Weihnachten mit Zoom, Skype und Signal
So klappt der Videoanruf mit der verstreuten Familie
Das weihnachtliche Beisammensein wird 2020 in großen Teilen virtuell stattfinden: Programme wie Zoom oder Skype, aber auch WhatsApp und Signal machen es möglich. Ihre Vor- und Nachteile im Überblick.
»Oma, dein Mikro ist aus«: Virtuelle Familientreffen an Weihnachten können eine technische Herausforderung werden
Foto: GUGLIELMO MANGIAPANE / REUTERS
Wie ist der Weihnachtsbaum von Mama und Papa geschmückt? Kann irgendjemand ein Gedicht aufsagen? Welches Geschenk packen die Enkel zuerst aus? Und wer hat den hässlichsten Weihnachtspulli an? Wer all das im Corona-Jahr mitbekommen will, aber seine Angehörigen aufgrund des Infektionsgeschehens nicht sehen möchte oder kann, der braucht das passende Programm für Videoanrufe auf dem Smartphone, dem Tablet oder dem Computer.
Mittlerweile dürften viele Familien entsprechend ausgerüstet sein. Schon zu Ostern haben wir Tipps gegeben, welche Software für wen geeignet ist. Seither haben sich einige Details geändert. Deshalb finden Sie im Folgenden eine aktualisierte Liste von Apps und Programmen für familiäre oder freundschaftliche Videobegegnungen, samt ihrer Vor- und Nachteile, Besonderheiten und Limitierungen.
Jitsi: Die unkomplizierte Open-Source-Variante
Welches Programm der Weihnachtsmann am liebsten mag, ist nicht bekannt
Foto: GUGLIELMO MANGIAPANE / REUTERS
Anders als bei den meisten größeren Programmen zur Videotelefonie steht hinter dem Open-Source-Projekt Jitsi kein kommerzieller Betreiber. Ein Videoanruf kann mit wenigen Klicks über die Website von Jitsi kostenfrei erstellt werden. Anschließend schickt der Organisator zum Beispiel per E-Mail einen Link für das Gespräch an die Angehörigen oder Freunde, die mit dabei sein sollen. (Beachten Sie, dass einige Texte bei Jitsi zunächst nur auf Englisch sind, allerdings sind die wenigen Schritte zu einem Anruf auch für ungeübte Nutzerinnen und Nutzer einfach zu verstehen und leicht zu erklären.)
Um das Gespräch direkt über den Browser zu führen, empfiehlt Jitsi, Chrome oder Chromium zu verwenden. Auch Safari und Firefox oder alternativ die Jitsi-App funktionieren. Einen Account benötigen Sie bei Jitsi nicht.
Wenn Sie als Organisator Ihr Meeting zusätzlich absichern wollen, empfiehlt es sich, auf das Schildsymbol unten links in einem Anruf zu klicken. Dort können Sie ein Passwort für den Anruf vergeben und die Warteraumfunktion hinzufügen. Dann treten Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Anruf nicht automatisch bei, sondern müssen freigeschaltet werden.
Zoom: Der übliche Verdächtige
In kaum einem Videotelefonieprogramm können so viele Personen gleichzeitig an einem Anruf teilnehmen wie bei Zoom. 100 Teilnehmer sind es in der kostenfreien Version
Foto: Jamie Lee Finch/ dpa
Der Dienst Zoom zählt zu den Krisengewinnern der Corona-Pandemie und wurde 2020 wohl für viele zum Synonym für Videokonferenz-Tools. Auch für eine weihnachtliche Runde eignet sich das Programm: Voraussetzung ist, dass zumindest die Person, die den Videoanruf organisiert, ein Zoom-Konto hat. Dieses kann über die Website von Zoom erstellt werden.
Der Organisator lädt die anderen anschließend zum Anruf ein, in dem er oder sie zum Beispiel per E-Mail einen Link verschickt. (Hier liefern die Betreiber eine detaillierte Erklärung, wie Sie ein Zoom-Konto erstellen und wie Sie einen Anruf starten.)
Auch wenn Zoom mehrfach nachfragt, ob Sie die Software von Zoom auf dem Computer oder als App auf dem Smartphone installieren wollen, ist dieser Schritt nicht zwangsläufig notwendig. Sie können an einem Zoom-Anruf auch über Ihren Browser teilnehmen, klicken Sie dazu lediglich auf den kleineren Link »Beitreten über Ihren Browser«.
Normalerweise gibt es in der kostenfreien Zoom-Version für jeden Anruf eine Obergrenze von 40 Minuten, allerdings hat Zoom dieses Limit für die Weihnachtstage aufgehoben. Ab dem 23. Dezember um 16 Uhr bis zum Mittag des 26. Dezember und vom 30. Dezember um 16 Uhr bis zum Mittag des 2. Januar kann unbegrenzt über Zoom telefoniert werden.
Drei Handgriffe, mit denen Sie Ihr Zoom-Meeting zusätzlich absichern können, finden Sie hier.
Skype: Die solide Microsoft-Option
Skype gibt es als App und Desktop-Programm, allerdings funktionieren Anrufe auch direkt über den Browser
Foto: STEINBA/EPA-EFE/REX/Shutterstock
Mit Skype lässt sich ebenso einfach ein Videoanruf starten wie mit Jitsi. Ein Skype-Account wird nicht benötigt, es reicht, diesen Link im Browser aufzurufen. Der zu Microsoft gehörende Dienst ist außerdem mit mehr Computern und Geräten kompatibel als Jitsi, ansonsten unterscheidet sich die Funktionsweise kaum.
Bis zu 50 Personen können bei der kostenfreien Skype-Version gleichzeitig in einem Videoanruf teilnehmen, das dürfte für die Familie ausreichen. Sollten Sie häufiger über Skype telefonieren wollen, bietet es sich an, dass Sie und Ihre Angehörigen sich einen Skype-Account anlegen und das Programm auf ihren Computer herunterladen oder als App installieren. Dann lassen sich die entsprechenden Kontakte speichern und Anrufe so noch einfacher direkt in der Software starten. Außerdem stehen Ihnen dann weitere Funktionen zur Verfügung, auch zur Absicherung eines Videoanrufs.
Ein einzelner Videoanruf kann bei Skype bis zu vier Stunden dauern. Pro Monat können Sie von Ihrem Skype-Account nicht mehr als 100 Stunden videotelefonieren.
WhatsApp: Nur ein Klick in der Familiengruppe
WhatsApp funktioniert bisher nur über Smartphone und einige Tablets
Foto: Jens Kalaene/ dpa
Der Vorteil von WhatsApp ist, dass die meisten Freunde und Verwandten die App wohl bereits auf ihrem Telefon haben dürften. Wenn Sie zum Beispiel ohnehin eine Familiengruppe in WhatsApp haben, dann starten Sie einen Anruf einfach mit einem Klick auf das Kamerasymbol oben rechts in der Gruppe.
Der Nachteil an Videoanrufen über den Dienst der Facebook-Tochter liegt darin, dass Videoanrufe bisher nur auf dem Smartphone oder Tablet funktionieren. Allerdings gibt es Berichte, dass demnächst auch Videoanrufe über die Desktop-Version von WhatsApp möglich sein könnten. Wie Sie sich WhatsApp auf dem Desktop installieren, erklärt das Unternehmen hier.
Bei großen Runden hat WhatsApp außerdem den Nachteil, dass nur acht Teilnehmer gleichzeitig an einem Videoanruf teilnehmen können.
Eine weitere Möglichkeit für den familiären Videoanruf, die ähnlich wie WhatsApp funktioniert, ist FaceTime von Apple. Das Programm ist standardmäßig auf iPhones und iPads installiert. Wenn also alle Familienmitglieder über ein Apple-Gerät verfügen, lässt sich darüber aus einer Chatgruppe ein Videoanruf starten, ohne dass ein Programm installiert werden muss.
Signal: Beherrscht jetzt auch Gruppenvideoanrufe
Hier benutzt der Weihnachtsmann Zoom, Signal wäre aber auch eine Alternative – zumindest, wenn er gerade nur vier Personen erreichen muss
Foto: GUGLIELMO MANGIAPANE / REUTERS
Die App Signal ist eigentlich ein Messenger, dessen größte Stärke die sichere Verschlüsselung ist. Auch verschlüsselte Videoanrufe lassen sich per Tipp auf das Kamerasymbol in einem laufenden Chat oder nach der Auswahl eines Kontakts starten. Das funktioniert seit wenigen Tagen auch in Gruppenchats mit bis zu fünf Teilnehmern und ist damit geeignet für die verstreute, nicht allzu große Familie. (Hier gibt es weitere Erklärungen dazu von den Entwicklern.) Die Bedienung ist allerdings ein kleines bisschen holprig: Zum Starten und auch zum Annehmen eines Gruppenanrufs muss man jeweils zweimal tippen, das erschließt sich nicht jedem sofort.
Signal ist kostenlos für Android, iPhones und iPads erhältlich und funktioniert auch von einem zum anderen System. Auch Desktop-Versionen für Windows, macOS und Linux gibt es, die erfordern aber die vorherige Installation der App auf einem Smartphone. Bei der Einrichtung muss man seine Handynummer angeben, an die dann eine Registrierungs-SMS geschickt wird. Signal verspricht, keine Kontaktlisten zu sammeln, aber in der App selbst kann man sehen, wer von den eigenen Kontakten ebenfalls Signal installiert hat.
Threema: Die kostenpflichtige Alternative für zwei Parteien
Threema gilt als besonders datenschutzfreundliche Alternative zu Facebook und WhatsApp
Foto: Oliver Berg/ dpa
Threema ist, wie Signal, eine der vielen Messenger-Apps, die vor allem auf Sicherheit setzt. Mit Einschränkungen taugt aber auch sie als Alternative zu Skype und anderen Videotelefoniediensten. Videoanrufe jedenfalls beherrscht die App seit August, allerdings nur für jeweils zwei Gesprächspartner. Zudem ist Threema kostenpflichtig, für die iOS- oder Android-App werden noch bis zum 28. Dezember einmalig 1,99 Euro fällig. Normalerweise ist es doppelt so viel, aber Threema feiert gerade die Offenlegung seines Quellcodes.
Die Vorteile: Threema funktioniert anders als Apples Facetime plattformübergreifend, iPhone-Besitzer können also Android-Besitzer anrufen und umgekehrt. Außerdem erfordert Threema keine Registrierung mit der Telefonnummer oder E-Mail-Adresse, die Verknüpfung der Threema-ID damit ist optional.
Ein Videoanruf wird im laufenden Chat mit einer Person gestartet, indem man erst auf das Telefonhörersymbol oben links tippt und dann auf das Kamerasymbol, das bis dahin nicht zu sehen ist. (Hier gibt es weitere Erklärungen dazu von den Entwicklern.) Besonders intuitiv ist das nicht, aber daran wird eben deutlich, dass Threema in erster Linie für schriftliche Kommunikation gedacht ist.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
»Oma, dein Mikro ist aus«: Virtuelle Familientreffen an Weihnachten können eine technische Herausforderung werden
Foto: GUGLIELMO MANGIAPANE / REUTERS
Welches Programm der Weihnachtsmann am liebsten mag, ist nicht bekannt
Foto: GUGLIELMO MANGIAPANE / REUTERS
In kaum einem Videotelefonieprogramm können so viele Personen gleichzeitig an einem Anruf teilnehmen wie bei Zoom. 100 Teilnehmer sind es in der kostenfreien Version
Foto: Jamie Lee Finch/ dpa
Skype gibt es als App und Desktop-Programm, allerdings funktionieren Anrufe auch direkt über den Browser
Foto: STEINBA/EPA-EFE/REX/Shutterstock
WhatsApp funktioniert bisher nur über Smartphone und einige Tablets
Foto: Jens Kalaene/ dpa
Hier benutzt der Weihnachtsmann Zoom, Signal wäre aber auch eine Alternative – zumindest, wenn er gerade nur vier Personen erreichen muss
Foto: GUGLIELMO MANGIAPANE / REUTERS
Threema gilt als besonders datenschutzfreundliche Alternative zu Facebook und WhatsApp