Fragwürdige Mitschnitte Amazon-Mitarbeiter hören sich Privatgespräche mit Alexa an

Um die virtuelle Amazon-Assistentin zu verbessern, transkribieren und analysieren Mitarbeiter jeden Tag Tausende von aufgezeichneten Gesprächen. Wird es zu privat, sollen sie offenbar aufhören. Die Kunden wissen nichts davon.
Vorstellung neuer "Echo"-Lautsprecher von Amazon 2017

Vorstellung neuer "Echo"-Lautsprecher von Amazon 2017

Foto: Elaine Thompson/AP

Amazon-Mitarbeiter in Boston, Costa Rica, Indien und Rumänien hören sich jeden Tag Tausende aufgezeichnete Gespräche von Echo-Nutzern an und schreiben diese ab. Ihr Auftrag ist es, die virtuelle Assistentin Alexa zu verbessern, etwa durch eine passende Verschlagwortung für das weitere Training der Spracherkennung. Sie hören dabei zwangsläufig aber auch private Konversationen mit - oder wenn jemand um Hilfe ruft, berichtet "Bloomberg" .

Die betroffenen Nutzer werden darüber nicht informiert. Auch aus Amazons Nutzungsbedingungen  geht nicht eindeutig hervor, dass die Kommunikation mit Alexa nachträglich von Mitarbeitern angehört und schriftlich festgehalten werden kann.

"Zum Beispiel verwenden wir Ihre Befehle an Alexa, um unsere Systeme zur Spracherkennung und zum Verstehen natürlicher Sprachen zu trainieren", heißt es lediglich in Fragen und Antworten auf einer Amazon-Seite. Ein Hinweis, dass dies keineswegs vollautomatisiert geschieht, fehlt.

So schalten Sie die Funktion ab

Allerdings können Nutzer in den Einstellungen der Verwendung ihrer Aufnahmen zur Weiterentwicklung des Dienstes widersprechen. In den Alexa-Apps für iOS und Android tippt man dazu links oben auf das Menü-Symbol (die drei kurzen horizontalen Streifen). Unter Einstellungen/Alexa-Konto/Alexa Datenschutz findet man ganz unten die Option Legen Sie fest, wie Ihre Daten Alexa verbessern sollen. Wenn Sie nicht möchten, dass sich Amazon-Mitarbeiter möglicherweise ihre Alexa-Fragen anhören, sollten Sie hier beide angebotenen Optionen, wie im folgenden Screenshot gezeigt, deaktivieren.

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Auch auf der Amazon-Website gibt es entsprechende Optionen. Loggen Sie sich dazu bei Amazon ein und klicken Sie oben rechts auf Mein Konto. Auf der sich nun öffnenden Seite klicken Sie unter Digitale Inhalte und Geräte wiederum auf Inhalte und Geräte. Nun öffnet sich eine Seite, auf der Sie oben auf Alexa-Datenschutz klicken. Auf der nun folgenden Seite klicken Sie auf Legen Sie fest, wie Ihre Daten Alexa verbessern sollen und können nun schließlich die entsprechenden Optionen, wie in den Smartphone-Apps, aktivieren oder deaktivieren.

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Amazon hat den von "Bloomberg" beschriebenen Umgang mit den Aufnahmen prinzipiell bestätigt: "Wir versehen nur eine sehr geringe Auswahl an Alexa-Sprachaufnahmen mit Kommentaren, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Beschäftigte haben keinen direkten Zugang zu Informationen, durch die eine Person oder ein Account bei diesem Verfahren identifiziert werden können."

Der Finanzdienst berichtete allerdings, auf einem Screenshot zu einem solchen Transkriptions-Auftrag seien eine Account-Nummer, der Vorname des Nutzers sowie die Seriennummer des Geräts aufgeführt gewesen. Das Unternehmen erklärte, alle Informationen würden streng vertraulich behandelt und es werde mit Zugangseinschränkungen und Verschlüsselung gearbeitet.

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Mitarbeiter, mit denen "Bloomberg" gesprochen hat, berichteten zudem, mitunter auch Namen oder Kontodaten zu hören. Sie seien in solchen Fällen angewiesen, die Dateien als "kritische Daten" zu markieren und dann die nächste Datei zu bearbeiten. Bis zu 1000 Aufnahmen, heißt es in dem Bericht, könnte ein Mitarbeiter täglich bearbeiten.

Etwa 100 davon, sagte einer von ihnen, seien Aufnahmen, die Alexa aufzeichne, ohne dass die Echo-Besitzer das Aktivierungswort gesprochen hätten. Immer wieder würden Nutzer aber auch fragen: "Alexa, hört uns sonst noch jemand zu?"

pbe/dpa
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