
Blackberry Q10 im Test: Mit Touchscreen und Tastatur
Blackberry Q10 im Test Tastatur-Handy für flinke Finger
Der Blackberry Q10 sieht wieder aus wie ein echter Blackberry. Unter dem Bildschirm prangt eine komplette Tastatur, statt auf virtuellen Tasten tippt man auf echte. Mit diesem Konzept ist das kanadische Unternehmen groß und populär geworden, und damit will es jetzt zur übermächtigen Konkurrenz aufschließen.
Längst haben Android und Apple das Unternehmen überflügelt, das um die Jahrtausendwende Kultstatus genoss, weil man mit Blackberrys erstmals unterwegs E-Mails schreiben konnte. Aber dann kamen zuerst das iPhone und dann viele Androiden. Sie machten Touchscreens zum Standard, machten Smartphones vom Manager-Spielzeug zum Allerwelts-Gadget.
Die Kanadier ignorierten diesen Trend viel zu lange und verloren Kunden an die Konkurrenz. Im Mai meldeten die Marktforscher von IDC, Blackberry sei nunmehr auf den vierten Platz der Smartphone-Betriebssysteme abgerutscht. Sein Marktanteil sei von 6,4 Prozent im ersten Quartal 2012 auf 2,9 Prozent im Vergleichsquartal 2013 gerutscht. Und das, obwohl sich der Touchscreen-Blackberry Z10 vergleichsweise gut verkauft. Mehr als eine Million Exemplare haben bereits einen Käufer gefunden.
Mit Mini-Touchscreen und Tastatur
Bei Blackberrys Stammkunden allerdings war der Z10 kein Hit. Weniger als die Hälfte der verkauften Geräte gingen an langjährige Blackberry-Anwender. Das ist einerseits gut, denn neue Kunden kann jedes Unternehmen gebrauchen. Andererseits ist es schlecht, denn es zeigt: Viele Blackberry-User mögen keine Touchscreens.
Genau für diese Leute ist der Q10 gemacht. Technisch entspricht er weitgehend dem Z10. Beide haben einen 1,5 GHz schnellen Qualcomm-Prozessor eingebaut, beide sind mit zwei Gigabyte Arbeitsspeicher üppig bestückt und unterstützen fast alle aktuellen Netzwerkstandards, inklusive LTE. Was sie unterscheidet, ist der Bildschirm: Dem 4,2-Zoll-Display im Z10 steht im Q10 ein quadratisches 3,1-Zoll-Display gegenüber. Das wirkt winzig und unzeitgemäß.
Schärfer als ein iPhone
Beim Umgang mit dem Q10 muss man sich einschränken, wenn man Geräte wie ein Lumia 720 oder ein iPhone 5 gewöhnt ist. So passt auf den kleinen Bildschirm viel weniger Text. Von einer E-Mail, von der man auf dem iPhone 5 immerhin 25 Zeilen zu sehen bekommt, werden auf dem Q10 nur 15 Zeilen angezeigt. Die allerdings sehr scharf. Das Amoled-Display im Q10 hat eine Pixeldichte von 330 Punkten pro Zoll, also knapp mehr als das iPhone 5.
Der Touchscreen funktioniert genau wie beim Z10, reagiert schnell und sensibel auf jede Berührung. In Kombination mit dem neuen Blackberry-Betriebssystem sorgt es auch hier für manchen Wow-Effekt. Wischt man seitlich über den Startbildschirm, wird sanft die nächste Seite eingeblendet. Weckt man das Gerät aus dem Ruhezustand, wirkt es, als würde man einen Vorhang nach oben wegschieben.
Kurzbefehle kennenlernen
Aber auf den Touchscreen ist man beim Q10 nicht angewiesen. Stattdessen kann man viele Aktionen auch über Tasten oder Kurzbefehle aufrufen. In Texten, auf Webseiten und E-Mails kann man mit einem Druck auf die Leertasten nach unten scrollen. Die Taste t führt stets zum Anfang einer Seite (top), die Taste b zum Ende (bottom). Im Posteingang lässt sich mit n (next) und p (previous) zwischen Nachrichten hin und her springen.
Außerdem kann man durch Eingabe von mail eine E-Mail und mit text eine SMS senden. Statt über die Telefon-App kann man einen Anruf auch auslösen, indem man call name eintippt. Rudimentäre Englischkenntnisse helfen, sich die Kürzel zu merken, die viele Routineaufgaben beschleunigen.
Beschleunigertastatur
Auch sonst ist die Tastatur des Q10 ein Beschleuniger. Die unterschiedlich geformten Tasten ermöglichen es, Texte blind zu tippen. Außerdem hat der Q10 dieselbe Vervollständigungsfunktion wie der Z10. Sie errät mit guter Trefferquote, was man als Nächstes eingeben will und blendet Vorschläge auf dem Display ein, die man nur noch antippen muss.
Die Tastatur also wird langjährige Blackberry-Nutzer begeistern. Sie bekommen mit dem Q10 ein Smartphone, das alte Tugenden der kanadischen E-Mail-Handys mit aktueller Hardware und Software aufwertet. Dazu gehört auch die überdurchschnittliche Akkulaufzeit. Selbst nach einem Tag intensiver Nutzung zeigte unser Testgerät stets noch 25 bis 30 Prozent Kapazität an. Wer den Q10 im Unternehmen einsetzt, wird sich zudem über die Balance-Funktion freuen, die Berufliches und Privates auf dem Gerät passwortgeschützt voneinander trennt.
Fazit
Blackberry-Fans werden mit dem Q10 Blackberry-Fans bleiben. Das Gerät bietet alles, was sie sich von einem Tastatur-Handy wünschen, nur viel moderner als alle seine Vorgänger. Android- oder iOS-Nutzer werden sich dagegen kaum für den Q10 begeistern können. Nicht nur, weil der Bildschirm so klein ist, sondern vor allem, weil das Softwareangebot noch immer signifikante Lücken aufweist.