Kündigungen Twitter löst offenbar deutsche Pressestelle auf

Die in Deutschland für die Pressearbeit von Twitter zuständigen Angestellten sind laut einem Medienbericht allesamt entlassen worden. Nun beginnt ein Ringen um die Rechtmäßigkeit der Kündigungen.
Twitter-Logo vor Elon Musk: Zahlreiche Entlassungen

Twitter-Logo vor Elon Musk: Zahlreiche Entlassungen

Foto: DADO RUVIC / REUTERS

Nach der Übernahme durch den Milliardär Elon Musk hat Twitter offenbar kein Interesse mehr an einer eigenständigen Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland. Das geht aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg  hervor. Demnach klagt der ehemalige Chef der Kommunikationsabteilung vor dem Hamburger Arbeitsgericht gegen seine Entlassung.

Bei einem Gütetermin hat der geschasste Manager dem Gericht demzufolge erklärt, die Auflösung seines Teams würde den Betrieb von Twitter in Deutschland beeinträchtigen und es sei – so wörtlich – »sehr schwierig«, die deutschsprachige Kommunikation des Unternehmens von Dublin aus zu erledigen. Wie viele andere Unternehmen auch betreibt das Unternehmen in der Hauptstadt von Irland seine Zentrale für den sogenannten Emea-Raum, als die Länder Europas, des Nahen Ostens und Afrikas (Europe, Middle East, Africa).

Bloomberg zufolge bezeichnete ein Anwalt des Unternehmens die Entlassungen als Folge von »Umstrukturierungen des Unternehmens unter der neuen Führung.«

Massenentlassungen

Seit seiner Übernahme des Unternehmens Ende Oktober hat Elon Musk mehrfach durch Massenentlassungen von sich reden gemacht. Schon während der ersten drei Wochen als Firmenchef entließ er Tausende Auftragnehmer, schickte die Hälfte der einst 7500 Angestellten des Unternehmens nach Hause und zog sich damit den Unmut der verbliebenen Rumpfmannschaft zu.

Doch denen, die bis dahin geblieben waren, stellte der Tesla-Chef und Raumfahrt-Enthusiast per E-Mail ein Ultimatum: Wer sich bis zu einem festgelegten Datum nicht zu dem Unternehmen bekenne, solle Twitter gegen Zahlung von drei Monatsgehältern verlassen. Denjenigen, die bleiben wollten, stellte er in Aussicht, das Unternehmen werde künftig »extrem hardcore sein«. Wenig später wurde den Mitarbeitern vorübergehend der Zugang zur Firmenzentrale in San Francisco verwehrt, einen Grund dafür nannte Twitter nicht.

Zu den besonders drastischen Beispielen, wie Twitter derzeit mit Mitarbeitern umgeht, zählt das Beispiel eines Teams in Ghana. Das Unternehmen hatte dort gerade erst seine neue Afrikazentrale eröffnet, nur um diese vier Tage später wieder zu schließen. Medienberichten zufolge wurden alle Mitarbeiter bis auf einen entlassen.

Musk auf Personalsuche

Manche hält dieses Gebaren aber offensichtlich nicht davon ab, sich von Musk verpflichten zu lassen. Noch im November, nachdem er Tausende vor die Tür gesetzt hatte, kündigte der »Chief Twit« (»Chefdepp«), wie sich Musk selbst bezeichnet, Neueinstellungen an.

Beobachter wie die Hamburger Politikwissenschaftlerin Ingrid Schneider fürchten, Twitter könnte sich aufgrund von Musks Haltung zu einem »extremistischen Kampfplatz«  entwickeln. Zu dieser Einschätzung trägt auch bei, dass er, während er Arbeitsplätze und damit Moderationsmöglichkeiten abbaut, viele vor seiner Zeit als Twitter-Chef verbannte Personen wieder in das Netzwerk lässt.

Auch, aber sicher nicht nur deswegen erwägt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Plattform zu verlassen.

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