Augmented-Reality-Apps Diese Alternativen gibt es zu "Pokémon Go"

Ständig stößt man derzeit auf Bilder von Pokémon in der echten Welt - der Augmented-Reality-Funktion von "Pokémon Go" sei dank. Doch das Spiel ist nicht das erste, das die Realität mit Virtuellem erweitert.
Szene aus dem "ARDefender"

Szene aus dem "ARDefender"

Foto: ARDefender

Zugegeben: Ein paar bunte Pixel in das Bild der Smartphone-Kamera einzublenden ist kein großes Programmier-Kunststück. Aber wenn die App dazu die Bewegungssensoren auswertet und ein Szenario entwirft, das sich quasi um einen herum abspielt, dann ist man doch schnell mitten drin in der Augmented Reality, der erweiterten Realität.

Gerade ist die Augmented Reality, die man auch von Microsofts HoloLens und Google Glass kennt, wieder ein großes Thema - dank "Pokémon Go", der momentan beliebtesten Spiele-App für iOS und Android. Pokémon lassen sich in dem Spiel in der echten Welt einfangen. Die Monster erscheinen innerhalb eines Bilds der Handykamera - was mal mehr und mal weniger beeindruckend aussieht.

Foto: Sophia Kembowski/ dpa

"Pokemon Go" ist aber bei Weitem nicht die erste App mit Augmented-Reality-Funktion - in den vergangenen Jahren sind Dutzende Spiele erschienen, die ebenfalls Realität und virtuelle Welt vermischen.

Zombiejagd im Wohnzimmer

So gibt es zum Beispiel das Actionspiel "Zombies Everywhere " für iOS, in dem die Untoten erstaunlicherweise eine Menge einstecken können. Das Tutorial gibt genretypische Hinweise; der gezielte "Headshot" ist einem hektischen Drauflosballern vorzuziehen.

Und zu Beginn kommt wie bei "Pokémon Go" auch die Warnung an den Spieler: bitte nicht die Umgebung vergessen, andere Passanten und Autos etwa.

Denn an sich ist die 99-Cent-App eher etwas für draußen als für das Wohnzimmer: Die Softwareleistung reicht natürlich nicht aus, um das Kamerabild in Echtzeit zu interpretieren, die Monster stehen also nicht auf dem Boden, sondern schweben herum. Wenn es keine Tische, Türen und Wände im Bild gibt, sieht die Perspektive insgesamt realistischer aus.

Zombiejagd in "Zombies Everywhere"

Zombiejagd in "Zombies Everywhere"

Foto: Zombies Everywhere

"Benutze keine richtigen Waffen in der richtigen Welt"

Shooter-Apps mit Augmented Reality gibt es viele. Bei "Real Strike " etwa kann man das Bild in einen (ähnlich wie bei Apples "Photo Booth" vorgetäuschten…) "Nacht"- oder Wärmebild-Modus umschalten. Und da hier keine animierten Monster auf einen losstürmen, tendiert man eben sehr schnell dazu, Personen in das eingeblendete Fadenkreuz zu nehmen, diverse YouTube-Videos dokumentieren das.

Szene YouTube-Video zu "Real Strike"

Szene YouTube-Video zu "Real Strike"

Foto: RealStrike

Da wirkt dann die Warnung des Herstellers fast scheinheilig: "Benutze keine richtigen Waffen in der richtigen Welt!!! Lass Waffen nur in Apps vorkommen!" Das Spiel gibt es für iOS, für 2,99 Euro.

Eine weitere iOS-App, das kostenlose Programm "Paintball Arena ", kann man, in einem WLAN eingeloggt, zu mehreren spielen: Zunächst scannt man die jeweilige Hemdfarbe der beteiligten Kämpfer ein, später erkennt die App dann an diesem Farbwert das anvisierte Ziel und lässt bei einem "Treffer" das Handy des Opfers vibrieren.

Bild zu "Paintball Arena"

Bild zu "Paintball Arena"

Foto: PaintBallArena

Eins haben alle Apps gemeinsam: Man sollte vorsichtig sein, wenn man sie benutzt. Es ist heutzutage keine sonderlich gute Idee, mit einem technischen Gerät durch die Gegend zu laufen, andere Leute anzuvisieren und dabei auch noch Schussgeräusche und Blitze von sich zu geben.

Vorsicht, Gully!

Zum anderen sieht das Spiel mancher Augmented-Reality-Spiele albern aus  und bietet gute Chancen, sein teures Smartphone in den Gully oder auf den Asphalt fallen zu lassen. Ein Handy ist nun einmal vom reinen Handling recht unergonomisch, wenn man es abwechselnd als Zielfernrohr vor das Auge hält und dann wieder hektisch darauf herumtippt.

Wenn es gemächlicher zugehen darf, ergibt das Prinzip schon wieder mehr Sinn: Mit Apps wie "Plane Finder AR " oder der AR-Funktion in "Flightradar24 " visiert man ein Flugzeug am Himmel an und bekommt Typ, Fluggesellschaft, Startort und Ziel eingeblendet. Natürlich nicht, indem die App das Objekt optisch erkennt, sondern durch die Auswertung von Smartphone-Standort und Kamerarichtung und der Abfrage einer Live-Flügedatenbank im Netz.

Ähnliche Formen von Augmented Reality gibt es auch zum Navigieren in freiem Gelände - etwa für Kletterer  oder Wanderer . Golfspieler können eine App wie "Golfscape GPS Rangefinder " nutzen, um die exakte Richtung und Entfernung zum nächsten Loch im Smartphone-Bild eingeblendet zu bekommen - das gilt allerdings auf vielen Golfplätzen als unfaires Hilfsmittel.

Horror für daheim

Technisch viel aufwendiger, und damit immersiver als die eingangs vorgestellten Shooter soll der mit viel Vorschusslorbeeren  bedachte Horror-Schocker "Night Terrors" werden. Diese App soll nämlich tatsächlich eine getreue 3D-Karte der heimischen Wohnung erstellen.

Danach sollen dann Geister und Monster perspektivisch korrekt aus einem Spiegel herausbrechen, oder die Küchentür würde sich mit furchtbarem Geräusch öffnen. Momentan aber steckt das Spiel immer noch im Beta-Stadium .

Um die die Geometrie des "realen" Kamerabildes mit der eingeblendeten Grafik in optisch glaubwürdige Übereinstimmung zu bringen, braucht es viel Rechenkraft und meist auch noch zusätzliche Tiefeninformationen durch Ultraschall oder projizierte Lichtpunkte wie bei der HoloLens .

"ARDefender" ist schon älter, aber spannend

"ARDefender" ist schon älter, aber spannend

Foto: Michael Gessat

Die App "ARDefender " hatte das Problem allerdings schon vor vielen Jahren durch einen pfiffigen Trick gelöst: Hier platziert man nämlich zunächst ein gemaltes oder ausgedrucktes "Tag", ein Quadrat mit sieben Punkten auf seinem Schreibtisch oder Fußboden.

Darauf platziert die App dann die Festung, aus der heraus man angreifende Figürchen und Flugzeuge bekämpfen muss. "ARDefender" einmal auszuprobieren, lohnt sich bis heute.


Video: So spielt es sich in der virtuellen Realität

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