Neue Facebook-App Slingshot Wer nichts teilt, sieht nur Pixel

Bilder, die von allein verschwinden? Das bietet neben Snapchat jetzt auch die Facebook-App Slingshot. Eine Besonderheit der Software: Wer geteilte Inhalte abrufen will, muss selbst welche teilen - ein Ansatz, der bald nerven könnte.
Smartphone mit Slingshot-App: Nur wer selbst aktiv wird, kommt an neue Inhalte

Smartphone mit Slingshot-App: Nur wer selbst aktiv wird, kommt an neue Inhalte

Foto: AP/ Facebook

Mit Bildern, die nach wenigen Sekunden automatisch verschwinden, hat es der Messenger Snapchat aus der Nacktfoto-Nische in den Mainstream geschafft . Millionen junge Leute nutzen die App, die zumindest das Gefühl vermittelt, weniger digitale Spuren zu hinterlassen als andere Anwendungen. Der Erfolg von Snapchat hat schnell Begehrlichkeiten geweckt: Mindestens drei Milliarden Dollar soll Facebook für das Start-up geboten haben. Doch die beiden Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy entschieden sich, ihren Dienst nicht zu verkaufen - eine Absage, die weltweit Schlagzeilen machte.

Nun versucht Facebook mit einer eigenen App, die Zielgruppe anzusprechen, die so gern vermeintlich unverfänglich per Snapchat chattet. Slingshot, auf Deutsch: Steinschleuder, heißt die am Dienstag in den USA gestartete Anwendung. Auch hier löschen sich Fotos und Kurzvideos nach dem Anschauen von selbst. Alternativ verschwinden sie, wenn sie nach 30 Tage noch nicht angesehen worden sind.

Facebook hat sich allerdings auch etwas Neues einfallen lassen, um im Markt der Snapchat-Nachbauten aufzufallen: Um erhaltene Bilder zu sehen, muss der Empfänger dem Absender zunächst selbst etwas zurückschicken. Ansonsten gibt es nur verpixelte Vorschaubilder zu sehen. "Mit Slingshot wollten wir etwas aufbauen, bei dem jeder ein Urheber ist und nicht nur Zuschauer", heißt es in der offiziellen App-Ankündigung . "Wenn alle mitmachen, gibt es weniger Druck, mehr Kreativität."

Eher nervig oder motivierend?

Die ersten Tester beschreiben Slingshot als eingängige App, in der sich zum Beispiel Selfies unkompliziert mit Text ergänzen lassen. Mit einem Tool zum Zeichnen kann man Bilder mit Farben oder kleinen Skizzen aufhübschen. Wer will, kann Fotos auch an alle seine Kontakte gleichzeitig schicken. Reaktionen auf erhaltene Inhalte lassen sich auch ohne digitales Schloss verschicken, sodass das entsprechende Bild oder Video sofort geöffnet werden kann. "Wenn Facebook interessant ist, der Messenger nützlich und Paper hübsch, dann ist Slingshot spaßig", urteilt die Tech-Seite "Techcrunch" .

Autor Josh Constine fällt es allerdings schwer, einzuschätzen, ob das Funktionsprinzip in der Praxis nicht eher abschreckt: "Warum sollte ich einen Freund für mein Foto arbeiten lassen, wenn ich ihm auch einfach so schreiben kann?" Ellis Hamburger von "The Verge" schreibt : "Es ist frustrierend, nicht aufregend, wenn ein Freund eine Aufnahme schickt und du sie nicht sofort sehen kannst. Slingshot ist ein neues und komisches Beispiel für eine Messaging-App, die neue Barrieren aufbaut, statt sie niederzureißen."

Slingshot ist nicht der erste Versuch Facebooks, auf die wachsende Beliebtheit von Snapchat zu reagieren. Von 2012 an hatte das Unternehmen die App Poke im Angebot, bei der die Fotos nach dem Ansehen ebenfalls von selbst verschwanden. Sie fand jedoch nur wenige Nutzer und wurde vor Kurzem aus den Download-Plattformen zurückgezogen.

Anmelden kann man sich bei Slingshot übrigens auch ohne Facebook-Account, entscheidend ist die Handynummer.

mbö/dpa
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