
Tastaturen: Tippe lieber ungewöhnlich
Alternative Keyboards Wir hätten da ein paar Tipp-Tipps
Wir tippen praktisch immer noch wie im 19. Jahrhundert, als man mit Schreibmaschinen Lettern aus Stahl gegen ein Farbband hämmerte, hinter dem ein Blatt Papier auf eine Walze gespannt war. Für die Jüngeren, die das alles ratlos zurücklässt: hier ein YouTube-Clip mit mechanischer Schreibmaschine . Zwar tippen wir mittlerweile in elektronische Geräte hinein, doch die Anordnung der Buchstaben ist in Deutschland immer noch dieselbe. Das V neben dem B, das Ä auf der rechten Seite der Tastatur, das A links außen.
Die heute fast schon willkürlich anmutende Tastenverteilung hat mit der Mechanik zu tun. Als der Amerikaner Christopher Latham Sholes um 1870 an seiner Schreibmaschine werkelte, verteilte er die Tasten so, dass besonders häufig genutzte Buchstaben der englischen Sprache nicht direkt nebeneinander lagen, damit sich die Metallarme nicht ständig ins Gehege kommen.
Die Metallarme sind Geschichte, das Tastaturlayout ist geblieben. Dabei hatte schon der amerikanische Psychologie- und Pädagogik-Professor August Dvorak 1932 zusammen mit seinem Schwager ein neue Anordnung entwickelt. Diesmal sollte nicht die Maschine die Tastenanordnung vorgeben, sondern der Mensch: Die Dvorak-Tastatur orientiert sich an der Anatomie der Hand, die am häufigsten vorkommenden Buchstaben der englischen Sprache sollen möglichst einfach und schnell erreichbar sein.
Endlich Schluss mit Qwertz
Durchgesetzt hat sich die Alternative zwar nicht, doch sie hat eine kleine Fangemeinde. Um im Dvorak-Layout (siehe Fotostrecke) zu tippen, muss man nicht an seiner Tastatur herumbasteln. Eine Hamburger Firma vertreibt zum Beispiel unter dem Label "Go Dvorak" solche Tastaturen in Deutschland.
Mal eben Ausprobieren ist allerdings schwierig: Um nicht im Adler-Suchsystem einzelne Tasten nach und nach aufzuspüren und anzuschlagen, sondern mit mehreren Fingern flüssig zu schreiben, muss eine Lernphase eingeplant werden. Der Hersteller empfiehlt, sich dafür Zeit zu nehmen, "zum Beispiel im Urlaub". Bei täglichem Training soll das Umlernen nach zwei Wochen abgeschlossen sein. Wer danach wieder vor einer Qwertz-Tastatur sitzt, muss erneut umlernen. Zehn-Finger-Tipper, die schon einmal vor einer Querty-Tastatur saßen, etwa in England oder den USA, wissen, wie irritierend schon zwei vertauschte Buchstaben sein können.
Freunde der Dvorak-Tastatur preisen die Ergonomie, Effizienz und einfache Schönheit der Tastenanordnung: Sie wollen schneller tippen und dabei weniger Fehler machen. Die Dvorak-Jünger sind eine kleine Gemeinschaft, die sich sicher ist, auf der Seite des Fortschritts zu stehen - auch wenn der Rest der Welt das bisher nicht anerkannt hat und stumpf weiter an der alten Schreibmaschinen-Tastatur festhängt.
Für Helden des Zehnfinger-Systems
Wer sich auf einer Tastatur blind zurechtfindet, kann auf die Beschriftung der Tasten gleich ganz verzichten. Das sieht nicht nur gut aus, sondern verwirrt all jene, die ohne die visuellen Hilfestellungen aufgeschmissen sind. "Das Keyboard Model S Ultimate" , das es zum Beispiel bei getDigital gibt, eignet sich damit vor allem für Helden des Zehnfinger-Systems. In der "Ultimate"-Ausstattung stecken die mattschwarzen Tasten in einem schweren Rahmen aus glänzendem Klavierlack - in normaler Büroatmosphäre spiegelt sich darin das Oberlicht, in der archetypischen Hacker-Höhle dürfte es ohnehin eher schummerig sein. Dafür steht die Tastatur umso fester auf dem Tisch.
Im Inneren der Tastatur werkeln blaue Cherry-Schalter an Goldkontakten, das klingt schon fast nach Schreibmaschine - und geben dem Nutzer ein spürbares Feedback, wenn die Taste erfolgreich angeschlagen wurde. Günstigere Tastaturen haben einen vergleichsweise schwammigen Anschlag, "Das Keyboard" nimmt sich dagegen wie ein Präzisionsinstrument aus.
Die Schalter der Firma Cherry sorgen nicht nur für haptisches Feedback, sondern auch für ein helles Klickgeräusch. Das hat einen gewissen Nostalgiefaktor, kann Kollegen im geteilten Büro allerdings auch gehörig auf die Nerven gehen. Für das Schreiben in geräuschsensibler Umgebung gibt es deswegen eine "Silent"-Version, in der andere, leise Cherry-Schalter eingesetzt werden.
Hat hier jemand Laser gesagt?
Ganz auf physische Tasten oder Drucksensoren verzichtet der "Magic Cube" von Celluon - und bricht damit endgültig mit dem mechanischen Vorbild. Der kleine Kasten, der über Bluetooth mit Computern, Smartphones oder Tablets verbunden werden kann, wirft mittels eines Laserstrahls 63 Tasten auf jede beliebige Oberfläche. Statt also auf Tasten einzuhämmern, drückt man auf die mit rotem Licht ausgezeichneten Flächen. Das ermöglicht praktisch lautloses und vor allem verschleißfreies Tippen.
"Future magic at its best", bewirbt ThinkGeek die tastenlose Tastatur. 400 Zeichen soll man mit dem "Magic Cube" pro Minute schreiben können. Allerdings wollte das mit der Projektions-Tastatur im Test nicht recht gelingen. Wer mehr als drei, vier Finger zum Tippen einsetzt, hat ein Problem. Damit der "Magic Cube" registrieren kann, dass in Buchstabe ausgewählt wurde, benötigt er freies Sichtfeld. Fliegen die Finger über die virtuelle Tastatur, befindet sich die ausgewählte Taste schon einmal hinter einem anderen Finger. So sieht die Laser-Tastatur zwar gut aus, ist aber kaum für den praktischen Einsatz geeignet. Schon gar nicht für Vielschreiber und Zehnfinger-Profis.