
Apples Innovationen "One more thing", bitte!


Apple-Logo: gepflegte Langeweile statt schräger Ideen
Foto: Peter Kneffel/ dpaMehr als ein Jahrzehnt lang waren Apples Produktpräsentationen wie Wundertüten: Manchmal steckten Dinge darin, die man vor dem Öffnen nicht erwartet hätte. Angefangen hat das 1998, als der zu seiner Firma zurückgekehrte Steve Jobs den iMac vorstellte. Das Staunen über den kleinen Knubbelrechner war damals groß. Nicht nur, weil er Computer und Bildschirm im selben Gehäuse vereinte und mit den seinerzeit neumodischen USB-Buchsen bestückt war. Vor allem, weil er nicht aussah, wie Rechner damals aussahen.
Dieses Anderssein rettete dem strauchelnden Unternehmen letztlich das Leben. Das berühmte "One more thing", das Unbekannte, das der 2011 verstorbene Jobs gerne zum Ende seiner Auftritte präsentierte, wurde Kult. Mit dem iPod, den Apple 2001 vorstellte, wandelte sich der MP3-Player vom Spielzeug zur Musikbibliothek. Der iTunes Store, den der Konzern 2003 nachschob, machte den Online-Einkauf digitaler Musik so einfach und günstig, dass Raubkopien ihren Reiz verloren.
Um das iPhone, das Apple 2007 präsentierte, wurde der kalifornische Konzern von der Mobilfunkbranche zuerst belächelt und dann beneidet. Ähnlich verhielt es sich beim iPad, mit dem Apple 2010 überraschte. Statt sein Desktop-Betriebssystem um ein Touchscreen-Funktionen zu erweitern - wie es Microsoft mit Windows versucht - hatte Apple sein Handy-Betriebssystem für den größeren Bildschirm angepasst und wurde sofort Marktführer in einem neu geschaffenen Segment.
Nur noch Weiterenwicklungen bekannter Produkte
Doch seitdem hat es nicht mehr viele Überraschungen gegeben bei Apple. In den vergangenen Jahren zeigte der Konzern in erster Linie logische, aber eben nicht aufregende Weiterenwicklungen bekannter Produkte. Jedes Jahr eine neues iPad, ein iPhone und einen iMac. Apple liefert Fortsetzungen, so wie es Hollywood gerne tut. Die spülen verlässlich Geld in die Kasse, zumindest eine Zeit lang. Aber irgendwann wird die soundsovielte Fortsetzung ein Publikum langweilen, das nach neuen Ideen hungert.
Die Wettbewerber nutzten die Zeit zum Aufholen. Als die Konkurrenz erst einmal die grundlegenden Prinzipien des Apple-Handys für sich adaptiert hatte, dauerte es nicht mehr lange, bis die Kalifornier ihren Vorsprung einbüßten und ihre Smartphone-Marktführerschaft an Samsung verloren. Auch das Quasi-Monopol, das Apple einst bei Tablet-Rechnern besaß, ist dahin.
Am Montagabend startet in Kalifornien die Apple-Entwicklerkonferenz WWDC. Traditionell der Anlass, zu dem Apple seine neuen Produkte präsentiert - und hoffentlich die Gelegenheit zum Ausstieg aus der Endlosschleife des ewig Gleichen. Eine Überraschung muss es sein, die Apple-Chef Tim Cook der Welt am Montagabend zeigt.