25 Jahre SMS Die Kurzmitteilung hat kein langes Leben mehr

Versand einer SMS
Foto: Peter Endig/ dpaDer Geburtstagsgruß für die SMS bekommt in diesem Jahr keinen Smiley. 25 Jahre nach dem Versand der ersten Kurzmitteilung ist zumindest den Mobilfunk-Providern die Feierlaune vergangen. Telekom-Manager erinnern sich wehmütig an Zeiten, als sie ihren Kunden noch knapp 20 Cent pro SMS berechnen konnten. In den Bilanzen der Konzerne summierte sich das zu Milliardensummen. Doch längst haben kostenlose Messenger wie WhatsApp, Facebook Messenger, Apple iMessage, Signal, Line und Threema der SMS den Rang abgelaufen.
Vor 25 Jahren tippte der Software-Entwickler Neil Papworth die Botschaft "Merry Christmas" in seinen Computer. Die etwas verfrühten Weihnachtsgrüße landeten am 3. Dezember 1992 als erste SMS der Welt auf dem Handy (Orbitel TPU 901) eines Managers des britischen Telekomriesen Vodafone. Ein Mobiltelefon, mit dem man SMS hätte schreiben können, gab es damals noch nicht.
Wenig später funktionierte dann aber auch die SMS-Kommunikation zwischen zwei Handys. Die bis zu 160 Zeichen langen Nachrichten entwickelten sich zum Verkaufsschlager, auch wenn es etwas unbequem war, die Buchstaben über die Zahlentastatur einzutippen. Das Wort "Simsen" wurde Bestandteil der deutschen Sprache.
60 Milliarden SMS pro Jahr
Bald kosteten SMS 39 Pfennig pro Stück, mit der Einführung des Euro etablierten sich 19 Cent als Standardpreis für eine Kurznachricht. Discounter boten SMS schließlich teilweise für fünf bis sechs Cent an. Heute sind in den meisten Mobilfunkverträgen große SMS-Kontingente pauschal enthalten.
Auf dem Höhepunkt der SMS-Ära im Jahr 2012 wurden allein in Deutschland rund 60 Milliarden SMS im Jahr verschickt. Aber schon zum 20. Geburtstag vor fünf Jahren zeichnete sich ab, dass es für die SMS immer schwerer wird, sich zu behaupten. Vor allem WhatsApp machte sich daran, das lukrative Geschäft der Mobilfunkfirmen zu zertrümmern.
Der Goldesel wird geschlachtet
Die Folgen kann man in den Statistiken ablesen: Nach Zahlen der Bundesnetzagentur ging die SMS-Nutzung in den vergangenen Jahren drastisch zurück. Die Zahl versendeter Kurzmitteilungen lag 2016 bei 12,7 Milliarden - 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Ein direkter Vergleich mit der Zahl der WhatsApp-Nachrichten in Deutschland fällt schwer, weil das Unternehmen seine Zahlen nicht auf Länderebene herunterbricht. Weltweit waren es zuletzt 55 Milliarden - nicht im Jahr, sondern pro Tag.
Die großen Telekomfirmen schauten dem Aufstieg von WhatsApp und Co. lange fast tatenlos zu, auch weil es für sie schwer vorstellbar war, sich an der Schlachtung des eigenen Goldesels selbst zu beteiligen. In dieser Phase war es auch nicht hilfreich, dass der taumelnde Handy-Riese Nokia einen wichtigen Part bei der Entwicklung des SMS-Nachfolgers RCS (Rich Communication Services) übernommen hatte. Den Providern fiel es schwer, Akzente zu setzen. So wurde der RCS-Dienst Joyn ein Flop.
Android kann es schon
Inzwischen positionieren die Provider in Deutschland den RCS-Dienst "Message+" beziehungsweise "Call+". Damit kann man Nachrichten an jedes mobile Gerät schicken, egal, in welchem Netz sich das Handy befindet. Außerdem kann man, wie bei WhatsApp, zu zweit oder in Gruppen chatten, Dateien austauschen oder während eines Anrufs Livevideos übertragen.
Als Achtungserfolg können die Provider verbuchen, dass Google das RCS-System seit einem Jahr unterstützt. Aktuelle Android-Smartphones verfügen deshalb über einen Messenger, der die SMS-Weiterentwicklung anbietet. Apple wird im kommenden Jahr ausgewählten Unternehmen die Möglichkeit anbieten, über den Dienst "Business Chat" auf RCS-Basis mit den iPhone-Besitzern zu kommunizieren.
Ein Handy, mehrere Nummern
Interessant sind die neuen Dienste vor allem für Unternehmen, die darüber Kunden erreichen wollen. So könnten Mitarbeiter einer Airline dem Fluggast beim Telefonat zu einer Flugbuchung das elektronische Ticket gleich auf das Smartphone schicken. Beim Telefongespräch über die Verlängerung des Mobilfunkvertrags könnte der Kundenberater dem Kunden verschiedene Handy-Modelle als Bild zeigen.
Bei der Weiterentwicklung der Mobilfunkdienste geht es aber nicht nur um Kurzmitteilungen oder die Übertragung bunter Bilder, sondern um eine Erweiterung der Telefondienste selbst. Wie diese Zukunft aussehen könnte, lässt sich an T-Mobile in den USA erahnen.
Vor einem halben Jahr startete das Unternehmen sein "Digits"-Programm. Damit können US-Kunden eine einzige Nummer auf mehreren Geräten nutzen und gleichzeitig mehrere Nummern auf ein und demselben Gerät verwenden - ohne dass ein zweiter SIM-Karten-Slot vorhanden sein muss. Dabei können die Anwender einstellen, dass beispielsweise das Handy auf der Büronummer nur zu gängigen Arbeitszeiten klingelt, dafür aber Anrufe des Partners oder Kinder Tag und Nacht durchgestellt werden. Ob und wann dieser flexible Dienst auch T-Mobile-Kunden in Deutschland verfügbar sein wird, ist nicht absehbar.