
Angefasst 3-D-TV - scharf, räumlich, gut - sucht Zuschauer
Tiefenberauschtes Kino kennt ja wohl mittlerweile jedes Kind. Besser gesagt: 3-D-Kino kennen vor allem Kinder. Denn abgesehen von "Avatar" waren die meisten neuen 3-D-Filme bisher Animationsfilmchen für die Zielgruppe der bis Zwölfjährigen. Die TV-Hersteller hat das freilich nicht davon abgehalten, 3D zum neuen TV-Trend auszurufen. Und tatsächlich trudeln jetzt die ersten TV-Geräte mit Tiefeneffekt in die Läden, 3-D-Kinos fürs Wohnzimmer sozusagen. Grund genug, einmal auszuprobieren, ob der Raumeffekt zu Hause genauso viel Spaß macht wie im Filmpalast.
Als Proband dient ein Oberklasse-TV von Samsung, ein 46-Zoll großer 3-D-Fernseher mit LED-Hintergrundbeleuchtung und allem Schnick und Schnack, den man derzeit in ein solches Gerät hineinstopfen kann. Mein erster Eindruck von dem neuen Wohnzimmermöbel: "Mann, ist der groß." Anders kann man das Erlebnis nicht beschreiben, wenn man einen 32-Zoll-Fernseher gewöhnt ist und an dessen Stelle plötzlich ein 46-Zöller steht.
Angeblich ist Größe ja nicht wichtig, aber, um das vorwegzunehmen: Als ich Samsungs Testgerät nach zwei Wochen wieder gegen seinen Vorgänger austauschte, war das Gemecker in der Familie groß - und die Verwunderung auch. Unser gar nicht so alter LCD-Apparat wirkte an seinem angestammten Platz plötzlich verloren, wurde von einer meiner Töchter mit den Worten: "Das ist nicht dein Ernst, oder?", zurück im Wohnzimmer begrüßt. So habe ich gelernt, dass Größe eben doch einen Unterschied macht, leider auch beim Preis. 2600 Euro kostet Samsungs 3-D-TV in der getesteten Ausführung.
Schlank an die Wand
Was ich außerdem gelernt habe, ist, dass eine glänzende Bildschirmoberfläche nicht bedeuten muss, dass ein Fernseher zum Wohnzimmerspiegel wird. Ganz im Gegenteil musste ich verwundert feststellen, dass die hochglänzende Oberfläche des Samsung-TV selbst bei schräg einfallendem Sonnenlicht noch wunderbar knackige Bilder wiedergibt, von Reflexionen nicht viel zu sehen ist. Nur eine Lampe sollte man dem Gerät nicht unbedingt direkt gegenüberstellen, die macht sich dann doch deutlich bemerkbar.
Bemerkenswert ist allerdings das Design des Riesenbildschirms. Der wirkt nämlich gar nicht so riesig, obwohl er bei mir zum Gebrauch mitten in den Raum geschoben werden muss. Mein TV ist eben ein Wanderarbeiter, der in Pausen um die Ecke rollen muss. Und da spielt er seine Superschlankheitskarte aus. Nur 2,7 Zentimeter ist der Riese dick, wirkt damit so verletzlich, als wäre es aus Papier. Wäre er nicht als Testgerät, sondern für den Dauereinsatz bei mir, wäre die Anschaffung einer Wandhalterung sicher empfehlenswert.
Apps ja, W-Lan nein
Ansonsten aber braucht der Samsung kaum Zubehör. Fast alles, was man sich für ein Heimkino wünscht, hat er schon eingebaut, bis auf die Surround-Anlage. Ansonsten aber glänzt er mit drei TV-Empfängern für terrestrisches, Kabel- und Satellitenfernsehen. Alle in HD, sofern die Programme das hergeben. Über zwei USB-Buchsen lassen sich Speicher-Sticks oder Festplatten anschließen, die dem integrierten Videorecorder als Speicherplatz dienen. Ein Feature, das ich leider nicht ausprobieren konnte, weil meinem Testgerät der passende Adapter für mein Antennenkabel fehlte.
Darüber hinaus lässt sich der Samsung auch zum Websurfen verwenden, kann für Skype-Internettelefonate genutzt werden oder als Wiedergabegerät für Musik, Fotos und Filme dienen, die irgendwo im Heimnetzwerk gespeichert sind. Bei mir zu Hause etwa bediente er sich problemlos von meiner Netzwerkfestplatte. Eine Konfiguration war überflüssig, da beide Geräte den DLNA-Standard beherrschen, der alle Einstellungen automatisiert vornimmt. Das einzige, was ich vermisst habe, ist ein eingebautes W-Lan-Modul. Das gibt es nur als Zubehör für einen der USB-Ports. Ich habe den Fernseher stattdessen per Stromnetz (Powerlan) an meinen heimischen Internetzugang gestöpselt.
Nicht einmal das Thema Apps haben Samsungs Entwickler ausgelassen und dem Wohnzimmerkino die Fähigkeit eingebaut, Spiele und Tools via Internet nachzuladen. Vorinstalliert sind unter anderem ein Wettervorhersageprogramm, Apps für Twitter und Facebook sowie ein paar wenig aufregende Spielchen. Groß ist die Auswahl dessen, was man sich zusätzlich besorgen kann noch nicht, dafür laufen die Apps und Web-Abfragen bei dem Samsung meist flüssig und ohne Wartezeiten ab. Da bin ich von Konkurrenzgeräten anderes gewöhnt. Offenbar hat Samsung dem 3-D-TV einen recht potenten Prozessor eingesetzt.
Und was gibt's zu sehen?
Den schnellen Chip braucht der Samsung wohl auch für seine 3-D-Funktion. Aber bloß weil der Fernseher 3-D-fähig ist, sollte man nicht glauben, dass man damit auch sofort Filme in 3D anschauen kann. Diesen Genuss lässt sich das Unternehmen mit einigen Extra-Euro bezahlen. Zunächst wäre da ein 3-D-Blu-ray-Player zu nennen. Den braucht man, weil Blu-ray-Scheiben derzeit der einzige Verbreitungsweg für 3-D-Filme sind. Wobei das Wort Verbreitung hier eigentlich ein Euphemismus ist. Bis Anfang Juni gibt es in Deutschland exakt zwei 3-D-Filme auf diesem Medium zu kaufen, die Animationsfilme "Monsters vs. Aliens" und "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen".
Samsung bietet hierfür den Blu-ray-Player BD-C6900 an, der mit einem Ladenpreis von 330 Euro deutlich teurer als ein Durchschnitts-Player ist. So viel muss man allerdings nicht ausgeben. Sonys BDP-S470 etwa ist bereits für 200 Euro zu bekommen, der Philips BDP7500S2/12 steht für rund 240 Euro im Ladenregal. Aber damit nicht genug, muss man auch die nötigen 3-D-Brillen noch als Zubehör erwerben. Zwei Stück im Starterpaket inklusive einer 3-D-Blu-ray kosten hier 190 Euro.
Wer in einem typischen deutschen Vier-Personen-Haushalt lebt, muss dann noch zwei weitere 3-D-Brillen kaufen, die mit je ca. 90 Euro zu Buche schlagen. Der hohe Preis wird damit gerechtfertig, dass die Brillen im Gegensatz zu den Polarisationsbrillen im Kino aktive Shutter-Technik beinhalten und per Infrarot vom Fernseher gesteuert werden. Egal, grob gerechnet kommen zu den 2500 Euro für den Fernseher noch rund 600 Euro hinzu, bevor man den ersten 3-D-Film sehen kann.
Purer Luxus
Bis sich diese Investitionen auszahlen, dürfte es einige Zeit dauern. Das Kernproblem sind wie so oft die Inhalte. Genau so wie es einige Jahre gedauert hat, bis man auf HD-Fernsehern endlich HD-TV-Programme empfangen und sich aus einem vorzeigbaren Angebot an Blu-ray bedienen konnte, wird es auch bei 3D noch einige Jahre dauern, bis aus der Exotentechnik eine Allerweltsfunktion geworden ist. Die neuen Spielkonsolen mit 3-D-Technik, die gerade auf der E3 in Los Angeles ihr Debüt geben, dürften daran erheblichen Anteil haben.
Ich persönlich werde auf 3D im Wohnzimmer dagegen wohl noch ein Weilchen verzichten. Schon der gewaltigen Investition von mehr als 3000 Euro wegen, die das zumindest beim getesteten Samsung UE46C7700 samt Zubehör mit sich bringen würde. Der Testfernseher ist einfach purer Luxus. Bei fast identischer Ausstattung kommt man bei Samsungs LCD-TV LE46C750 dagegen schon für 1700 Euro in den Genus einer ähnlichen technischen Ausstattung, inklusive 3D, und einer hervorragenden Bildqualität. Nur ist der dann eben fast dreimal so tief.
Aber daran würde ich mich nicht stören. Schließlich wäre er damit immer noch schlanker als mein bisheriger Fernseher - und von dem gesparten Geld könnte ich jahrelang ins 3-D-Kino gehen.