Messengerdienst Telegram führt 2021 zahlungspflichtige Funktionen ein

Telegram-App auf einem Smartphone
Foto: Ilya Naymushin/ REUTERSDer auch in Deutschland populäre Messengerdienst Telegram will im kommenden Jahr zahlungspflichtige Inhalte einführen. Geplant seien beispielsweise neue Funktionen für Power-User und berufliche Nutzergruppen, kündigte der russische Telegram-Mitgründer Pawel Durow am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal an.
Telegram will außerdem eine eigene Werbeplattform starten, über die Werbung in großen Nachrichtenkanälen geschaltet werden kann. Normale Chats zwischen einzelnen Personen sowie Gruppenchats sollen aber sowohl kosten-, als auch werbefrei bleiben. Die Mehrheit der Nutzer werde »praktisch keine Veränderung bemerken«, versicherte Durow.
Telegram wolle auf diese Weise das Geld verdienen, das für das stetige Wachstum der Chatplattform benötigt werde, schreibt Durow weiter. Andere Versuche, neue Geldquellen zu erschließen, wie etwa die Einführung einer eigenen Kryptowährung und eines Bezahlsystems, sind gescheitert. Durows Angaben zufolge benötigt das Unternehmen »ein paar Hundert Millionen Dollar jährlich«.
»Milliarden neuer Nutzer«
Er plane nicht, Telegram zu verkaufen, und habe bislang die Ausgaben des Unternehmens aus seinen persönlichen Ersparnissen bezahlt. Nun aber sei die Firma auf dem Weg, »Milliarden neuer Nutzer« zu erreichen, und brauche eine angemessene Finanzierung, schrieb Durow.
Der Dienst war 2013 von den Brüdern Nikolai und Pawel Durow gegründet worden. Reich geworden waren die beiden bereits zuvor mit dem russischen sozialen Netzwerk VKontakte. Telegram ist vor allem deshalb beliebt, weil es seinen Nutzern eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ihrer Kommunikation ermöglicht, auch wenn das anders als bei Konkurrenten wie Signal oder Threema nicht die Standardeinstellung ist. Immer wieder wurde der Dienst dafür auch kritisiert, weil er weniger als andere Anbieter mit den Behörden kooperiert.
Die App wird zudem häufig zur Organisation von Demonstrationen in Staaten genutzt, in denen die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist, wie etwa Belarus. Telegram wird wegen seiner Verschlüsselungstechnologie auch vorgeworfen, Dschihadisten als nicht abhörbares Kommunikationsmittel zu dienen.