Neue Community-Richtlinien TikTok schränkt Challenges stärker ein

Kurz vor einer Anhörung vor dem US-Kongress kündigt TikTok strengere Vorgaben für seine Nutzer an. Sie schließen unter anderem Aktivitäten aus, die zu »mäßigen körperlichen Schäden führen können«.
Tik-Tok-App auf einem Handy: Der Betreiber verbietet unter anderem Videos mit Falschinformationen zum Klimawandel

Tik-Tok-App auf einem Handy: Der Betreiber verbietet unter anderem Videos mit Falschinformationen zum Klimawandel

Foto: Yui Mok / dpa

TikTok ändert seine Community-Richtlinien, offenbar als Antwort auf den zunehmenden politischen Druck unter anderem aus den USA. In der Vergangenheit waren immer wieder Kinder im Zuge von viral verbreiteten »Challenges« (Herausforderungen) verletzt worden, auch mehrere Todesfälle werden mit den Trends in Verbindung gebracht.

Für diese Challenges und Extremsportarten führt die Social-Media-Plattform nun präzisere Definitionen für verschiedene Arten körperlicher Schäden ein. Das soll für mehr Klarheit sorgen, wann einzelne Videos gelöscht oder eingeschränkt werden. Clips mit Handlungen, die zu schweren Verletzungen oder Tod führen können, werden generell entfernt. In Bezug auf weniger gefährliche Aktivitäten heißt es in der bisher geltenden Richtlinie aber nur allgemein, dass sie bei Gefahr körperlicher Schäden für den sogenannten Für-dich-Feed »möglicherweise nicht zulässig« seien.

In der neuen Version werden nun Aktivitäten ausgeschlossen, die zu »mäßigen körperlichen Schäden führen können«. Als solche definiert TikTok etwa »kleine Schnitte mit minimalem Blutverlust und leichte Prellungen«. Vor allem in den USA wird TikTok vorgeworfen, Jugendliche nicht genug vor gefährlichen Herausforderungen zu schützen.

TikTok mobilisiert seine Nutzerschaft

Das soll auch Thema sein, wenn sich Firmenchef Shou Zi Chew am Donnerstag Fragen von Abgeordneten im US-Kongress stellen muss. Er rief unterdessen die Nutzerinnen und Nutzer der App auf, den US-Parlamentariern zu erläutern, »was ihr an TikTok liebt.« Andernfalls »könnte TikTok allen 150 Millionen von euch weggenommen werden«.

Zu den Neuerungen gehören außerdem ausführlichere Festlegungen dazu, welche Beiträge in dem Für-dich-Feed auftauchen dürfen, der individuell für Nutzerinnen und Nutzer von Algorithmen zusammengestellt wird. Nicht erlaubt sind künftig etwa Videos mit Falschinformationen zum Klimawandel, die wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen. Videos, die von Software erzeugte Figuren oder Objekte beinhalten, müssen nun klar gekennzeichnet werden. Es ist ausdrücklich verboten, Privatleute mit Computerdarstellungen zu imitieren.

Die neuen Richtlinien sollen am 21. April in Kraft treten, wie TikTok am Dienstag ankündigte.

Wachsende Kritik im Westen

Mit mehr als einer Milliarde Nutzer – davon rund 150 Millionen allein in den USA – ist TikTok die einzige große und auch im Westen erfolgreiche Onlineplattform, die nicht aus den USA stammt. Der Dienst steht zunehmend unter Druck, weil er zum aus China stammenden ByteDance-Konzern gehört. In den USA und Europa wird die Sorge geäußert, dass chinesische Behörden und Geheimdienste über TikTok Daten über Nutzer sammeln oder sie beeinflussen könnten.

Von Diensthandys der US-Bundesregierung und des Repräsentantenhauses wurde die App bereits verbannt. Eine wachsende Anzahl von US-Parlamentariern unterstützt eine Initiative zum kompletten Verbot von TikTok.

Am Dienstag rief zudem die niederländische Regierung alle Regierungsbeamten dazu auf, die Kurzvideo-App auf allen mobilen Apparaten sofort zu löschen. Es gebe ein erhöhtes Spionagerisiko, begründete die zuständige Staatssekretärin Alexandra van Huffelen die Anordnung. Über TikTok könnten möglicherweise Daten der Nutzer in die Hände des chinesischen Staates gelangen. China habe eine »offensives Cyberprogramm gegen die Niederlande«, hieß es in einer Mitteilung.

TikTok weist solche Verdächtigungen zurück und betont, man sehe sich nicht als Tochter eines chinesischen Unternehmens, da ByteDance zu 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren sei und seinen Firmensitz auf den Kaimaninseln habe. Kritiker kontern, dass die chinesischen Gründer die Kontrolle dank höherer Stimmrechte hielten und ByteDance eine große Zentrale in Peking habe.

pbe/dpa/Reuters

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