Neue Amazon-Gadgets Alexa, bist du jetzt überall?

Diese Frau will sich nicht am Ohr kratzen, sie telefoniert gerade mit Amazons Smart-Ring Echo Loop
Foto: AmazonIn einer Art Marathon-Präsentation hat Amazon in seinem Hauptquartier in Seattle sein Produktportfolio fürs Weihnachtsgeschäft vorgestellt. Hardwarechef Dave Limp zeigte auf der Bühne etliche neue Funktionen und mehr als ein Dutzend neuer Gadgets. Alle arbeiten mit der künstlichen Intelligenz Alexa zusammen.
Dabei zeigte Limp, dass ihm bewusst ist, dass Sprachassistenten wie Alexa von vielen Nutzern besonders kritisch betrachtet werden, nachdem Berichte darüber die Runde machten, wie an die Geräte gerichtete Spracheingaben von Menschen ausgewertet werden. Vor allem von den Geräten unabsichtlich aufgezeichnete Unterhaltungen führten dabei zu Empörung.
Künftig soll man von Alexa Auskunft darüber erhalten können, was sie zuletzt aufgezeichnet hat beziehungsweise weshalb sie eine Aktion durchgeführt hat. Dazu werden die Kommandos "Alexa, was hast du gehört?" und "Alexa, warum hast du das getan?" eingeführt. Um die Interaktion mit Alexa zu straffen, kann man zudem die Sprechgeschwindigkeit der KI erhöhen oder verringern.
Limp stellte zudem die Möglichkeit in Aussicht, Alexa mit der Stimme von Promis sprechen zu lassen. Den Anfang soll die Stimme von Samuel L. Jackson machen, die man gegen Gebühr buchen kann. Vorerst wird es diese Möglichkeit allerdings wohl nur in den USA geben.
Neben solchen Alexa-Upgrades ging es bei der Veranstaltung aber in erster Linie um neue Hardwareprodukte, die jeweils mit Alexa zusammenarbeiten:
Echo Buds

Mit seinen ersten komplett kabellosen Kopfhörern will Amazon offensichtlich Apples erfolgreichen AirPods Konkurrenz machen. Limp verspricht, sie würden "tiefe Bässe und einen knackigen Klang" produzieren. Damit dabei Lärm von außen nicht zu sehr stört, hat Amazon Technologie von Bose lizenziert. Es ist das erste Mal, dass Bose einen solchen Deal eingeht. Zu beachten ist dabei, dass es sich nur um eine Technologie zur Reduzierung von Geräuschen und nicht um Boses Geräuschunterdrückungstechnologie handelt.
Natürlich kann man mit den Ohrhörern Alexa aufrufen, per Knopfdruck lassen sich aber auch Siri und der Google Assistant damit ansteuern. Mit 130 Dollar sind die Kopfhörer vergleichsweise günstig. Bisher können die Earbuds aber nur in den USA vorbestellt werden.
Amazon executive promotes the company’s new Echo Buds ... while wearing AirPods https://t.co/ria9mJDbam by @ChanceHMiller pic.twitter.com/s0ENVxdP3p
— 9to5Mac (@9to5mac) September 25, 2019
Ein Auftritt von Dave Limp beim US-TV-Sender Bloomberg, bei dem er einen AirPod von Apple im Ohr hat, ließ zudem Vermutungen sprießen, die Earbuds seien noch nicht fertig. Wahrscheinlicher ist aber wohl, dass Bloomberg ihm den Apple-Stöpsel ins Ohr gedrückt hat, damit er die Fragen aus dem TV-Studio hören kann.
Echo Studio

Auch mit dem Echo Studio wird Amazon Apple das Leben schwer machen. Die mit fünf Lautsprechern und mehreren Mikrofonen bestückte Aktivbox soll dank Dolby-Atmos-Technologie einen dreidimensionalen Raumklang erzeugen können. Dabei wird der Sound automatisch dem Raum angepasst. Die Box soll also überall gut klingen, egal ob in der Küche oder dem Wohnzimmer. Laut Amazon kann man ein oder zwei Echo Studio "mit ausgewählten Fire-TV-Modellen koppeln", um Musik oder Videoton wiederzugeben. Auch hier ist der Preis mit 200 Euro aggressiv niedrig angesetzt.
Der neue Echo

Den normalen Echo hat Amazon nur leicht überarbeitet. Ein neuer Lautsprecher soll dazu führen, dass "sich der Bass stärker anfühlt, die Mitten und Höhen aber klarer sind". Außerdem kommt er in neuen Farben. Der Preis bleibt bei 100 Euro.
Echo Dot mit Uhr

Der bisher kleinste Amazon-Lautsprecher, der Echo Dot, bekommt in der neuen Version eine Zeitanzeige eingebaut. Die kann man etwa als sprachgesteuerten Wecker nutzen, außerdem kann man sich dort die Außentemperatur anzeigen lassen. Man könnte das als Minimal-Display bezeichnen. Der Preis: 70 Euro.
Echo Flex

Der nunmehr kleinste Echo-Lautsprecher ist künftig der Echo Flex. Er ist nicht zum Musikhören gedacht, sondern dazu, Alexa in Räume zu bringen, in denen man keinen vollwertigen Echo haben möchte oder für die einem ein großer Echo zu teuer ist, beispielsweise den Heizungskeller oder das Badezimmer. Der Flex wird direkt in eine Steckdose gesteckt und hat eine USB-Buchse, um beispielsweise ein Handy aufzuladen. Über dieselbe Buchse lassen sich als Zubehör erhältliche Module anstecken, etwa ein Bewegungsmelder und ein Nachtlicht. In Deutschland soll der Flex 30 Euro kosten.
Echo Show 8

Zusätzlich zu den bisherigen Echo-Show-Modellen bietet Amazon nun auch ein Modell mit 8-Zoll-Display an, dessen einziger Unterschied zu den anderen aktuellen Echo-Show-Modellen offenbar die Bildschirmgröße ist. Verkauft wird er für 130 Euro.
Echo Loop und Echo Frames
Unter dem Titel "Day 1 Editions" will Amazon neuartige Smart-Gadgets in limitierter Auflage an interessierte Kunden verkaufen, um diese Geräte sozusagen im Alltag testen zu lassen. Verlaufen diese Tests erfolgreich, will man in die Großserie gehen. Den Anfang machen der Echo Loop und die Echo Frames.

Der Loop ist eine Art smarter Ring. Ähnliche Geräte sind schon oft auf Hightech-Messen wie der CES gezeigt, aber nie in signifikanten Stückzahlen verkauft worden. Bei Amazon dient natürlich der Ring auch dazu, über eingebaute Mikrofone mit Alexa zu sprechen oder gar Telefongespräche zu führen. Dass man sich dabei stets den Ringfinger vors Gesicht halten muss, dürfte manchen Nutzer vom Kauf des 130-Dollar-Gadgets abhalten.

Weniger absurd wirkt die Echo Frames, eine sehr dezent gestaltete Brille mit eingebauten Mikrofonen und Lautsprechern, über die man ebenfalls Alexa ansprechen und telefonieren kann. Nach dem Kauf, so rät Amazon, soll man mit der Brille zu seinem Optiker gehen, um sich passende Gläser, auch mit Sehstärke, einbauen und den Sitz der Brille anpassen zu lassen. Ungewöhnlich für Amazon: Die Frames funktioniert nur mit Android-Smartphones. Der Preis: 180 Dollar.
Echo Glow

Mit der Glow bringt Amazon in den USA eine smarte Lampe auf den Markt, die per Sprachsteuerung beispielsweise als langsam dunkler werdendes Einschlaflicht dienen soll. Nach dem nächsten Update soll sie einen Partymodus bekommen, in dem sie als Lichtorgel fungiert. Wer es gemütlicher mag, soll das Gerät auch als Lagerfeuer-Simulator verwenden können. Der Preis: 30 Dollar.
Smart Oven

Nach der Mikrowelle mit Alexa bringt Amazon jetzt den Alexa-Ofen auf den Markt. Per Sprachbefehl soll man damit Essen aufwärmen, zubereiten, frittieren und per Mikrowellentechnik erhitzen können. Für Fertiggerichte wird eine Scan-to-cook-Funktion angeboten, bei der man den Barcode einer Tiefkühlmahlzeit einscannt und der Ofen automatisch die passenden Parameter zum Aufwärmen einstellt. In den USA - und nur dort - kostet der Alexa-Ofen 250 Dollar.
Eero und Eero Pro

Ab Anfang November will Amazon die Mesh-Wifi-Router seiner Tochterfirma Eero auch in Deutschland anbieten und damit auch hier Systemen wie Netgears Orbi und Google Wifi Konkurrenz machen. Dass System soll die Installation eines Mesh-WLAN sehr leicht und durch Verschlüsselung der Kommunikation auch sicher machen.
Die Standardversion kostet 109 Euro für ein Einzelgerät und 279 Euro für ein Dreierpack. Die leistungsfähigere Pro-Variante soll 199 Euro als Einzelkauf und 499 Euro im Dreierpack kosten.
Ring Indoor Cam und Stick Up Cam
Auch die Amazon-Tochter Ring wurde auf dem Amazon-Event erwähnt. Von ihr sind ab sofort zwei neue Überwachungskameras mit Alexa-Anbindung erhältlich. Die 59 Euro teure Indoor Cam soll im Innenbereich platziert werden und etwa per Bewegungsmelder Räume überwachen können.
Die sogenannte Stick Up Cam kann sowohl innen als auch außen angebracht werden und verfügt über einen ähnlichen Funktionsumfang. Sie kann allerdings wahlweise an der Steckdose, per Batterie oder über ein Solarpanel betrieben werden. Die Preise liegen zwischen 99 und 149 Euro.