Amazon Echo und Google Home Dieses Bastelset soll vor Lauschangriffen schützen

Befürchten Sie, Ihr smarter Lautsprecher von Google oder Amazon könnte Sie heimlich abhören? Zwei dänische Designer haben einen Schutz zum Selberbauen entwickelt.
Alias auf einem Google Home (links) und einem Amazon Echo

Alias auf einem Google Home (links) und einem Amazon Echo

Foto: Bjørn Karman / Tore Knudse

Bjørn Karmann und Tore Knudsen halten sich nicht für paranoid. Aber sie möchten auch nicht heimlich abgehört werden. Meldungen wie die über Amazons smarten Lautsprecher Echo aus dem vergangenen Mai haben die beiden Dänen nachdenklich gemacht. Damals behauptete ein Paar in den USA, die virtuelle Assistentin Alexa im Echo-Lautsprecher habe sich unbemerkt aktiviert, ihr Privatgespräch aufgezeichnet und diese Aufnahme auch noch an jemand anderen verschickt. Karmann und Knudsen wollen solche Vorfälle - so selten und unwahrscheinlich sie sein mögen - verhindern. Mit einem von ihnen entwickelten Gerät namens Alias , das sie als künstlichen Parasiten bezeichnen.

Alias sitzt auf Smart Speakern vom Typ Amazon Echo oder Google Home und soll diese unter Kontrolle halten. Erstens, indem er es den Besitzern ermöglicht, ihren Echo oder Home mit einem beliebigen neuen Wort zu aktivieren. Amazon und Google geben Nutzern dabei bisher nur sehr wenig Spielraum. Sie erlauben lediglich "Alexa", "Echo", "Amazon" oder "Computer" beziehungsweise "OK Google" und "Hey Google". Dank Alias kann es beispielsweise auch "Friedrich Wilhelm" oder "Chef" oder auch ein Geräusch sein.

Zweitens soll Alias verhindern, dass die Lautsprecher unbemerkt und unbeabsichtigt aktiv werden, wenn jemand etwas sagt, das so ähnlich klingt wie "Alexa", "Echo" oder "OK Google". Deutsche Verbraucherschützer hatten im vergangenen Jahr festgestellt, dass so etwas durchaus passieren kann, etwa wenn man "Alexandra", "Gecko" oder "OK Kuchen" sagt und dann das Aufleuchten am Lautsprecher übersieht.

Foto: Bjørn Karman / Tore Knudse

Das Ganze soll möglich werden, weil Alias im Prinzip selbst ein Smart Speaker ist. Unter seiner Kappe, die je nach Wunsch an geschmolzenes Plastik oder Pilzbewuchs erinnert, stecken ein Minicomputer, Mikrofone und Lautsprecher. Über die zugehörige Smartphone-App kann man Alias ein beliebiges Aktivierungswort beibringen, durch das das Gerät aktiviert wird, wenn der Nutzer es ausspricht.

Solange dieses Aktivierungswort aber nicht ausgesprochen wird, beschallt Alias - von außen nicht hörbar - das Gerät von Google beziehungsweise Amazon über seinen Lautsprecher mit einem Störgeräusch. Das wird aus künstlich erzeugten, sich überlagernden Stimmen zusammengesetzt.

In dem Sprachgewirr erkennen die US-Geräte nichts, bleiben deshalb inaktiv, selbst wenn im Raum jemand das von ihrem Hersteller vorgegebene Aktivierungswort sagt. Erst auf das Alias-Aktivierungswort hin wird das synthetische Geplapper gestoppt und Alias flüstert das eigentliche Amazon- oder Google-Aktivierungswort in die Mikrofone unter ihm, um den virtuellen Assistenten einzuschalten.

Karmann und Knudsen misstrauen großen Technikfirmen nicht generell, schreiben sie in einer E-Mail an den SPIEGEL. "Jedenfalls nicht so sehr, dass wir ihre Produkte überhaupt nicht benutzen würden. Aber wir versuchen, reflektiert über die Rolle solcher Unternehmen in unserem Leben, und wie sie es formen, nachzudenken." Es gehe ihnen "um das Gefühl, im Zeitalter der smarten Haushaltsgeräte die Kontrolle zu behalten".

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Smarte Lautsprecher: "Alias" soll Amazon Echo und Google Home unter Kontrolle halten

Foto: Bjørn Karman / Tore Knudse

Deshalb ist Alias auch ein Open-Source-Projekt. Eine Bastelanleitung , um genau zu sein. Man benötigt unter anderem Zugang zu einem 3D-Drucker, einen Lötkolben, einen Minicomputer vom Typ Raspberry Pi, einen Mikrofonaufsatz sowie zwei kleine Lautsprecher - und etwas Übung im Umgang mit Kommandozeilen und Texteditoren. Sprich: Alias ist kein fertiges Produkt, das man kaufen kann, und soll auch keines werden. "Wir wünschen uns, dass die großen Unternehmen von Alias lernen und entsprechende Funktionen in ihre Produkte integrieren", schreiben die beiden dänischen Designer und Künstler.

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