Neue Fernseher und Spieleplattform Amazon bringt Fire TVs nach Deutschland

Die neuen Fernseher von Amazon integrieren besonders viele Smart-TV-Funktionen. Gleichzeitig startet der Cloud-Dienst Luna, mit dem man Videospiele ohne Konsole zocken kann.
Von Berti Kolbow-Lehradt
Fire TV QLED Omni: Sensoren erfassen die Umgebung

Fire TV QLED Omni: Sensoren erfassen die Umgebung

Foto: Berti Kolbow-Lehradt

Nach Streamingplayern und im Zusammenspiel mit anderen Marken gefertigten Fernsehern bringt Amazon nun eigene TV-Geräte in deutsche Wohnzimmer. Das Top-Modell Fire TV Omni QLED soll sich durch eine bequemere Bedienung mit dem Sprachdienst Alexa sowie Gemäldefunktionen von herkömmlichen Smart-TVs absetzen. Bei den Modellen Fire TV 4 und Fire TV 2 will Amazon vor allem mit günstigen Preisen punkten. Ebenfalls neu in Deutschland ist der Cloud-Dienst Luna, mit dem man grafisch aufwendige Spiele auf dem Fernseher laufen lassen kann, ohne dass eine starke Konsole daran angeschlossen sein muss. Wir haben uns bei der Präsentation in London einen ersten Eindruck verschafft.

Der Fire TV Omni QLED ist im Grund eine Riesenversion des Echo Show 15, also ein Alexa-Lautsprecher mit sehr großem Display. Der Hauptunterschied zu normalen Fernsehern: Auch wenn gerade niemand etwas gucken will, wird der Bildschirm nicht abgeschaltet.

Foto: Berti Kolbow-Lehradt

Sobald ein eingebauter Sensor Bewegung erkennt, erscheint eine Ansicht mit Widgets, also Minifenstern. Diese zeigen die nächsten Kalendertermine oder Notizen für Familienmitglieder. Schaltflächen für smarte Lampen oder Heizkörperthermostate sind ebenso zu finden wie Vorschläge für TV-Sendungen oder Videos von Streamingdiensten. Neben der Fernbedienung reagiert der Fernseher auf Alexa-Sprachbefehle, eine Touchscreen-Funktion gibt es aber nicht.

Ein Fernseher als Gemälde

Auf Wunsch zeigt der Fernseher auch Gemälde an. Kostenlos lässt sich zwischen 1700 Bildern wählen. Im Laufe des Jahres will Amazon »dynamische Kunst« ergänzen. Das sind Bilder, deren Farbkomposition sich an die Tages- und Jahreszeit anpassen. Das Ganze ähnelt der Bilderrahmenidee von Samsungs Fernsehmodellreihe »The Frame«.

Der Handelskonzern will auch mit dem Trendthema künstliche Intelligenz punkten. Amazon will mit einem Update eine Funktion freischalten, die fotorealistische Gemälde auf Zuruf erstellt. Bei der Präsentation in London wünschte sich Amazons Unterhaltungsgerätechef Daniel Rausch etwa Nordlichter über dem Big Ben oder ein Barockschloss auf dem Mars herbei. Bis eine einfache Sprachbedienung auf dem Fernseher praxisreif ist, braucht aber Amazon noch Zeit. Wann der Konzern die Funktion nachliefert, ist noch unklar.

Fernsehen geht auf Amazons Smart-TVs auch

Für die Aufgabe als Fernseher hat Amazon die Oberfläche der Fire-TV-Software überarbeitet. Sie zeigt auf dem Startbildschirm nicht nur Inhalte von Streamingdiensten an, auch das TV-Signal von einem Kabel-, Antennen- oder Satellitenanschluss ist direkt integriert.

Bildtechnisch erreicht das Omni-Modell einen guten Oberklassestandard. Es löst maximal in 4K auf. Weil das Panel aus Quantenpunkt-Leuchtdioden (QLED) besteht, kann es kräftige Farben und tiefes Schwarz anzeigen. Damit es genau an der richtigen Stelle dunkel wird, ist die Bildfläche in 80 dimmbare Zonen unterteilt. Zusätzlich erkennt ein eingebauter Sensor das Umgebungslicht und passt die Helligkeit des Geräts an. Bei der Produktdemo von Amazon in London machte die Bildqualität einen guten ersten Eindruck. Für ein ausführlicheres Urteil ist ein Test unter kontrollierten Bedingungen erforderlich.

Der Fire TV Omni QLED erscheint in vier Größen: von 43 Zoll für 600 Euro bis 65 Zoll für 1000 Euro. Die 65-Zoll-Variante wird ab dem 12. April ausgeliefert, alle weiteren ab dem 1. Juni. Zur Markteinführung bietet Amazon die Geräte mit deutlichen Preisnachlässen zur Vorbestellung an.

Für kleinere Budgets hat Amazon Modelle namens Fire TV 4 und Fire TV 2 in petto. Bewegungssensorik und Widgets sind in beiden Fällen nicht an Bord, Alexa-Sprachbefehle und die kombinierte Ansicht aus TV- und Streaming-Inhalten aber schon. Der Fernseher namens Fire TV 4 bietet 4K-UHD-Auflösung. Es gibt ihn von 43 Zoll für 500 Euro bis 55 Zoll für 700 Euro. Der Fire TV 2 kostet in der 32-Zoll-Fassung 280 Euro, hier muss HD-Auflösung reichen. Die 40-Zoll-Variante für 350 Euro bietet mit Full HD ein schärferes Bild. HDR10 und HLG ist bei allen Modellen an Bord. Ab dem 12. April sind sie bei Amazon erhältlich. Alle Modelle können vorbestellt werden.

Amazon Luna: Videospiele aus der Wolke

Wer aktuelle Videospiele in bester Grafikqualität spielen will, braucht normalerweise rechenstarke Computer oder Konsolen. Beim Cloudgaming ist das anders. Die Spielaktionen berechnen leistungsstarke Server in fernen Rechenzentren. Das Bildsignal kommt per Internet auf den Fernseher oder anderen Bildschirm, genau wie ein Videostream bei Netflix. Das ist ideal für TV-Geräte, die nicht über schnelle Prozessoren verfügen. Diesem Prinzip folgt Amazon Luna. Der Dienst für Cloudgaming ist nach einer Pilotphase in den USA ab heute in Deutschland erhältlich.

Ist bereits ein Abo für Amazon Prime vorhanden, sind viele Spiele inkludiert. Für begehrte Titel sind Zusatz-Abos nötig. In der Variante Luna+ für zehn Euro monatlich sind Titel wie »Beach Buggy Racing 2« oder »Resident Evil 2« enthalten. Die Abo-Variante »Ubisoft+ Multi Access« für 18 Euro monatlich verschafft Zugang zu populären Spieleserien wie »Assassin’s Creed« und »Far Cry«. Eine Sammlung von Gelegenheitsspielen des Studios Jackbox Games ist für fünf Euro monatlich zu haben.

Beliebige Controller unterstützt

Außer auf Amazon-Fernsehern und -Tablets läuft Luna auch auf Windows-, Mac- und Chromebook-Computern sowie auf iPhones, iPads und Android-Smartphones. Bedienen lassen sich die Cloud-Spiele mit beliebigen Controllern. Der Touchscreen eines Smartphones kann ebenfalls als Steuereinheit dienen. Amazon bietet aber auch einen eigenen Spiele-Controller für 70 Euro. Weil er speziell für Luna konzipiert ist, sollen geringere Signallaufzeiten schnellere Reaktionen in Actionspielen ermöglichen.

Die Bildqualität von Luna und das Reaktionstempo des Amazon-Controllers hinterließen während der Demo ebenfalls einen guten Eindruck. Spannend wäre aber zu sehen, wie gut das bei schlechteren Internetverbindungen klappt.

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