Hybrid aus Notebook und Tablet: Das ist das Dell XPS 10
Dell XPS 10 im Test
Etwas Tablet, etwas Notebook, etwas dick
Dells Antwort auf die Frage, ob man ein Tablet oder lieber ein Notebook kaufen sollte, heißt XPS 10. Das Hybridgerät kann beides sein und verspricht dank doppelter Akkuleistung lange Laufzeiten. Doch einige Kompromisse muss man in Kauf nehmen - und gut auf den Einschaltknopf achten.
Die Idee ist nicht neu, aber gut: Man nehme einen Tablet-PC, erweitere ihn um ein paar Anschlüsse und lege ein Tastaturdock bei, in den man das so aufgewertete Tablet stecken kann. Eine solche Kombination ist mal Tablet, mal Notebook und verfügt über genug Leistung für die meisten Aufgaben. Trotzdem ist es leichter als ein normales Notebook und bietet enorme Akkulaufzeiten, weil im Tastaturdock ein großer Stromspeicher steckt.
So funktioniert das zumindest in der Theorie, das soll Dells Hybridrechner XPS 10 leisten. In der günstigsten Ausführung (479 Euro) ist es ein 10,1-Zoll-Tablet mit 32 GB Speicher und Windows-RT-Betriebssystem. Gegen 170 Euro Aufpreis bekommt man bei Dell auch eine Variante des XPS 10 mit passendem Tastaturdock (649 Euro). Zahlt man weitere 100 Euro Aufpreis, gibt es das Gerät mit doppelt so viel Speicherplatz - das kostet dann 749 Euro.
Dells Konkurrenten machen so etwas schon lange. Asus hat das Konzept mit Geräten wie dem Transformer Prime und dem Vivotab RT umgesetzt, Acer mit dem Iconia W510 eine eigene Variante auf den Markt gebracht. Dell hingegen hatte mit dem XPS 12 bisher nur ein Ultrabook mit drehbarem Bildschirm, und Tablets der Latitude-Serie im Angebot. Doch die waren zu klobig, das XPS 12 zu groß und zu schwer und mit Preisen ab 1200 Euro zu teuer, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Mit dem XPS 10 rundet Dell sein Angebot nun nach unten ab.
Fast ein Windows 8
Außerdem probiert der Konzern mit seinem Tablet etwas Neues aus und baut anstelle eines Intel- oder AMD-Chips einen Snapdragon S4 von Qualcomm als Antrieb ein. Das ist kein sogenannter x86-Prozesor, wie er beispielsweise in Desktop-Rechnern steckt, sondern ein speziell für Smartphones und Tablets entwickelter Chip mit der ARM-Technik. Deshalb ist der Prozessor auch nicht für eine normale Windows 8-Version geeignet. Auf dem XPS 10 läuft Windows RT, eine an diese Chips angepasste Art von Windows 8. Die ist zunächst nicht von der normalen Windows 8-Version unterscheidbar, sieht genauso aus und funktioniert genauso. Aber unter Windows RT laufen nur Programme, die speziell für dieses System angepasst wurden. Normale Windows-Software geht nicht.
Damit sind die Nutzungsmöglichkeiten für das neue Dell-Tablet automatisch eingeschränkt. Eine Office-Version allerdings ist vorinstalliert. Wer damit und mit den Apps aus Microsofts Windows Store auskommt, muss sich keine Sorgen machen. Auf Programme wie Photoshop, Lightroom oder gängige Steuer-Software muss man verzichten.
Schnell genug
Beim XPS 10 ist das auch besser so. Der Prozessor wäre mit ernsthafter Bildbearbeitung überfordert. Schon jetzt stresst der Umgang mit E-Mails das Gerät merklich. Markiert man beispielsweise in der Windows-E-Mail-App drei E-Mails und gibt dann per "Entf"-Taste den Löschbefehl, kann man zusehen, wie eine E-Mail nach der anderen aus der Liste entfernt wird. Erfreulicherweise ist das ein Inselphänomen. Ansonsten hat der Dualcore-Prozessor keine Mühe damit, Betriebssystem und Apps sehr geschmeidig und ohne merkliches Ruckeln und Zuckeln ablaufen zu lassen.
Der hochauflösende und sehr helle Bildschirm passt gut dazu. Nicht so gelungen ist dagegen der sehr breite Rand um den Bildschirm herum. Er vermittelt das Gefühl, hier sei jede Menge Platz verschwendet worden. Andererseits schafft er Raum für eine vergleichsweise große Tastatur, die sich doch tatsächlich fast bis zum Rand ausfüllt und es dem Nutzer recht leicht macht, Tasten blind anzusteuern. Die allerdings geben den Fingern wenig Rückmeldung, ob man sie erfolgreich gedrückt hat.
Speicherschwund
Ein Windows-Ärgernis ist die große Differenz zwischen eingebautem und verfügbarem Speicher. Weil Windows RT samt Office und Apps rund zehn Gigabyte Speicherplatz beansprucht und weiterer Speicher für eine Wiederherstellungspartition abgezwackt wird, stehen von den 64 GB in unserem Testgerät nur 43 GB für eigene Daten zur Verfügung. Beim 32-GB-Modell dürfte dieser Effekt noch stärker ausfallen. Gut also, dass man Dells Tablet per MicroSD-Karte aufrüsten kann. Zudem wird ein Adapter mitgeliefert, über den man an den Micro-USB-Port auch USB-Sticks- oder Festplatten anschließen kann.
Zwei weitere USB-Ports stehen am Tastaturdock bereit, sobald man das Tablet dort eingesteckt hat. Das Koppeln und Entkoppeln der beiden Geräte geht sehr leicht vonstatten. Allerdings wird aus dem nicht besonders schweren und schön schlanken Tablet ein recht klobiges Paket, wenn man es mit dem Dock verbindet. Das Gesamtgewicht liegt mit 1310 Gramm auf dem Niveau von 13-Zoll-Notebooks. Ein Mobilitätsvorteil ist das nicht.
Unruhiger Schlaf
Dafür kann man mit dem XPS 10 länger netzunabhängig arbeiten als mit normalen Notebooks. Zehn bis zwölf Stunden waren in unserem Test durchaus übliche Laufzeiten. Allerdings können wir auch ein Problem bestätigen, dass den Testern von Golem aufgefallen ist: Beim Transport scheint das XPS 10 Strom regelrecht zu verlieren. Der Grund dafür ist offenbar, dass die Einschalttaste ungeschützt an der Außenseite des Gehäuses liegt und sehr leichtgängig ist. So wird das Tablet beim Herumrutschen in Rucksack oder Tasche ständig eingeschaltet und kann sich nicht in den Ruhemodus versetzen.
Fazit
Als Tablet macht das XPS 10 trotz des gestreckten Formats ein gute Figur: Es ist schlank, leicht genug und hat einen brillanten Bildschirm. Der breite Rahmen stört allerdings und wirkt altbacken. In Kombination mit dem Tastaturdock und der großen Speicherausstattung (64 GB) wird aus dem Dell-Tablet ein gutes Notebook, auf dem man unterwegs recht angenehm schreiben kann. Primär zu diesem Zweck sollte man es aber nicht anschaffen. Es gibt leichtere und schlankere Notebooks. Die sind allerdings teurer als das XPS 10, insbesondere wenn man einen Touchscreen für Windows 8 haben möchte.
Hybrid-Tablets im Vergleich
Tablet
Acer Iconia W510
Asus VivoTab RT
Dell XPS 10
günstigster Preis ohne / mit Dock
~ / 499*
599 / 729*
479 / 649
Maße (Gehäuse, cm) (mit Dock)
25,8 x 16,7 x 0,9 (x 1,9)
26,3 x 18,1 x 0,9 (x 1,9)
27,5 x 17,7 x 0,9 (2,4)
Volumen (Gehäuse- Maße), cm³
379 / 818
404 / 889
438 / 1168
Gewicht in Gramm (mit Dock)
569 / 1268
525 / 1063
635 /1310
Bildschirm, Auflösung (Pixel)
1366 x 768
1366 x 768
1366 x 768
Bildschirm, Diagonale (Zoll)
10,1
10,1
10,1
Betriebssystem
Windows 8
Windows RT
Windows RT
Prozessor
1.5 GHz Intel Atom Z2760
1,3 GHz nVidia Tegra 3
1,5 GHz Qualcomm Snapdragon S4
Arbeitsspeicher
2 Gb
2 Gb
2 GB
Speicherplatz
32 Gb
64 Gb
32 / 64 GB
Speicherkarte
microSD
microSD
microSD
Funk
W-Lan 802.11 b/g/n; Bluetooth; GPS, NFC
W-Lan 802.11 b/g/n; Bluetooth; GPS, NFC
W-Lan 802.11 a/b/g/n; Bluetooth 4.0
Anschlüsse
USB 2.0/ Micro HDMI
USB 2.0/ Micro HDMI
USB 2.0, Micro-USB, HDMI (per Adapter)
Akku-Laufzeit (laut Hersteller)
18 Stunden
16 Stunden
Keine Angabe
Sunspider 0.9.1 ** (Javascript Benchmark, weniger ist besser)
956,3
987
941
Cinebench CPU 11.5 (Grafikleistung, höher ist besser)
0,46
~
~
Webvizbench (Browser / Grafik, höher ist besser) ***
2870 / 4,23 fps
~ / 4,8 fps
3150 / 6,69 fps
* günstigster Preis im deutschen Online-Handel (laut geizhals.at, Stand 29.11.2012)
** Chrome bei Acer Iconia W510, Nexus 10 laut Anantech, VivoTab laut Laptopmag
*** Acer Iconia W510 und Dell XPS 10 mit IE 9, VivoTab-Wert laut PC World
18 BilderHybrid aus Notebook und Tablet: Das ist das Dell XPS 10
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Dell XPS 10: Ein Hybridgerät aus Tablet und Notebook, angetrieben von einem ARM-Chip und bestückt mit Microsofts Windows RT.
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Normalzustand: Im Grunde ist das XPS 10 ein Windows-RT-Tablet, kann auch so gekauft und genutzt werden.
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Objektiv: Das Tablet ist vollkommen eigenständig nutzbar und kostet mit 32 GB Speicher 479 Euro. Zur Ausstattung gehören eine 2-Megapixel-Chatkamera und die hier abgebildete 5-Megapixel-Schnappschusskamera.
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Extra: Gegen 170 Euro Aufpreis bekommt man mit dem XPS 10 ein Tastaturdock geliefert. Das enthält neben ein paar Anschlussbuchsen, einem Akku und der Tastatur keine Technik. Das Tablet wird in das breite Scharnier gesteckt...
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...für dessen Halterungen im Tablet entsprechende Gegenstücke vorhanden sind.
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Qualität: Material und Verarbeitung des XPS 10 sind sehr hochwertig. Das Gehäuse besteht aus Metall, ist dank einer gummiartigen Oberfläche rutschfest. Irritierend war bei unserem Testgerät der unschöne "Powered by Windows RT"-Aufkleber.
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Gut anzusehen: Von der Seite betrachtet, macht das zweiteilige Gerät eine gute Figur. Es ist nicht zu erkennen, dass es aus Tablet und Notebook zusammengesteckt wurde.
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Dickes Ding: Das Scharnier, das von dem Tablet und Tastaturdock zusammengehalten werden, ist sehr stabil und trotzdem leichtgängig. Es verleiht dem XPS 10 allerdings ein sehr ausladendes Hinterteil.
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Schreibwerk: Die Tastatur des XPS 10 ist gut gelungen. Zwar lässt sie einen definierten Druckpunkt vermissen, macht es dafür leicht, die Tasten zu unterscheiden.
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Bitte öffnen: Dieser kleine Schieber löst die Verriegelung des Tastaturdocks, damit man das Tablet herausnehmen kann.
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Von der Innenwelt zur Außenwelt: Die wichtigsten Anschlüsse sind in das Tablet integriert. Dazu gehört neben der Headset-Buchse die Lautstärkewippe.
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Gehäuseanschlüsse: Am Tastaturdock befinden sich an der linken Seite eine USB-Buchse und der Netzteilanschluss. Auf der...
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...gegenüberliegenden Seite stehen ein weiterer USB-Anschluss sowie eine Mini-HDMI-Buchse bereit.
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Ungewöhnlich platziert: Die Abdeckung des Erweiterungsschachts ist reichlich lang geraten, dafür, dass dort nur eine microSD-Karte unterkommen soll.
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Adapter Nummer eins: Für die Mini-HDMI-Buchse wird ein Adapter für normalgroße Stecke mitgeliefert.
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Adapter Nummer zwei: Auch für die Micro-USB-Buchse am Tablet selbst ist ein Adapter für große Stecker enthalten.
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Energieriegel: Der Netzteilstecker des XPS 10 ist sehr breit und robust gestaltet.
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Verkehrte Welt: Im Test ließen sich die Sensoren des XPS 10 zuverlässig verwirren, wenn man das Tablet verkehrt herum ins Dock steckte.