischenzeitlich eine neue Maßnahme gegen Account-Sharing

Fernbedienung mit Netflix-Logo: Die Hilfeseite verkündeten zwischenzeitlich eine neue Maßnahme gegen Account-Sharing

Foto: Mike Blake/ REUTERS

Update, 1. Februar, 15.55 Uhr: Mittlerweile hat Netflix einen Teil der in diesem Artikel zitierten Informationen wieder von seinen Hilfeseiten entfernt. Wir haben das Unternehmen am Mittwochmorgen um eine klärende Stellungnahme zu der neuen Regelung gebeten, diese jedoch steht noch aus.

Update, 3. Februar, 7.40 Uhr: Dem SPIEGEL gegenüber hat sich Netflix noch nicht geäußert. US-Medien aber  teilte der Dienst mittlerweile mit, dass »für kurze Zeit ein Help-Center-Artikel mit Informationen, die nur für Chile, Costa Rica und Peru gelten« in anderen Ländern veröffentlicht worden seien. Dieser sei inzwischen aktualisiert worden. Ob diese Ankündigung nun bedeutet, dass die auf der Seite erwähnten Regeln gar nicht in anderen Ländern ausgerollt werden oder nur nicht zum jetzigen Zeitpunkt, ist unklar. Bemerkenswert ist allerdings, dass sie am Dienstag auch schon in deutscher Übersetzung vorlagen, wie unsere Meldung von diesem Tag zeigt, die hier zu Dokumentationszwecken in unveränderter Form folgt. Auf den Hilfeseiten  nicht mehr zu finden ist jetzt im Wesentlichen der Hinweis auf die 31-Tage-Frist und die Erklärung, was genau der sogenannte Hauptstandort ist.

Dass im Bereich Account-Sharing bald etwas passieren wird, hat sich seit Monaten abgezeichnet – doch jetzt macht Netflix offenbar ernst. In einer Zeit, in der der Videostreamingdienst nicht mehr regelmäßig große Mengen neuer Kunden für sich gewinnt, führt er eine neue Regel ein, die ein haushaltsübergreifendes Teilen bestehender Konten deutlich komplizierter macht. Auf diese Art will der Anbieter offenbar aus mehr Nutzern zahlende Kunden machen. Im April 2022 schätzte Netflix, dass weltweit mehr als hundert Millionen Haushalte Netflix schauen, ohne selbst ein Abo zu haben.

Auf den Hilfeseiten des Dienstes  finden sich jetzt neue Regeln. Demnach soll es jetzt für jeden Netflix-Account einen sogenannten Hauptstandort  geben, der durch das dortige (WLAN-)Netzwerk definiert wird. Wer Netflix künftig an anderen Orten nutzen möchte und sich unterbrechungsfrei einloggen will, muss laut dem Unternehmen sein Gerät innerhalb der vorherigen 31 Tage mindestens einmal mit diesem Netzwerk verbunden und dann etwas über die Website oder die App von Netflix gestreamt haben.

Netflix schreibt dazu: »Wir verwenden Informationen wie IP-Adressen, Geräte-IDs und Kontoaktivitäten, um festzustellen, ob ein in Ihrem Konto eingeloggtes Gerät zu Ihrem Hauptstandort gehört.«

»Aber da hält sich sowieso keiner dran«

In dem Fall, dass man sich zum Beispiel im Urlaub mit einem nicht oder nicht mehr mit dem Hauptstandort verbundenen Gerät in sein Konto einwählen will, kann es laut Netflix »möglicherweise« passieren, dass das Gerät erst einmal keinen Zugriff erhält. Man könne sein Gerät dann aber mittels eines Links verifizieren, der an die E-Mail-Adresse oder Telefonnummer des Hauptkontoinhabers geschickt werde. Der Code müsse innerhalb von 15 Minuten auf dem zur Nutzung gedachten Gerät eingegeben werden. Am Nachmittag hatte es auf den Hilfeseiten noch geheißen, ein solcher Code berechtigte jeweils nur zum Netflix-Schauen für sieben aufeinanderfolgenden Tage – der Hinweis auf die sieben Tage jedoch war am Abend wieder verschwunden.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt war das Teilen von Netflix-Konten über viele Jahre hinweg kein Problem . So war es zwar offiziell nicht erlaubt, das eigene Netflix-Passwort an Menschen außerhalb des eigenen Haushalts weiterzugeben. Der Dienst tolerierte aber selbst offenkundige Verstöße gegen diese Richtlinie. Sogar der Hilfechat des Anbieters gab zum Thema Account-Sharing noch vergangenes Jahr Antworten wie: »An sich ist Netflix immer nur für einen Haushalt gedacht. Aber da hält sich sowieso keiner dran.«

In den vergangenen Monaten hatte das Unternehmen jedoch immer wieder angedeutet, dass es das unerlaubte Teilen von Konten über Haushaltsgrenzen hinweg eindämmen möchte auch mithilfe neuer Angebote. Dazu zählt ein günstigeres Einsteiger-Abonnement mit Werbepausen.

Ab welchem Zeitpunkt genau die neuen Regeln gültig sind, ist bislang unklar.

Update, 31. Januar, 18.30 Uhr: Netflix hat seine Hilfeseiten mittlerweile umformuliert. Wir haben den Artikel entsprechend aktualisiert.

mbö
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