Snapchat, TikTok und Co. Dealer verschleiern Drogenangebote mit Emojis

Laut einem Medienbericht wird in den USA häufig über Apps wie Snapchat, TikTok und Facebook mit Drogen gehandelt. Manche Tablettendeals werden dabei nur mit bunten Bildchen angedeutet.
Foto: Photosbypatrik / Photosbypatrik / Getty Images

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Die USA haben ein riesiges Drogenproblem. Knapp 108.000 Menschen sind dort im vergangenen Jahr an einer Überdosis gestorben. Betroffen sind auch Jugendliche und junge Erwachsene, die sich gefährliche Rauschmittel offenbar häufig über beliebte Social-Media-Dienste besorgen. Das geht aus einem Bericht der »New York Times«  hervor.

In dem Artikel wird unter anderem der Bezirksstaatsanwalt von Placer County im US-Bundesstaat Kalifornien zitiert. Er sagt: »Soziale Medien sind fast der einzige Weg, wie sie an ihre Tabletten kommen.« In Placer County sind im vergangenen Jahr 40 Menschen an einer Überdosis gestorben. In rund 90 Prozent der Pillen, die per App gedealt werden, sei Fentanyl enthalten, heißt es, ein synthetisch hergestelltes Schmerzmittel.

Zu Online-Drogenmarktplätzen umfunktioniert werden in den USA längst nicht nur Apps mit selbst löschenden Nachrichten oder verschlüsselten Chats. Eine Studie der University of California San Diego hat dem Bericht zufolge ergeben, dass auf jeder großen Social-Media-Plattform Drogendealer unterwegs sind. Erwähnt werden Facebook, Twitter, Snapchat und Pinterest, aber auch neuere Plattformen wie TikTok, Discord und Telegram. Dadurch seien alle Kinder, die einen der Dienste nutzten, in Gefahr, mit Drogendealern in Kontakt zu kommen.

Mit wenigen Klicks gelangten über Instagram selbst 13-Jährige an Angebote für illegale Drogen, warnt das Investigativteam des »Tech Transparency Project «. Die Mutterfirma Meta verweise zwar darauf, dass Dealer-Accounts auf der Fotoplattform verboten seien. Dennoch seien einige Accounts mit Drogenangeboten seit Monaten erreichbar.

Tippt man bei Instagram bestimmte Suchbegriffe zum Thema ein, stoßen Nutzerinnen und Nutzer zwar auf eine Warnmeldung. Diese lässt sich jedoch ignorieren, wenn man an den Suchergebnissen interessiert ist.

Mit Emoji-Codes für Drogen werben

Metas soziales Netzwerk Facebook ist im dritten Quartal des vergangenen Jahres bei vier Millionen Beiträgen mit Drogenbezug eingeschritten. Im Quartal zuvor war dies bei 2,7 Millionen Beiträgen passiert. Der Anstieg habe damit zu tun, dass die Erkennungssoftware verbessert worden sei, heißt es in einem Transparenzbericht von Facebook . Zum Vergleich: Snapchat ist laut eigenen Angaben im vierten Quartal 2021 bei knapp 430.000 Beiträgen von 280.000 Accounts aktiv geworden .

Meta, Snap und auch Google haben vor einigen Tagen angekündigt, im Sommer eine Aufklärungskampagne zu starten  und die Gefährlichkeit von Drogen auf ihren Plattformen stärker zu thematisieren. Auch Twitter, TikTok, Twitch und Reddit wollen sich nach Angaben der »New York Times« beteiligen, indem sie spezielle Websites mit Informationen über Drogen online stellen.

Allein am Text lassen sich Social-Media-Postings zum Thema Drogen nicht immer eindeutig erkennen. Um mögliche Drogendeals schneller zu entlarven, hatte die US-Regierung im Dezember eine Grafik veröffentlicht, die den Emoji-Code von Drogendealern entschlüsseln soll (Beispiele finden Sie in diesem PDF) .

Grafik der Drug Enforcement Administration (DEA): Sie zeigt, was Emojis im Kontext Drogen angeblich bedeuten

Grafik der Drug Enforcement Administration (DEA): Sie zeigt, was Emojis im Kontext Drogen angeblich bedeuten

Foto: dea.gov

Ein rotes Ahornblatt steht demnach für Drogen im Allgemeinen. Und mit einer Pille, einem blauen Kreis, einem Parkplatzschild und einer Banane sollen Opioide wie Percocet und Oxycodon beworben werden, denen häufig Fentanyl beigemischt wird.

Fentanyl als große Gefahr

In den USA liegt eine Überdosis für Menschen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren mittlerweile auf Platz eins der vermeidbaren Todesursachen. Bei zwei Dritteln der Todesfälle durch Drogen soll das Opioid Fentanyl eine Rolle gespielt haben.

Fentanyl wirkt bis zu 50-mal so stark wie Heroin , ist jedoch leichter herzustellen. Die Dosierung ist allerdings schwierig. In rund 40 Prozent der Schmerztabletten auf dem Schwarzmarkt steckt laut der US-Drogenbehörde  eine tödliche Dosis an Fentanyl. Unter anderem der Musiker Prince war im Jahr 2016 an einer Überdosis der synthetischen Droge gestorben.

In Deutschland sterben Menschen deutlich seltener an einer Überdosis als in den USA. Doch auch hierzulande steigen die Zahlen. Im Jahr 2020 kamen 1826 Männer und Frauen durch den Konsum illegaler Rauschmittel ums Leben, was einen Anstieg um 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutete. 2017 zum Beispiel gab es 1272 Drogentote.

Wie viele Drogendeals in Deutschland über Apps ablaufen, dazu könne der Drogenbeauftragte der Bundesregierung nichts sagen, sagt eine Sprecherin auf SPIEGEL-Anfrage. Vom Bundeskriminalamt (BKA) heißt es, diesem sei zwar bekannt, »dass Drogen auch über soziale Medien und entsprechende Apps gehandelt werden«. Doch wie dem Drogenbeauftragen Burkhard Blienert liegen auch dem BKA keine konkreten Zahlen vor.

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