
iPhone 5s und 5c im Test: Mit Scanner und viel Farbe
iPhone 5s und 5c im Test Das können die neuen Apple-Handys
Die Neuerung, über die nach der Vorstellung der neuen iPhones am meisten gesprochen wurde, ist der von Apple als Touch ID bezeichnete Fingerabdruckscanner. Er dient dazu, das Handy per Fingerabdruck zu entsperren oder Einkäufe in Apples Onlineshops zu autorisieren. Apple begründet die Einführung unter anderem damit, dass die Hälfte der iPhone-Besitzer keinen Zahlencode nutzt, um ihr Handy vor fremdem Zugriff zu schützen.
Touch ID macht es nun viel leichter, das Handy zu sichern, ohne Zahlen eintippen zu müssen. Zum Entsperren genügt es, nach dem Druck auf den Home-Button den Finger noch einmal kurz auf den Knopf aufzulegen. Im Test funktionierte das sehr zuverlässig, schnell und unabhängig davon, in welchem Winkel man den Finger auflegt. Bis zu fünf Finger kann man pro Gerät registrieren und so auch anderen Zugriff geben. Ganz ohne Zahlencode kommt man aber trotzdem nicht aus. Jeweils nach dem Einschalten, nach 48 Stunden Inaktivität und nach fünf Fehlversuchen muss man sich mit seinem Code identifizieren, bevor Touch ID wieder funktioniert.
Der Fingerabdruck lässt sich nicht auslesen
Tatsächlich scheinen Befürchtungen, Fremde, womöglich der US-Geheimdienst NSA, könnten einen Fingerabdruck aus dem Gerät auslesen, unbegründet. Zum einen weil die Touch-ID-Daten in einen von Apple als Secure Enclave bezeichneten Speicherbereich des A7-Chips abgelegt werden, der nur von der Touch-ID-Technik angesprochen werden kann. Andere Apps haben darauf keinen Zugriff, bei einem Backup des Handys wird dieser Bereich übersprungen und auch in der iCloud landen die Daten nicht.
Zudem speichert Apple kein Bild des Fingerabdrucks, sondern nur dessen Hash ab. Ein solcher Hash ist ein mathematisches Konstrukt, das laut Wikipedia genutzt wird, um Daten "nahezu eindeutig zu identifizieren, ohne etwas über den Inhalt zu verraten". Der ursprünglich eingelesene Fingerabdruck lässt sich daraus also nicht wiederherstellen. Überdies erschwert Apple den Zugriff auf die Daten erheblich, indem der Hash zusätzlich mit einer modifizierten Variante der AES-Kryptotechnologie verschlüsselt wird. Der so aufgezeichnete Fingerabdruck ist spezifisch und kann nur auf dem Gerät genutzt werden, auf dem er erzeugt wurde.
Mehr Bits bitte
Neben Touch ID ist der neue A7-Prozessor die wichtigste Hardware-Neuerung im iPhone 5s. Mit ihm führt Apple als erster Handyhersteller 64-Bit-Technik in einem Smartphone ein und verspricht einen deutlichen Leistungszuwachs. Im Testprogramm Geekbench 3 erreichte das getestete iPhone 5s knapp 2250 Punkte. Zum Vergleich: Das iPhone 5 kommt im selben Test auf rund 1650 Punkte. Der A7 ist also tatsächlich spürbar schneller als der A6. Wie viel man davon hat, hängt aber auch davon ab, wie schnell Software-Entwickler ihre Apps an die neue Technik anpassen. Apple selbst warnt, dass alte 32-Bit-Apps das System verlangsamen können, weil für sie parallel alte 32-Bit- und neue 64-Bit-Bestandteile des Betriebssystems im Speicher gehalten werden müssen.
Technische Daten
Hersteller | Apple | Apple |
---|---|---|
Modell | iPhone 5s | iPhone 5c |
Maße (Millimeter) | 124 x 59 x 8 Millimeter | 124 x 59 x 9 Millimeter |
Gewicht | 112 Gramm | 132 Gramm |
Sprechzeit | Bis zu 10 Std. | Bis zu 10 Std. |
Standby | Bis zu 10 Tage | Bis zu 10 Tage |
Display-Diagonale | 4 Zoll | 4 Zoll |
Display-Auflösung | 1136 x 640 Pixel | 1136 x 640 Pixel |
Prozessor | 1,3 GHz Dualcore* | 1,3 GHz Dualcore* |
Arbeitsspeicher | 1 GB* | 1 GB* |
Massenspeicher | 16/32/64 GB | 16/32 GB |
Speichererweiterung | Nein | Nein |
Kamera (hinten/vorne) | 8/1,2 Megapixel | 8/1,2 Megapixel |
Mobilfunktechnik | LTE, HSDPA, UMTS, EDGE, GPRS, GSM | LTE, HSDPA, UMTS, EDGE, GPRS, GSM |
W-Lan | 802.11 a/b/g/n | 802.11 a/b/g/n |
Bluetooth | 4.0 | 4.0 |
Betriebssystem | iOS 7 | iOS 7 |
Besonderheiten | Touch-ID-Sensor, 64-Bit-Technik, M7-Coprozessor, | |
Preis | 699/799/899 Euro | 599/699 Euro |
Abzuwarten bleibt, was Programmierer aus der OpenGL-3.0-Grafiktechnik holen werden, die mit dem neuen Chip eingeführt wird. Demos, die Apple bei der Vorstellung des iPhone 5s zeigte, waren vielversprechend. Ebenso vielversprechend ist der in den A7 integrierte Co-Prozessor M7. Er kümmert sich ausschließlich darum, Sensordaten zu verarbeiten und Apps bereitzustellen. Weil er dabei nur ein Sechstel des Stromes benötigt, den der A7 für dieselben Aufgaben bräuchte, könnte er künftig dazu beitragen, dass beispielsweise Fitness- und Augmented-Reality-Apps weniger stark am Akku nuckeln.
Fette Pixel und ein warmer Blitz
Obwohl die Kamera des neuen iPhone immer noch nur vergleichsweise magere acht Megapixel Auflösung bietet, hat sie einige entscheidende Verbesserungen bekommen. Zum einen wurde der Fotochip vergrößert, so dass die lichtempfindlichen Sensoren darauf jetzt 1,5 Micron messen und damit größer sind als bei Handys üblich. In Kombination mit der auf f/2.2 vergrößerten Blendenöffnung dringt nun mehr Licht auf den Sensor und man kann bei schlechter Beleuchtung bessere Fotos machen. Schlechte Lichtverhältnisse galten als besonderer Schwachpunkt der Kamera im iPhone 5.
Dazu trägt auch der True Tone Flash genannte Blitz bei, der über eine weiße und eine bernsteinfarbene Lampe verfügt. Abhängig vom Umgebungslicht berechnet das Handy bei Dunkelheit eine zum Motiv passende Mischung der beiden Farben und lässt die beiden Blitze entsprechend aufleuchten. Im Test wurden dadurch vor allem Hauttöne realistischer aufgenommen als mit dem iPhone 5. Zudem kann die Kamera jetzt schnelle Bildfolgen mit zehn Fotos pro Sekunde schießen, bis der Speicher voll ist. Außerdem bietet sie bei Videos einen Zeitlupenmodus mit 120 Bildern pro Sekunde, der sehr einfach zu bedienen ist und beeindruckende Ergebnisse liefert.
An die Fotoqualität des Nokia Lumia 1020 kommt Apple aber auch mit der neuen Kamera nicht heran. Dessen 41 Megapixel sind einfach nicht zu schlagen, auch wenn sie nur 1,1 Micron groß sind.
Details
Neben diesen Änderungen hat Apple beim 5s vor allem einen Mangel des iPhone 5 ausgebügelt: Der LTE-Chip ist jetzt nicht mehr auf das Netz der Telekom beschränkt, sondern kommt mit allen in Deutschland verfügbaren LTE-Netzen klar. "Auch mit denen, die noch angekündigt werden", sagt ein Apple-Sprecher. Außerdem ist die Facetime HD genannte Frontkamera mit einem verbesserten Fotosensor bestückt worden.
Und was ist mit dem iPhone 5c?
Diese beiden letztgenannten Neuerungen haben es auch ins iPhone 5c geschafft, das ansonsten technisch mit dem iPhone 5 identisch ist, aber in einem neugestalteten Kunststoffgehäuse steckt, das mit seinen Rundungen ein wenig an frühere iPhone-Modelle erinnert. Befürchtungen, das Plastikgehäuse würde billig wirken, verschwinden, sobald man das Gerät in der Hand hält. Der hochglänzend lackierte Korpus macht einen sehr stabilen Eindruck, der Lack sieht sehr hochwertig aus, vor allem in dem grünen Farbton, der unser Testgerät ziert. Gegenüber dem Vorjahresmodell ist es aber nur um 80 Euro billiger geworden - ein "Billig-Modell" ist das 5c also beileibe nicht.
Fazit
Eines stellt Apple mit den neuen Modellen klar: iPhones sind Luxus, auch wenn Technik vom Vorjahr drinsteckt, wie beim iPhone 5c. Egal welche Version man wählt, ein Apple-Handy ist immer teurer als vergleichbare Android-Smartphones. Insbesondere wenn man ein Modell mit viel Speicher wählt, fällt der Aufpreis oft sehr hoch aus.
Gleichzeitig stemmt sich Apple gegen den Trend: Die neuen iPhones haben weder einen größeren Bildschirm, noch Full-HD oder NFC. Auf dem Datenblatt müssen sich iPhone 5s und 5c Android-Konkurrenten wie dem LG G2geschlagen geben. Stattdessen führt der Konzern mit 64 Bit und Touch ID neue Techniken ein.