Elon Musks Satelliteninternet Warum Russland Starlink in der Ukraine fürchtet

Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde hat Elon Musk gedroht: Für seine Lieferungen von Systemen für Satelliteninternet werde er sich verantworten müssen. Der Grund: Die Technik wird auch zu militärischen Zwecken genutzt.
Starlink-Starterset in Odessa

Starlink-Starterset in Odessa

Foto: Nina Lyashonok / NurPhoto / IMAGO

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Auf dem Messengerdienst Telegram wettert Dmitrij Rogosin gegen Elon Musk. Der Tesla-Chef werde sich dafür verantworten müssen, dass er »an der Versorgung faschistischer Kräfte in der Ukraine mit Mitteln militärischer Kommunikation« beteiligt sei. Der Grund für die Wut des Chefs der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos: Musk hat Tausende Starlink-Kits in das von Russland angegriffene Land schicken lassen.

Über das Satellitennetzwerk von Musks Raumfahrtfirma SpaceX können diese Geräte überall in der Ukraine einen Internetzugang herstellen. Auch dort, wo die russische Armee die Internet-Infrastruktur zerstört, lahmgelegt oder nach Russland umgeleitet hat.

Musk konterte auf Twitter  mit einem gewollt lässigen: »Falls ich unter geheimnisvollen Umständen sterben sollte – war schön, euch kennengelernt zu haben.«

Mehr als 10.000 der aus Satellitenschüsseln, Kabeln und Elektronik bestehenden Starlink-Starterpakete seien seit Kriegsbeginn in die Ukraine geliefert worden, schrieb der ukrainische Digitalminister Mykhailo Fedorov Mitte April auf Telegram . Mit ihnen würden Energie- und Telekommunikationseinrichtungen sowie Krankenhäuser, die ansonsten vom Netz abgeschnitten wären, wieder ans Internet angebunden.

Damit sei zwar »kein ideales Internet« möglich, sagte Dmytro Zinchuk vom Internetprovider Freenet aus der Region Kiew im Gespräch mit »NBC News «. Trotzdem sei Starlink »die Rettung für Menschen, die seit vielen Wochen keine Verbindung mehr haben.« Mehr als eine Notlösung für den normalen Internetzugang können die Satelliten-Terminals aber wohl kaum sein. Fünf Starterpakete habe er bekommen, sagt Zinchuk, mit jedem davon könne er rund 150 Kunden versorgen.

Insgesamt würden auf diese Weise etwa 150.000 Menschen in der Ukraine mit Internetanschlüssen versorgt, jubelte Minister Fedorov auf Twitter: »Egal was passiert, die Ukraine wird verbunden bleiben.«

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Das bedeutet freilich nicht immer, dass es um Verbindungen ins Ausland geht. Die sind wichtig, um Bilder und Stimmen des Krieges in die Welt zu tragen. Und um denen, die ins Ausland geflohen sind, den Kontakt zu jenen in der Heimat zu ermöglichen. Vor allem aber sind die Starlink-Systeme für das Militär wichtig. Und sei es nur, um den Einheiten trotz zerstörter Mobilfunktürme und Festnetzleitungen die Kommunikation untereinander zu ermöglichen . Das ist auch für die Einheit Aeroroswidka  essenziell, die mit ihren Drohnen Luftaufklärung für das ukrainische Militär betreibt, gegnerische Panzer und andere Fahrzeuge aufspürt und diese auch mit Drohnen angreift.

Schon im März versuchte das russische Militär die lebenswichtigen Starlink-Verbindungen der Ukraine mittels elektronischer Kriegsführung zu blockieren. Doch der Versuch hatte nur kurzzeitig Erfolg. Schon einen Tag nachdem Russland seine Gegenmaßnahmen gestartet hatte, lieferte Musks SpaceX neue Software an die Systeme aus, die Russlands Versuche ins Leere laufen ließ. »Das ist fantastisch … und wie sie das gemacht haben, ist mir ein Rätsel«, kommentierte Dave Tremper , im Büro des US-Verteidigungsministers für elektronische Kriegsführung verantwortlich, die schnelle Reaktion.

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Die Gefahr, dass Starlink-Satellitenschüsseln nicht nur zum Ziel elektronischer Kriegsführung, sondern auch tödlicher Angriffe werden können, ist den Ukrainern dabei offensichtlich bewusst. Auf Twitter postete Digitalminister Fedorov am Sonntag ein Foto mit dem Hinweis: »Können Sie einen Starlink sehen?« Und tatsächlich, man muss schon genau hinsehen, um die eckige Antenne zu erkennen. Ein Bild, das zeigt, wie wichtig funktionierendes Internet im Krieg in der Ukraine ist. Und wie gefährlich.

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