Buy now, pay later Apple bietet kostenlose Ratenzahlung an

Der US-Konzern will Konsum leichter machen und startet – vorerst in den Vereinigten Staaten – ein neues Angebot. Das Konzept wird nicht überall mit Begeisterung aufgenommen.
Ankündigung des neuen Bezahlangebots auf der Entwicklerkonferenz WWDC in Kalifornien

Ankündigung des neuen Bezahlangebots auf der Entwicklerkonferenz WWDC in Kalifornien

Foto: Apple Inc. Handout / EPA

Auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC, die das Unternehmen diese Woche in seinem Hauptquartier in Cupertino veranstaltete, wurde ein bemerkenswertes neues Angebot für den Bezahldienst Apple Pay angekündigt. Kunden, die Zahlungen über Apples System abwickeln, sollen diese künftig auch in vier über sechs Wochen verteilten Raten abtragen dürfen – zinslos.

Das auf Deutsch »später mit Apple Pay bezahlen« genannte Angebot gibt es derzeit allerdings nur in den USA. Es sei »für mehr Kontrolle über die Finanzen entwickelt« worden, heißt es seitens des Konzerns. Das im amerikanischen Original Apple Pay Later genannte Finanzierungsmodell wurde am Montag im Rahmen der WWDC-Keynote  präsentiert, soll im Herbst mit der Einführung des iPhone-Betriebssystems iOS 16 starten. Es wird als Gegenentwurf zu Diensten wie Klarna und Affirm gesehen. Die Kosten für das Angebot, dass für die Kundinnen und Kunden kostenfrei sein soll, will der US-Konzern selbst übernehmen.

Alles geht aufs Haus

Wie sich nun herausstellt, hat das Unternehmen für die Vergabe und Verwaltung der Kredite offenbar ein neues Tochterunternehmen gegründet. Die Apple Financing LLC habe bereits die dafür notwendigen Lizenzen erhalten, berichtet CNBC . Für die technische Seite der Kreditabwicklung sei Goldman Sachs an Bord, von denen auch die Apple-Kreditkarte Apple Card ausgegeben wird. Mastercard soll demnach die Abrechnung mit den Händlern sowie die Ratenzahlungen organisieren.

Laut Bloomberg ist Apple Pay Later Teil eines unter dem Decknamen »Breakout« laufenden Programm s. In dessen Rahmen möchte der Konzern demnach künftig noch weitere bisher durch Partnerfirmen abgewickelte Finanzdienstleistungen selbst erledigen.

Die 1000-Dollar-Grenze

Über Apples Motivation, ein solches Kreditsystem mitsamt der damit verbundenen Kosten auf sich zu nehmen, wird im Netz wild spekuliert. Eine verbreitete These lautet dabei, dass es Apple-Nutzern damit leichter gemacht werden soll, Apple-Produkte im Apple-Store zu kaufen. Dem widerspricht allerdings die Angabe von CNBC, wonach die Möglichkeit zur kostenlosen Ratenzahlung auf 1000 Dollar begrenzt sein soll.

Die besonders profitablen Produkte in Apples Sortiment wären damit nicht finanzierbar. Denkbar ist aber auch, dass das Unternehmen damit einfach seine Kunden noch enger an sich binden will. Wer es zu schätzen gelernt hat, bei Zahlungen mit dem iPhone auf Raten abstottern zu können, wird ungern auf das Apple-Handy verzichten.

Das Tech-Magazin »The Verge « weist unterdessen auf potenzielle Gefahren von »Buy now, pay later«-Diensten (BNPL) für Kundinnen und Kunden hin. Demnach werden solche Angebote in den USA vor allem von der »Generation Z«, den zwischen 1997 und 2012 Geborenen, genutzt. In einer Umfrage haben demnach 43 Prozent dieser jüngeren Nutzerinnen und Nutzer solcher Dienste angegeben, dass sie mindestens eine Zahlung eines solchen Gratiskredits nicht rechtzeitig haben leisten können. In einer anderen Umfrage zum Thema gab ein knappes Drittel der Befragten an, mit der Miete, Betriebskosten oder Unterhaltszahlungen in Rückstand geraten zu sein, weil sie solche Kredite bedienen mussten. Darüber hinaus berichtet »The Verge« – immer in Bezug auf die USA – dass Nutzer von BNPL-Krediten dazu neigen, teurere Einkäufe zu tätigen und öfter ihr Konto zu überziehen.

Mit seiner Position als Smartphone-Marktführer in den USA werden solche BNPL-Kredite mit der Einführung von iOS 16 im Herbst viel mehr Menschen auf viel leichtere Weise als bisher zugänglich. Dem Unternehmen wird damit auch die Aufgabe zufallen, sorgsam zu prüfen, welche Kunden sich einen Kredit leisten können und welche man lieber davor schützen sollte, sich finanziell zu übernehmen.

mak

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