Schluss mit »Gruscheln« StudiVZ und MeinVZ schmeißen ihre letzten Nutzer raus

Ein Servicehinweis für alle, die noch Fotos ihrer WG-Partys oder lustige Chatnachrichten sichern wollen: StudiVZ und MeinVZ schließen – und haben es mit dem Löschen aller Daten plötzlich eilig.
Website von StudiVZ (Archivbild): Ende März macht das Netzwerk dicht

Website von StudiVZ (Archivbild): Ende März macht das Netzwerk dicht

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StudiVZ

StudiVZ und MeinVZ sind bald Geschichte. In E-Mails an registrierte Nutzerinnen und Nutzer der einstigen Facebook-Konkurrenten schreibt die Betreiberfirma Poolworks, die Netzwerke seien nach mehr als 16 beziehungsweise 14 Jahren »technisch so veraltet, dass ein Weiterbetrieb keinen Sinn macht«.

»Wir kündigen daher deinen aktuellen Nutzervertrag zum Ablauf des 31.03.2022«, schreibt Poolworks weiter. »Danach werden alle Nutzerdaten auf StudiVZ/MeinVZ unwiderruflich gelöscht.« Zukünftige Ressourcen wolle man nur noch in den Ausbau seiner Website für Onlinespiele stecken.

Die beiden Angebote, an deren Seite einst noch SchülerVZ existierte, hatten bereits 2020 einen Nachfolger namens VZ bekommen. Schon damals plante Poolworks die Abschaltung von StudiVZ und MeinVZ. Doch es kam anders, und im Juli 2021 beerdigte die Firma sogar zuerst ihre Idee vom neuen VZ, indem sie ankündigte, das Netzwerk in eine Spieleplattform umzuwandeln .

»Zuletzt nur noch als Gaming-Plattformen monetarisiert«

Zu den Online-Games aus dem VZ-Netzwerken heißt es in einem aktuellen Blogpost von Poolworks , man arbeite mit Hochdruck an einer Überführung der Angebote: »Es wird voraussichtlich für alle Spiele Migrationsmöglichkeiten geben.«

Agneta Binninger, die Chefin der VZ-Netzwerke, teilte dem SPIEGEL mit, die alten Angebote und dabei hauptsächlich MeinVZ hätten sich »zuletzt nur noch als Gaming-Plattformen monetarisiert«. Weiter erklärte Binninger, der »Einbruch des russischen Marktes« habe sich auch in den Umsätzen ihrer Firma »bemerkbar gemacht«. Mittlerweile seien StudiVZ und MeinVZ so alt, dass eine Modernisierung wirtschaftlich keinen Sinn mehr ergebe.

»Einige der Hauptpartner, wie zum Beispiel ›Dorfleben‹, haben die Spielstände der Nutzer aber vollständig migriert, sodass wir für die Nutzer bestmöglich einen Übergang realisieren konnten«, betonte Binninger. Eine »Anleitung zum Weiterspielen« werde am Samstag herausgegeben.

Auf dem Weg in Richtung Irrelevanz

Hinweise zur Schließung der unter anderem für ihre »Gruscheln«-Funktion  bekannten Netzwerke finden sich mittlerweile auch auf deren Startseiten. An derselben Stelle hatte es zuvor geheißen, ohne vorherige Ankündigung würden keinerlei Daten gelöscht. Dieses Versprechen ist nun verschwunden. Mit zwei Wochen fällt die Frist zum Retten alter Chats oder Fotos eher knapp aus.

Darauf angesprochen, sagt Agneta Binninger dem SPIEGEL, die Abschaltung komme »nicht ganz plötzlich«: »Wir hatten das schon letztes Jahr vor, aber da die Gaming-Community noch sehr stark war, haben wir nach vermehrten Anfragen weitergemacht. Auf die jetzigen Umstände haben wir entsprechend reagiert und konnten mit den verbleibenden Partnern schnell eine Lösung erzielen. Die Kündigung für die Nutzer erfolgt innerhalb der Frist 14 Tage zum Monatsende.«

StudiVZ, gegründet 2005, zählte in den Jahren nach seinem Start zu Deutschlands beliebtesten sozialen Netzwerken, auch MeinVZ galt als angesagt. Vor allem mit Facebook jedoch konnten die Netzwerke auf Dauer nicht mithalten.

Im Jahr 2015 hieß es, von den einst 16 Millionen regelmäßigen Nutzern der VZ-Netzwerke seien nur noch gut eine Million aktiv. StudiVZ taumelte schon damals in Richtung Irrelevanz, während andere Plattformen wie etwa Instagram boomten. 2017 meldete die Betreiberfirma Insolvenz an. StudiVZ und MeinVZ überlebten trotzdem noch viereinhalb Jahre – bis jetzt.

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