

Meine Gasrechnung nervt. Sie wird immer höher. Und das, obwohl ich mein Wohnzimmer abends mit einem Kamin beheize. Aber meine Kombination aus einer Neunziger-Jahre-Heizung und einem Sechziger-Jahre-Altbau lässt die Wärme schnell verpuffen. Da erscheint das Versprechen von Tado verlockend: Rund 250 Euro Heizkosten jährlich soll die kleine Box einsparen, indem sie die Heizung intelligent steuert, abhängig davon, ob jemand im Haus ist. Zudem lässt sich die Heizung von überall per Smartphone-App regulieren.
Das System ähnelt dem Gerät der amerikanischen Firma Nest, die Google gerade für 3,2 Milliarden Dollar kauft. Genau wie Nest kann auch die Tado-Box als Ersatz für ein bestehendes Wohnraumthermostat genutzt werden. Ist ein solches nicht vorhanden, schließt man sie direkt an den Heizkessel an.
So ist das in meinem Haus. Entsprechend unsicher war ich, ob ich mich wirklich trauen sollte, das Gerät selbst zu installieren. Tado bietet einen Installationsservice an, wirbt aber damit, 95 Prozent der Kunden würden den Einbau selbst erledigen.
Selbst machen
Das ist Motivation genug für mich. Eine gedruckte Anleitung gibt es nicht. Stattdessen werde ich online durch die Installation geführt. Folgt man den Anweisungen, kann nichts schiefgehen. Außer bei mir. Kaum habe ich alle Kabel angeschraubt und die Tado-Box in Betrieb genommen, geht die Heizung aus.
Zum Glück kann mir die Hotline helfen. Ich schicke ein Handy-Foto der Anschlussleiste meiner Heizung, der Grund für den Ausfall ist schnell gefunden: Laut Tados Unterlagen sind die Anschlüsse meines Heizkessels falsch beschriftet. Ich stecke zwei Kabel um, und alles läuft wie geplant.
Der Rest ist schnell erledigt. Im Wohnzimmer stelle ich einen Temperatursensor auf, an meinen Internet-Router schließe ich ein Gateway an, das die Tado-Box mit dem Internet verbindet. Box und Gateway werden verschlüsselt per Funk verbunden.
Apps für iOS und Android
Das System lässt sich über verschiedene Oberflächen steuern: Es gibt ein Webportal, in das ich mich per Browser einloggen kann, aber auch Apps für iOS und Android. Überall muss man sich mit dem Nutzernamen und Passwort anmelden, das der Hersteller vorgegeben hat, Änderungen sind unmöglich.
Über die App stelle ich ein, wann die Heizung sich ein- und ausschalten soll, auf welche Temperatur sie das Haus aufheizt und wie stark die Zimmer nachts abkühlen dürfen. Die App ist aber vor allem wichtig, weil sie dem System mitteilt, wenn ich das Haus verlasse. Denn das ist der Clou an Tado: Gehe ich weg, wird die Heizung abgeschaltet und Energie gespart.
Wenn ich gehe, friert die Familie
Wie gut das funktioniert, bekommt meine Familie bald zu spüren. Als ich ins Büro gehe, wird es zu Hause kalt. Als ich davon höre, schalte ich die Heizung vom Handy aus wieder ein.
Als Reaktion auf dieses Erlebnis installiere ich die Tado-App auf den Handys aller Familienmitglieder und lerne erneut dazu: Weil deren Handys keine Datenflatrate haben, sind sie unterwegs vom Internet getrennt. Tado merkt deshalb nicht, wenn sie das Haus verlassen, und lässt die Heizung weiterlaufen.
Also richte ich im Tado-Webportal für die Zukunft einen Zeitplan ein, der die Heizung immer dann zum Abschalten zwingt, wenn alle bei der Arbeit oder in der Schule sind.
Fremde in meiner Tado-Box
Die Funktion des Systems ist dadurch natürlich eingeschränkt. Allerdings bei weitem nicht so sehr wie am Heiligabend, als das System plötzlich den Kontakt zum Internet verliert. Wenn das passiert, läuft die Heizung im zuletzt eingestellten Modus weiter. War das der Absenkbetrieb, wird es kalt. Die Hotline sucht tagelang den Fehler, erfolglos.
Die Telefonate zeigen mir, wie sehr ich mich in die Hand Fremder begeben habe. Die Tado-Mitarbeiter können aufs Zehntelgrad genau auslesen, wie warm es bei mir ist, sehen, wie meine Heizung läuft, wann ich sie an- und abschalte und wann ich das Haus verlasse. Tado versichert zwar, dass Datensicherheit und Datenschutz "höchste Priorität" haben, ein mulmiges Gefühl bleibt aber.
Kaufen oder mieten?
Als sich die Probleme nicht per Ferndiagnose lösen lassen, fliegt ein Techniker ein, der mein Heimnetzwerk untersucht. Er findet keinen Fehler. Kaum muss er zum Flughafen, funktioniert das System wieder. Am nächsten Tag gibt es wieder Netzaussetzer, allerdings nur für einige Stunden. Das Problem liegt offenbar bei meiner Fritz!Box oder bei meinem Internetprovider.
Die unerklärlichen Aussetzer, unter denen offenbar nur meine Installation leidet, geben einen Ausblick, welche Probleme das Internet der Dinge, die Vernetzung von allem mit allem, mit sich bringen kann.
Und doch möchte ich nicht mehr auf den Komfort der Heizungssteuerung per App verzichten. Ob sich der Einbau lohnt, ist eine andere Frage. Eine Tado-Box kostet 299 Euro. Wenn die Vorhersagen der Firma stimmen, könnte ich die schon nach etwas mehr als einem Jahr über die Gasrechnung eingespart haben. Ich bin gespannt, ob wenigstens das auf Anhieb klappt.
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Die Heizung: Solche Geräte dürften besonders von den Möglichkeiten einer intelligenten Heizungssteuerung profitieren. Dieses Modell ist noch mit relativ schlichter Technik ausgestattet. Die eingebaute Steuerung entspricht einer simplen Zeitschaltuhr.
Die Anleitung: 95 Prozent der Tado-Kunden installieren die Hardware selbst, sagt die Firma. Ein generelles Handbuch gibt es wegen der vielen Heizungstypen nicht. Stattdessen wird man online durch die Installation geführt.
Anschlussskizze: Für jede unterstützte Heizung wird detailliert erklärt, wie man an die nötigen Anschlussklemmen herankommt und wo man die Kabel der Tado-Box anschließen soll. Bei unserem Test klappte das leider nicht problemlos.
Fehlerteufel: Weil zwei Anschlussbezeichnungen in der Anleitung nicht korrekt waren, schaltete sich die Heizung ab, nachdem die Tado-Box mit ihnen verbunden war. Dieses Foto der Anschlussklemmen (grün) ließ die Support-Techniker den Fehler schnell finden und korrigieren.
Das schafft man: Die drei Kabel, die man an die Heizung angeschlossen hat, werden mit Aufklebern markiert und in der Halterung der Tado-Box festgeschraubt.
Where the magic happens: Die Elektronik der Tado-Box ist letztlich ein Mini-Computer. Positiv: Im Inneren der Box sind der Nutzername und das Passwort für den Online-Zugang zur Box aufgedruckt. Wir haben sie hier unkenntlich gemacht.
Fertig: So sieht die Tado-Box nach erfolgter Montage an der Heizung aus.
Vermittler: Diese kleine Box ist das sogenannte Gateway. Es nimmt per Funk Verbindung zur Tado-Box auf und stellt den Kontakt zum Internet her.
Verbindungen: Das Gateway soll mit einem sehr kurzen Kabel am Internet-Router angesteckt werden, die Stromversorgung erfolgt per USB.
Messzelle: Der Temperaturfühler wird per Solarzelle mit Strom versorgt, kann zur Not auch via Mini-USB aufgeladen werden.
Made in Deutschland: In Anlehnung an die Herstellerhinweise auf Apple-Produkten weist Tado ausdrücklich darauf hin, dass seine Hardware aus inländischer Produktion stammt.
Steuerung per App: Zwar kann man das Tado-System auch über einen Web-Browser steuern, einfacher und sinnvoller ist aber die Kontrolle per Smartphone-App (Android und iOS).
Optionen: In der App lassen sich alle Parameter regeln, die dem Anwender zugänglich sind.
Mitdenken: Wenn nicht alle Haushaltsmitglieder ein Smartphone besitzen (soll es ja geben), kann man per App auch manuell festlegen, wann die Heizung an- und ausgehen soll.
Schon gespart? In die App integriert ist ein Heizkostenrechner, der anhand der bisherigen Abrechnungen kalkuliert, wie viel man durch Tado gespart hat. Hier sind Beispieldaten zu sehen.
Web-Interface: Den besten Überblick über die Aktivität der Tado-Box liefert die Oberfläche im Browser.
Ups, das hätte nicht passieren sollen: Im Test verlor unsere Tado-Box nach etwa zwei Tagen reibungslosen Betriebs regelmäßig den Kontakt zum Internet.
Online - offline: In der Tagesauswertung werden die Offline-Phasen mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet. Im Offline-Modus behält die Tado-Box die zuletzt genutzte Einstellung bei.
So soll es sein: Im Normalbetrieb markiert die Tado-App mit entsprechenden Symbolen Zeiten, zu denen die Heizung in Heiz- oder Absenkbetrieb geschaltet wurde. Zusätzlich wird der Temperaturverlauf aufgezeichnet.
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