Strafzahlung an die EU Was Facebook mit Ihren WhatsApp-Daten macht

110 Millionen Euro Strafe muss Facebook an die EU zahlen - weil der Konzern falsche Angaben zum Umgang mit Nutzerdaten des aufgekauften Dienstes WhatsApp gemacht hat. Worum geht es?
Logos von Facebook und WhatsApp auf einem Smartphone

Logos von Facebook und WhatsApp auf einem Smartphone

Foto: Patrick Pleul/ dpa

Die EU hat eine Millionenstrafe gegen Facebook verhängt: Der Konzern soll bei der Übernahme des Dienstes WhatsApp falsche Angaben über den Umgang mit Nutzerdaten gemacht haben - nämlich zur Frage, wie der Konzern Nutzerdaten von Facebook mit WhatsApp-Konten verknüpft. Die EU-Kommission fühlt sich getäuscht.

Durch seine Nutzungs- und Datenschutzbedingungen kann WhatsApp nämlich Nutzerdaten an alle Unternehmen der Facebook-Gruppe weitergeben. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Datenaustausch zwischen den Diensten:

Welche Daten werden von Facebook genutzt?

Auf seiner Internetseite schreibt WhatsApp, dass "einige" Account-Informationen weitergegeben werden, wie zum Beispiel die Telefonnummer der Nutzer oder Daten über den Zeitpunkt der Nutzung. Laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen können aber viel mehr Daten an die Unternehmen der Facebook-Gruppe fließen. WhatsApp speichert nämlich auch Profilbild, Profilnamen und Status, sofern er angegeben ist.

Außerdem greift die App regelmäßig alle Kontakte aus dem Adressbuch ab. Die Handynummern von Arbeitskollegen, Freunden und Verwandten gehen an WhatsApp und damit wahrscheinlich auch an Facebook, Instagram und Co. - ohne dass die Betroffenen je zugestimmt hätten. Neben persönlichen Informationen kann WhatsApp laut Verbraucherschützern außerdem sogenannte Metadaten seiner Nutzer weitergeben, zum Beispiel ihren Standort oder wem sie wann schreiben.

Werden auch Chat-Inhalte übertragen?

Nach Angaben von WhatsApp können durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nur Sender und Empfänger die Nachrichten lesen, "nicht WhatsApp, Facebook oder irgendjemand anderes". Die Verschlüsselung greift WhatsApp zufolge dann, wenn alle Chat-Teilnehmer eine im April 2016 veröffentlichte App-Version benutzen.

WhatsApp verspricht seinen Nutzern außerdem, dass nichts, was sie in dem Messengerdienst teilen, "für andere sichtbar auf Facebook oder einer anderen App der Facebook-Unternehmensfamilie" erscheint. Das bedeutet aber nur, dass die Informationen von anderen nicht auf Facebook oder Instagram gesehen werden können - an die Unternehmen im Hintergrund könnten die Daten sehr wohl gehen.

Warum gibt WhatsApp die Daten überhaupt weiter?

Nach offizieller Aussage des Unternehmens soll so der Service verbessert werden. Mithilfe der Daten könne WhatsApp zum Beispiel besser gegen Spam und Missbrauch vorgehen. Facebook-Nutzern verspricht das Unternehmen außerdem "bessere Vorschläge für Freunde und passendere Werbung auf Facebook". So könnten Nutzer zum Beispiel Werbeanzeigen von Firmen sehen, die sie in ihrem Adressbuch gespeichert haben.

Was kritisieren Daten- und Verbraucherschützer daran?

Die beiden Hauptkritikpunkte sind laut Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), dass Daten von WhatsApp-Nutzern an Facebook weitergegeben werden, auch wenn diese gar keinen Facebook-Account haben. Außerdem erfolgt die Weitergabe von Telefonnummern laut vzbv nur aufgrund der Tatsache, dass sie in den Kontakten eines WhatsApp-Nutzers gespeichert sind und nicht, weil die Betroffenen zugestimmt haben.

Nach einer sogenannten Verwaltungsanordnung des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten entschied das Verwaltungsgericht Hamburg im April, dass Facebook vorerst keine Daten deutscher WhatsApp-Nutzer verwenden darf. Eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus. Der vzbv fürchtet, dass sich Facebook in der Zwischenzeit nicht an das Urteil hält. Verbraucher berichteten vereinzelt von Vorfällen, die diese Vermutung nahelegten, sagte vzbv-Rechtsreferentin Carola Elbrecht. Beweise habe man aber keine.

Wie können sich WhatsApp-Nutzer gegen die Datenweitergabe wehren?

Nutzer können der App den Zugriff auf das Adressbuch entziehen. Unter Umständen sehen sie dann aber nicht, mit wem sie chatten. Hat jemand seinen Namen nicht bei WhatsApp angegeben, würde nur noch seine Handynummer angezeigt. Wer gar nicht will, dass seine Daten an Facebook weitergegeben werden, sollte sein WhatsApp-Profil löschen, rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Welche Alternativen zu WhatsApp gibt es?

Wer nicht auf einen Messengerdienst verzichten will, kann andere Programme nutzen, die auf europäischen Servern liegen und somit strengeren Datenschutzrichtlinien unterliegen. Außerdem gibt es Messenger, für deren Nutzung keine persönlichen Daten angegeben werden müssen wie Hoccer oder Threema.

fab/AFP
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