
Highend-Handy im Test: Das ist das Samsung Galaxy S4
Samsung Galaxy S4 im Test Dieses Handy braucht keine Berührung
Was nach dem ersten Einschalten sofort auffällt: Der Bildschirm des Samsung Galaxy S4 begeistert - wenn man knallige Farben mag. Er leuchtet sehr hell und zeigt dank Full-HD-Auflösung (1920 x 1080) feine Details an. Texte sind angenehm zu lesen, weil die Buchstaben scharf auf dem Hintergrund stehen. Es fehlt allerdings der vom Galaxy S3 bekannte Bildschirmmodus "Natürlich", der einen warmen Farbeindruck erzeugt. Im Gegensatz dazu wirkt das S4 mit seinem leichten Blaustich unterkühlt.
Anders sieht es mit der 13-Megapixel-Kamera des S4 aus: Sie ist schnell, liefert realistische Farben und kommt mit unterschiedlichen Lichtsituationen gut klar. Selbst in der 100-Prozent-Ansicht sind Kompressionsartefakte auf den Aufnahmen vernachlässigbar.
Zudem hat Samsung die Kamera-App mit einigen Funktionen aufgewertet. Spaß macht beispielsweise "Drama", bei der man mehrere Aufnahmen eines sich bewegenden Objekts zu einem Bild zusammenführt. Nützlich sind die Funktionen "Best Face" und "Bestes Foto", die dabei helfen, schöne Gruppenfotos und Porträtaufnahmen zu machen. Vollkommen überflüssig hingegen finde ich den Dual-Shot-Modus, bei dem die beiden Kameras das Motiv und den Fotografen zugleich aufnehmen und zu einem gemeinsamen Bild verweben.
Mit Gigabit ins W-Lan
Bei Leistung und Ausstattung kann kein anderes Smartphone mit dem Samsung Schritt halten. Sein Quadcore-Prozessor ist zwar derselbe wie der im HTC One und im LG Optimus G. Während er dort jedoch 1,7 GHz tickt, ist er im S4 mit 1,9 GHz getaktet. Der Unterschied macht sich bemerkbar. Im Antutu-Benchmark erreicht das Optimus G rund 19.000 Punkte, das S4 mehr als 24.000. Geekbench attestiert dem S4 3170 Punkte, dem HTC One nur 2700.
Die Ausstattung mit drahtlosen Funktionen ist fast komplett - es fehlt nur die drahtlose Ladefunktion. Das Galaxy S4 beherrscht alle aktuellen Funkstandards in den jeweils schnellsten beziehungsweise sparsamsten Varianten. Dazu gehören:
- GSM/GPRS/EDGE
- HSPA+
- LTE
- W-Lan 820.11 a/b/g/n/ac
- Bluetooth 4.0
- NFC
Dabei gibt es mehrere Besonderheiten. Wer schon einen W-Lan-Router besitzt, der den 802.11ac-Standard beherrscht, kann zu Hause mit Gigabit-Geschwindigkeit im Heimnetz surfen. In unserem Test machte sich das spürbar gegenüber anderen Verbindungen bemerkbar. Außerdem ist auf der Oberseite des S4 ein kleiner Infrarotsender eingebaut. Mittels einer mitgelieferten App lässt sich das Smartphone damit als Fernbedienung für TV- und Stereoanlage nutzen.
Bitte nicht anfassen
Enttäuschend sind die von Samsung als Highlight beworbenen berührungslosen Gesten- und Augensteuerungsfunktionen. Air Call-Accept, mit dem man eingehende Anrufe mit einem Wedeln der Hand entgegennehmen soll, hat bei keinem meiner Versuche funktioniert.
Die Vorschaufunktion Air View soll eine vergrößerte Ansicht des Bildschirmausschnitts anzeigen, auf den man mit dem Finger zeigt. Auf Webseiten wird dann ein kleines Fenster mit einem zum Lesen viel zu kleinen Textausschnitt angezeigt. Nützlicher ist das in der E-Mail-App, wo man per Fingerzeig eine Vorschau ungelesener E-Mails zu sehen bekommt.
Kopf oder Maske, ganz egal
Nach ein wenig Üben konnte ich mit einer Wedelbewegung über dem ausgeschalteten Bildschirm die Quick-Check-Funktion aufrufen, die eine Übersicht entgangener Nachrichten und anstehender Termine anzeigt - sehr nützlich. Weniger nützlich, aber hübsch anzuschauen ist Air Jump, das berührungslose Scrollen auf Webseiten. So bleibt der Bildschirm länger sauber.
Die Smart-Scroll-Funktion, die das Scrollen in Texten durch ein leichtes Neigen des Kopfes ermöglicht, ließ sich vergleichsweise leicht aktivieren. Allerdings war stets ein Zeitversatz von ein bis zwei Sekunden zwischen Kopfbewegung und Scrollen bemerkbar. Flüssig lief das nicht. Die Automatik des Handys lässt sich leicht überlisten und von nahezu allem foppen, das irgendwie nach Kopf mit Augen aussieht. So begann das Testgerät auch zu Scrollen, als wir ihm das Foto eines berühmten Fußballers und eine leere Maske vor die Sensoren hielten.
Design
Optisch hat sich am S4 auf den ersten Blick kaum etwas gegenüber dem S3 verändert, es steckt ebenfalls in einem Kunststoffgehäuse. Technische Vorteile hat das sicher, optische nicht. Wie man Kunststoff einen edlen Look verpassen kann, hat Nokia mit der Lumia-Serie vorgemacht. Trotzdem sieht das S4 etwas edler aus als das S3, was am neu gestalteten Rahmen und am dünnen Deckglas liegt.
Fazit
Das Galaxy S4 ist derzeit das technisch beste Android-Handy. Es ist schnell, hat eine sehr gute Kamera, die derzeit beste Auswahl drahtloser Technologien und einen sehr guten, hochauflösenden Bildschirm. Die von Samsung beworbene berührungslose Gestensteuerung ist allerdings enttäuschend, funktioniert oft erst beim zweiten oder dritten Versuch und manchmal gar nicht. Da muss Samsung nachbessern. Zumal das S4 mit einem Listenpreis von 729 Euro kein Schnäppchen ist.