

Innerhalb weniger Jahre ist der 3D-Druck beinahe zu so etwas wie einer Alltagstechnologie geworden. Niemand wundert sich über den Einsatz dieser Drucktechnik in der industriellen Fertigung oder selbst bei der Herstellung medizinischer Prothesen. Ob es aber eine gedruckte Violine mit einer traditionellen Stradivari aufnehmen kann?
Das ist das Ziel des französischen Violinisten Laurent Bernadac. Der Musiker betätigte sich als Geigenbauer und setzte dabei auf Computertechnik. So wollte er die Präzision des 3D-Drucks mit der Kunstfertigkeit der Geigenbaumeister wie Stradivari vereinen. Diese Kombination gab dem Ergebnis auch den Namen, ein Instrument namens 3Dvarius.
Tatsächlich beruht der Entwurf auf dem Violin-Design, wie es Antonio Stradivari um 1700 für den Bau seiner Instrumente verwendete. Doch für die Umsetzung im 3D-Drucker wurde es mithilfe von Algorithmen verbessert und angepasst. So entstand ein ganz neuartiger und durchsichtiger Entwurf. Geradezu futuristisch sieht die Geige aus.
Pop statt Mozart
Das aus einem einzigen Teil bestehende Werkstück wurde per Stereolithografie gefertigt. Dabei wird eine durchsichtige Flüssigkeit schichtweise aufgetragen, die unter UV-Licht sofort aushärtet. Im nächsten Schritt entfernte Bernadac überstehende Kanten, glättete und säuberte den Korpus. Danach wurde er durch weitere UV-Bestrahlung polymerisiert und der Kunststoff haltbar gemacht. Dann kam der entscheidende Schritt: die Bespannung der Violine mit Saiten. Hier musste sich erweisen, ob der Kunststoff dem durch die Saiten ausgeübten Druck und Zug auch wirklich standhält. Es hat geklappt.
Getreu dem modernen Baukonzept wird das Instrument als elektrische Violine gespielt, Klang und Volumen sollen durch Verstärker weiter verbessert werden. Bernadac spielt auf der 3Dvarius übrigens keine Mozart-Sonaten oder andere klassischen Repertoirestücke. Vielmehr bewegt er sich im Rock- und Popgenre, auch sonst kombiniert er gern die Musik verschiedener Künstler miteinander.
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Die erste Violine aus dem 3D-Drucker: Der französische Musiker Laurent Bernadac mit seinem Werkstück.
Neuartiges Design: Marsgeige, Vogelskelett oder Geistervioline? Die ersten Kommentatoren hatten verschiedene Assoziationen. Die nächsten Bilder dokumentieren, wie das Instrument entstanden ist.
Erste Skizzen: Das Design sollte traditionelle Formen enthalten, die, durch moderne Technologien verfeinert, zu einem leichten und transparenten Entwurf führen.
Weitere Schritte im Designprozess: Gute Austarierung des Gewichts für bessere Spielbarkeit, die Einarbeitung der Ergebnisse akkustischer und mechanischer Studien.
Der Druckprozess: Das Instrument wird mit Stereolithografie hergestellt, da so eine hohe Festigkeit erreicht wird.
Nachbearbeitung: Auch in einem Instrument aus dem Drucker steckt noch viel Handarbeit.
Der Feinschliff: Der Korpus wird mit Reinigungsflüssigkeit und Druckluft gesäubert.
Oberflächenbehandlung: Wo das Instrument mit den Saiten in Berührung kommt, wird die Oberfläche aufgerauht, um guten Klang und leichte Spielbarbarkeit zu gewährleisten.
Polymerisierung: Weitere Aushärtung soll das Instrument vor Schäden bewahren.
Endmontage: Beim entscheidenden, aber auch kompliziertesten Schritt wird die Violine mit den Saiten bespannt. Nun muss sich zeigen, ob der Kunststoff dem Zug und Druck standhält. Er hält.
Der Praxistest: Mozart-Sonaten spielt Laurent Bernadac nicht, seine elektrische Violone ist für Moderneres ausgelegt.
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