Neue Hightech-Messe Liebe Leserin, lieber Leser,

ich rechne nicht damit, dass es im Herbst 2020 ungewöhnliche Staus auf den Straßen nach Hannover geben wird. Für diesen Zeitpunkt hat zwar die Deutsche Messe AG eine neue Hightech-Messe angekündigt , die offenbar die Cebit beerben und dafür sorgen soll, dass auf dem Messegelände wieder Hightech gezeigt wird. Doch das geschieht ja eigentlich schon jetzt. Die großen Themen der gerade beendeten Hannover Messe - die früher mal das Wort "Industrie" im Namen trug - waren sowieso schon der künftige Mobilfunkstandard 5G, künstliche Intelligenz und Robotik.

Eine LKW transportiert 5G - als Symbol - auf das Messegelände in Hannover

Eine LKW transportiert 5G - als Symbol - auf das Messegelände in Hannover

Foto: Christophe Gateau/ dpa

Das dürfte für die Messegesellschaft Bestätigung genug gewesen sein, den wohl schon länger gehegten Plan umzusetzen. Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe, sagt: "Erst mit 5G wird das Konsumenten-Internet zum Industrie-Internet." Dazu passt auch der Titel der Veranstaltung, die im Herbst 2020 erstmals stattfinden soll: 5G CMM Expo. Das Kürzel CMM steht dabei für "Connected Mobile Machines".

Genau darum wird es gehen: Wie Maschinen 5G nutzen, um miteinander zu kommunizieren. Das Messegelände soll dabei "zu einem Schaufenster der Zukunft" werden. Möglich machen soll das ein eigenes 5G-Netz, das die hundert Hektar Messegelände samt Messehallen und Parkplätzen abdecken soll. Firmen sollen es auch abseits der Messetage nutzen können, um 5G-Anwendungen "in einer geschützten und kontrollierten Umgebung" zu testen. Ein Publikumsrenner wird das aber nicht, fürchte ich.

5G-Grafik auf der Hannover Messe

5G-Grafik auf der Hannover Messe

Foto: JENS SCHLUETER/EPA-EFE/REX

Denn eigentlich sollte man hoffen, dass ein solches Spezialnetz bald gar nicht mehr nötig sein wird, um 5G auszuprobieren. Schließlich läuft in Mainz gerade die Versteigerung der 5G-Frequenzen an die Netzbetreiber. Doch deren Ausgang scheint derzeit ungewiss. Waren Beobachter Anfang vergangener Woche noch von einem baldigen Ende ausgegangen, trieb Newcomer 1&1 Drillisch die Preise Mitte der Woche mit neuen Geboten in die Höhe.

Von der Bieterrunde 125 bis zur Runde 143 stiegen die Gebote um rund eine Milliarde Euro auf jetzt knapp 3,8 Milliarden Euro . Mehrere Hundert Millionen davon sind Strafgebühren für zurückgezogene Gebote. Was es mit diesem neuen Preiskampf auf sich hat und wann er enden wird, ist am Montag völlig unklar. Sicher ist nur: Für die Verbraucher sind die hohen Auktionserlöse kein gutes Zeichen. Je mehr die Konzerne für die Frequenzen ausgeben müssen, umso weniger bleibt in ihrer Kasse für den Netzausbau übrig.

Seltsame Digitalwelt: Auf Android mögen AirPods nicht allein sein

Einzelner AirPod sucht Partner

Einzelner AirPod sucht Partner

Foto: SPIEGEL ONLINE

Seit Kurzem hat meine Tochter ein paar AirPods . Das schien zunächst einmal komisch, weil sie ein Android-Smartphone benutzt, seit ihr iPhone in einer Regenpfütze abgesoffen ist. Doch AirPods funktionieren eigentlich prima an Handys von Samsung, Huawei, OnePlus und Co. - solange sie ein Pärchen sind.

Reißt man sie dagegen auseinander, ist alles vorbei, wie meine Tochter bitter erfahren musste. Am iPhone ist das kein Problem, man kann auch mit nur einem AirPod telefonieren oder zum Beispiel zu zweit mit je einem AirPod Musik hören - was auch bei Android funktioniert. Als sich aber einer ihrer AirPods im Schal einer Freundin verfing und diese mit der U-Bahn in eine andere Richtung abfuhr, war es mit den AirPods aus.

Merke: Ein einzelner AirPod funktioniert nur am iPhone, aber nicht am Android-Handy. Gut, wenn man denjenigen kennt, der den fehlenden AirPod hat. Ansonsten bleibt einem nur übrig, den fehlenden Ohrhörer nachzukaufen. Zum Glück gibt es die bei Apple auch einzeln. Leider nicht billig .

App der Woche: "Cultist Simulator"
getestet von Tobias Kirchner

Foto: Playdigious

Das Kartenspiel "Cultist Simulator" ist einzigartig und anspruchsvoll. So muss der Spieler selbst herausfinden, wie sich die Karten auf das Geschehen auswirken. Eine kleine Hilfefunktion sorgt dafür, dass man nicht komplett verloren ist.

Es geht dabei vor allem um Ressourcenmanagement und den Aufbau eines eigenen Kults. Nach den ersten Erfolgserlebnissen bleibt man auf jeden Fall dran. So gibt es eine interessante Geschichte zu entdecken, deren Verlauf der Spieler beeinflussen kann. "Cultist Simulator" ist eine Herausforderung mit einem entsprechend hohen Schwierigkeitsgrad. Daraus zieht das Spiel aber auch seinen Reiz - sobald man den Einstieg überwunden hat.

Für 4,89 Euro (Android ) oder 5,49 Euro (iOS ), von Playdigious, ohne In-App-Käufe: iOS, Android


Fremdlink: Drei Tipps aus anderen Medien

  • "Metaphern bis zum Mond " (Drei Leseminuten)
    Um Datenmengen anschaulich und begreifbar zu machen, versuchen sich Redaktionen immer wieder an Vergleichen mit der dinglichen Welt. In den Achtziger- und Neunzigerjahren reichte es dafür aus, zu sagen, wie viele DIN-A4-Seiten man bräuchte, um eine Datenmenge niederzuschreiben. Angesichts von Peta-, Exa- und Zettabytes scheitern solche Analogien heute grandios, wie uns die "taz" erklärt.
  • "The Improbable Rise of Huawei " (Englisch, 19 Leseminuten)
    Wie hat es die einst als kleiner Billigheimer verschriene chinesische Telekommunikationsfirma Huawei eigentlich geschafft, zu einem unverzichtbaren Bestandteil moderner Mobilfunknetze zu werden? Und warum wird man beim Thema 5G nicht um den Konzern herumkommen? All das erklärt "Foreign Policy" in einem Lesestück, für das man sich im Sessel zurücklehnen sollte.

  • "Deepfakes: Your Face Isn't Yours Anymore " (Englisch, 15 Minuten Video)
    Das Thema Deepfakes ist nicht neu, aber der YouTube-Kanal "Not Exactly Normal" erklärt hier noch einmal sehr ausführlich und anschaulich, wie man fremde Gesichter auf die Gesichter von Darstellern in einem Video projiziert und wo die Ursprünge solcher Bildfälschungen liegen. Zwischen Minute 12.00 und 13.21 kann man getrost vorspulen, das ist nur Werbung.

Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Woche,

Matthias Kremp

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