Maßnahme gegen Fake News YouTube will Verschwörungsmythen zur US-Wahl löschen

Viele Unterstützer Donald Trumps säen online Zweifel an der Legitimität der US-Wahl – genau wie der Präsident selbst. YouTube geht nun gegen Inhalte vor, die Joe Bidens Sieg mit massivem Betrug erklären.
Wahlsieger Joe Biden

Wahlsieger Joe Biden

Foto: Mark Makela / Getty Images

»Wahlbetrug im ganzen Land! «: Mit solchen Nachrichten hält Donald Trump die Faktenprüfer sozialer Netzwerke wie Twitter auf Trab. Auch viele Anhänger des noch amtierenden US-Präsidenten, der im November die Wahl gegen Joe Biden verlor, verbreiten solche Behauptungen.

YouTube hat nun eine Richtlinie speziell zu diesem Thema vorgestellt . Von diesem Mittwoch an will die Google-Tochter alle fortan hochgeladenen Inhalte entfernen, »die Menschen irreführen, indem sie behaupten, dass weitverbreitete Betrügereien oder Fehler das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 verändert hätten«. Dieses Vorgehen decke sich mit dem bei anderen Präsidentschaftswahlen, so YouTube.

Konkret geht es der Plattform zufolge etwa um Videos, in denen – ohne faktische Grundlage – behauptet wird, die Wahl 2020 sei nur durch weitverbreitete Softwarefehler oder Fehler beim Zählen zugunsten eines Präsidentschaftskandidaten entschieden worden. Mittlerweile hätten genug US-Bundesstaaten ihre Wahlergebnisse bestätigt, damit ein gewählter Präsident bestimmbar sei, heißt es in YouTubes Blogpost.

Manche Videos sind weiter erlaubt

YouTube kündigt an, die neue Regel ab diesem Mittwoch umzusetzen. In den kommenden Wochen will die Plattform ihr Vorgehen intensivieren. Dass gar keine Inhalte zum Thema Legitimität der US-Wahl auf YouTube gestattet sind, bedeutet der Vorstoß jedoch nicht. »Wie immer können Nachrichtenbeiträge und Kommentare zu diesen Themen auf unserer Website verbleiben, wenn ein ausreichender pädagogischer, dokumentarischer, wissenschaftlicher oder künstlerischer Kontext gegeben ist«, stellt das Unternehmen klar.

Der Umgang mit Verschwörungsmythen war und ist für YouTube dieses Jahr eine große Herausforderung. Auch zum Thema Corona kursierten auf der Plattform viele Falschaussagen und Halbwahrheiten. Als besonders problematisch, weil schwer zu moderieren, gilt dabei sogenannter Borderline-Content: Damit sind fragwürdige Videos gemeint, die nicht eindeutig gegen YouTubes Plattformregeln verstoßen, aber zum Beispiel Falschinformationen als Fakten präsentieren, manchmal in unstrittige Aussagen eingebettet.

Andreas Briese, YouTubes Director Partnerships Deutschland und Central Europe, sagte dem SPIEGEL vergangene Woche, die Plattform stehe bei solchen Inhalten vor einer Abwägungsentscheidung zwischen dem Schutz der Nutzer und der Meinungsfreiheit. »Die Grenze zu ziehen, ist schwer«, sagte Briese. »Wir haben zum Beispiel bei Covid die Grenze da gezogen, wo Fehlinformationen wirklich zu einer Gesundheitsgefährdung führen könnten.« So würden beispielsweise Inhalte, die dazu aufriefen, Bleichmittel zu trinken, gelöscht.

Auf ähnlich grundsätzliche Art hat der Dienst nun auch beim Thema US-Wahl Klarheit geschaffen, wenn auch vergleichsweise spät, wie manche Kritiker der Plattform anmerken . Wie konsequent und schnell Inhalte, die das Wahlergebnis als Folge eines groß angelegten Betrugs darstellen, nun tatsächlich gelöscht werden, müssen die nächsten Wochen zeigen.

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